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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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trotzdem immer wieder losrennt.
    »Nein, lieber Kee«, er überzieht das »Kee« zentimeterdick mit ätzender Missgunst, »wir können den Wagen nicht mehr benutzen.«
    Ich schalte auf noch unschuldiger.
    »Und warum? Wir haben doch diesen GPS-Störsender installiert.«
    »Weil der nichts bringt! Die neueste Generation von Trackern peilt die nächsten Handy-Sendemasten an, trianguliert die Position des Autos und schickt den Verfolgern eine SMS mit deinem Standort. Und wer weiß, wo die Company den Peilsender diesmal versteckt hat? Dafür müssten wir die ganze Karre absuchen.«
    Beim letzten Satz versucht Nick so normal wie möglich zu klingen, weil sich gerade ein pickeliger Teenie an uns vorbei in den Headshop quetscht. Dabei mustert er uns von oben bis unten mit einem angeekelten »Diese Schwuchteln«-Blick. Langsam fallen wir ein bisschen auf. Ich schaue um die Ecke. Der Datacorp-Typ ist weg. Sehr schlau von uns, nicht aufzupassen, in welche Richtung er marschiert ist. So können wir ihm jede Sekunde über den Weg laufen, sobald wir unser Versteck verlassen. Langsam gehen uns die Optionen aus: Wir können unseren Dienstwagen nicht mehr benutzen, weil er verwanzt ist. Ein Auto mieten geht auch nicht, weil wir dafür eine Kreditkarte bräuchten. Wir können nicht zurück in die Pension, weil das Haus garantiert überwacht wird. Wir kommen nicht mehr an meinen Dienstrechner ran, weil der im Zimmer steht. Vor allem können wir nicht mehr nach Hause fahren, weil sie da auch bestimmt auf uns warten. Ich schaue den Beifahrer an. Er schaut zurück und grinst süffisant.
    »Andererseits gäbe es da noch jemanden, der ganz sicher einen IBM einundfünfzig-zehn hat.«
    Wen kann er meinen? Er hat bestimmt wieder ein Ass im Ärmel. irgendjemand, den er bei einem seiner vertraulichen Aufträge kennen gelernt hat.
    »Roadtrip?«, schlage ich vor.
    »Gerne. Aber wie kommen wir nach drüben?«
    »Andie?«
    Nick schaut skeptisch.
    »Kann man ihr vertrauen?«
    »Hundertpro kann man ihr vertrauen«, sage ich mit dem Brustton der Überzeugung, nachdem mein Penis die letzten fünf Prozent aufgerundet hat.
    »Aber wie willst du sie kontaktieren? Wenn die Company jemanden abhört, dann bestimmt sie.«
    Ich schaue auf die Uhr. Noch ein paar Stündchen, dann stehen die Menschen an der Westküste auf und das bedeutet: Andie wird ihren göttlichen Körper aus dem Bett schwingen, der - mit Chrom überzogen - mindestens so heiß aussähe wie die geairbrushten Roboterfrauen von Hajime Sorayama, die früher in jeder zweiten Jungsbude hingen. Egal, Andie wird sich fertigmachen und dann ihr Frühstück holen gehen. Das könnte meine Chance sein, die Sache mit dem Geldautomaten auszubügeln.
    »Kein Problem - hab 'nen Plan«, sage ich so beiläufig wie möglich. Nick zieht die Augenbraue hoch. Tja, Mister Spock, Sie haben kein Monopol auf geheimnisvolle Andeutungen.

#18 T-5: 19:11
    18:45 Uhr, also genau Viertel vor neun in Kalifornien. Genau jetzt müsste Andie ins Ambrosia reinkommen, um ihren Caffe Latte einzusammeln. Wie alle anderen in ihrer Abteilung fängt sie nämlich Punkt neun an und lässt Punkt fünf den Griffel fallen. Die Amis tun zwar immer so schrecklich fleißig, aber im Grunde genommen schieben sie so gemächlich Dienst nach Vorschrift wie wir hier in Deutschland. Klar, drüben betont jeder, sein Job habe nichts mit einem Nine-to-five-Job zu tun, aber das ist reine Show - genau wie jeder behauptet, seine Uni oder sein Studienfach sei das härteste gewesen. Wenn drüben überhaupt jemand länger als neun Stunden ackert, dann sind es höchstens die Häuptlinge. Und die schieben auch nur deshalb Überstunden, um sich ein neues Kostensenkungsprogramm auszudenken, das aus fünf Großbuchstaben besteht - B.O.O.S.T. oder S.T.A.R.T. bieten sich an - und das die Slacker dazu bringen soll, mehr zu schuften.
    »Ambrosia, this is Juan«, krächzt es aus der Leitung. Ah, der freundliche alte Mexikaner arbeitet immer noch da. Ich frage ihn, ob Andie wohl zu sprechen ist. Sein »wait a sec... « klingt ziemlich verwundert. Das Tellerklappern im Hintergrund wird plötzlich dumpfer und man hört ein leicht verstörtes »Andie, it's for you«.
    Ha! Jetzt wird sie mit ihrem perfekt manikürten Zeigefingernagel auf sich selbst zeigen, überrascht gucken und mit dem Mund lautlos die Worte »For me?« formen. Das Klackern von Absätzen kommt näher, ah, sie hat draußen auf der Terrasse gewartet. Jetzt läuft sie an der Wand vorbei, die mit

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