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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Wischtechnik so auf alte Hacienda getrimmt ist, klack, klack, sie steigt die zwei Stufen zur Bestelltheke hoch.
    »Hello.«
    Sie klingt verunsichert.
    »Haha, äh, it's me again.«
    Ich haspele wie immer schrecklich rum, mit dieser typisch deutschen Mischung aus gestelztem Schulenglisch und schlecht nachgemachtem amerikanischen »r«, mit dem sich alle Deutschen einen einheimischen Anstrich geben wollen, die schon einmal den Boden der Vereinigten Staaten betreten haben. Womit soll ich nur einsteigen, vielleicht etwas Süßholzraspeln? Wie wäre es damit, dass ich nur anrufe, um mal wieder ihre Stimme zu hören?
    »Oh, that's so sweet«, quietscht Andie zurück. Es klingt nach einer Melange aus Mitleid und diesem »süüüüüüß«, das kleine Mädchen absondern, wenn sich ein Hund auf den Rücken dreht, um gekrault zu werden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Nick sich Zeige-und Mittelfinger in den Mund steckt und so tut, als müsse er sich übergeben. Hättest ja auch rausgehen können, Alter! Aber nein, der Herr muss sich natürlich noch mit in dieses Mini-Rigips-Kabuff reinzwängen. Jetzt konzentrieren: Du musst ihr die Sache so unverdächtig wie möglich unterjubeln, nur nicht aus dem Plauderton rausfallen.
    »Could you do us a little favour? «
    »Sure«, quittiert sie, freundlich wie immer. Also frage ich, ob sie uns zwei Flüge buchen kann. Ja, wohin eigentlich? Ich drehe mich zum Beifahrer um und zucke mit den Schultern. Er flüstert »Denver« rüber, und ich wiederhole brav »Denver« in den Hörer. Ach ja, Andie, und könntest du es vielleicht so anstellen, dass die Buchung nicht über die Firma läuft? Es dauert wieder eine Sekunde, dann flötet sie ein »sure« und fügt nach einer kurzen Denkpause hinzu: »I can charge it to my private account.«
    Das ist dreifach erstaunlich. Erstens: Sie klingt so, als würde sie es kein bisschen wundern, dass ihre Kollegen an ihrem Arbeitgeber vorbei eine kleine Lustreise klarmachen wollen. Zweitens: Sie fragt nicht einmal, wer ihr die Kohle für die Aktion gibt und wann, dabei bezahlt sie die Tickets ja erst mal aus ihrer eigenen Tasche. Aber das ist wieder typisch für die Company. Bei der Datacorp fragt nämlich nie jemand nach Geld, in dem Punkt verhalten sich die Jungs gar nicht amerikanisch, sondern eher wie eine Bande britischer Aristokraten: Über Geld spricht man nicht, das ist einfach vorhanden. Selbst Andie hat nie ein Wort darüber verloren, was sie verdient und wie sie sich ihren »Beamer«, ihr bajuwarisches Cabriolet neuester Baureihe, leisten kann, oder ihre französischen Schuhe - die rote Sohle erkennt man ja selbst als Nerd. Drittens: Ohne dass ich davon rede, bietet sie an, während ihrer Mittagspause nochmal im Ambrosia reinzuschneien. Dann könnte ich ja nochmal anrufen und sie würde uns dann die FlugCodes durchgeben, schlägt sie vor. Als ob es das Normalste der Welt ist, nur noch von einem Cafe aus zu telefonieren, weil einen der eigene Arbeitgeber abhört. Vor lauter Begeisterung darüber, dass unser Plan funktioniert, verlerne ich das »th« und radebreche zum Abschied ein »Sätz gräit«.
    Ohne mich umzudrehen, weiß ich, dass Nick jetzt Hilfe suchend zur Decke schaut. Hey: Nicht jeder darf am laufenden Band bei irgendwelchen Topsecret-Missionen dabei sein und so ständig sein Englisch aufpolieren! Andie trällert noch ein »Bye« in den Hörer und reicht ihn an Juan weiter, der nach einem knappen »Good-bye« auflegt.
    »Großartig«, leiert Nick und schiebt mich vom Telefon weg, »kann ich jetzt auch mal.«
    Ich reiche ihm den Hörer rüber, mache aber keine Anstalten, zur Seite zu geben.
    »Allein!«, zischt er genervt hinterher. Na toll: Du darfst meinem Lübke-Flirt beiwohnen, aber ich darf nicht dabei sein, wenn du mit Sabina plauschst. Extra langsam räume ich meinen Platz auf den Klappstuhl vorm Telefon und quetsche mich aus der Kabine raus. Draußen, in dem Schlauch, der den indischen Callshop mit dem norddeutschen Nieselwetter verbindet, riecht es nach Curry und Zigarettenrauch, der bis vor wenigen Jahren noch in die Gipswände einziehen durfte.

#19 T-5: 16:04
    Nachdem wir beide unsere Herzdamen angerufen hatten, waren wir natürlich gefühlsmäßig viel zu aufgewühlt, um die Pläne vom Table Dance weiterzuverfolgen. Wie hätten wir uns danach zwanzigjährige Aerobic-Sandras angucken können, die uns ihre drallen, sonnenbankgetoasteten und eingeölten Hintern unter die Nase halten? Das wäre doch eine Art von emotionalem

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