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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Atomraketensache einfällt, bindet Nick das »Gespräch« mit einem seiner Lieblingssätze ab.
    »Tja, irgendwo ist immer noch 1989 ... «
    Wobei das ja nicht unbedingt was Schlechtes ist. Wir verdienen schließlich unser Geld damit, dass es diese kleinen Vergangenheitsinseln gibt. Legacy Systems Support ist der offizielle Name für das, was die Datacorp tut. Die Company kümmert sich um all die antiken Rechner, die still und heimlich die Welt am Laufen halten. Und von denen gibt es verdammt viele: In New York zum Beispiel erledigen noch immer IBM-Rechner aus den Sechzigern die Lohnbuchhaltung im Rathaus. Oder dieses Radioteleskop da oben in England - das wird von BBC Micros aus den frühen Achtzigern gesteuert. So richtig angestaubt ist der ganze Scada-Kram, die Computer in Kläranlagen, Umspannwerken und Plutoniumfabriken. Die haben oft schon Jahrzehnte auf dem Buckel, und wenn man diese Oldies nicht ab und zu mal beatmet, rauchen sie ab, was nicht weniger als TEOTWAWKI bedeuten würde. Eine von Nicks Lieblingsabkürzungen: The End Of The World As We Know It - das Ende der Welt, so, wie wir sie kennen. Hat er wahrscheinlich in den Verschwörungsforen aufgegabelt, in denen er immer rumhängt. Oder von R.E.M. geklaut. Kritische Altsysteme warten - das ist unser Job, und er klingt erst mal ziemlich staatstragend. Doch in Wirklichkeit ist der Job bei der Datacorp eine nicht enden wollende Abfolge von Kleinscheiß - zumindest die Aufträge, die bei mir landen. Es läuft immer auf das Gleiche hinaus: Der Paketbote knallt irgendeinen Dinosaurier in Blasenfolie vor meine Tür. Ich soll die Daten rausholen und dem Besitzer in einem zeitgenössischen Format rüberschieben. Data Retrieval steht dann in Johns Auftrag an mich - falls er sich überhaupt die Mühe macht, für die Sache selbst eine Tastatur zu berühren. Letzte Woche zum Beispiel kam ein alter Mac rein, von irgendeiner Bude aus dem Mittelwesten, eine Metallschleiferei oder so. Die schoben Panik, weil auf einer ihrer Festplatten total wichtige Konstruktionspläne waren, aber keiner sie da runterkriegte. Kein Wunder, auf der Kiste lief OS 5! Das kam in dem Monat raus, als Sabrina mit »Boys, boys, boys« die deutschen Charts stürmte - ein Stück, an das wir uns wohl noch auf dem Totenbett erinnern werden, genauer gesagt: an dessen Video wir uns noch auf dem Totenbett erinnern werden, genauer gesagt: an die Szene, in der Sabrina im Pool auf und ab hüpfte. Eine prägende Erfahrung für alle Jugendlichen mit Masturbationshintergrund. Den völlig irrelevanten Teil, also die Mucke, gab's auf dem Cevi damals sogar digitalisiert. Okay, der Mac-Job jedenfalls war ziemlich banal: einen alten Apple Cube aus unserem kleinen Rechnerarchiv holen und die Festplatte von den Amis anschließen, über SCSI natürlich. Dann die Daten auslesen, zwischendurch noch das passende alte MiniCAD-Programm besorgen, zack, und schon waren die Konstruktionspläne als Grafik exportiert. Fertig. Nick hat es besser. Er darf ab und zu das große Rad drehen. Den haben sie zum Legacy Systems Consultant befördert, und das bedeutet, er darf bei den wichtigen Government Contracts mitmischen. Das sind die fetten Regierungsaufträge, bei denen es immer gleich um Milliarden geht. Die Kohle kommt vermutlich aus den schwarzen Budgets, mit denen die U.S.-Regierung ihre Geheimprojekte finanziert. Genauer weiß ich's nicht, denn seit wir bei der Datacorp arbeiten, darf mir mein Kumpel so gut wie nichts mehr erzählen. Doch ich spüre, dass er bei diesem Auftrag mit dem Tape sein Schweigen brechen muss. Auf seine typische Nick-Art schneidet er ohne Vorwarnung ein völlig neues Thema an.
    »Warum ruft John gerade uns an?«, murmelt er vor sich hin. Sehr nett, Alter, aber zu viel der Bescheidenheit.
    »Du meinst: Warum hat er gerade dich angerufen?«
    Er wischt meinen Einwand mit der Hand weg.
    »Ist doch egal. Der Punkt ist: Die Firma hat in Europa locker fünfzig Leute, die Legacy Systems Support machen. Warum gibt John gerade uns den Job?«
    »Weiß nicht. Weil er uns vertrauen kann? Weil wir nicht so tief drinstecken in der Organisation?«
    Nick reibt sich nachdenklich sein glatt rasiertes Kinn, genau an der Stelle, wo er in den Neunzigern dieses lächerliche Ziegenbart-Experiment am Laufen hatte.
    »Vielleicht.«
    Wieder eine halbe Minute Pause, dann schließlich stellt er die Frage, die schon seit zwanzig Kilometern in der Luft liegt: »Meinst du, John hat's geschafft?«
    In diesem Moment klingelt sein

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