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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Unregelmäßigkeiten.«
    Er grinst von einem Ohr zum anderen.
    »Sabina sagt, dass sich die Kleine schon an allen Sachen hochzieht. Noch 'n paar Tage und sie läuft!«
    Was ist los, E.T.? Wenn du früher nach Hause telefoniert hast, wurden mir die Einzelheiten dezent erspart.
    »Na, ist doch toll«, lüge ich mit gespielter Begeisterung.
    »Sir?«, quakt der Rotschopf dazwischen. Stimmt, der ist ja auch noch da. Ich muss ihm wieder was zu tun geben.
    »Bell peppers, lettuce, jalapenos and some mustard. Take out.«
    Natürlich zum Mitnehmen.
    »Wir müssen unbedingt in Bewegung bleiben - wie die Haie«, hatte mir der Beifahrer schließlich heute Morgen eingeschärft. Seine Erklärung klang einleuchtend: Wenn wir irgendwo lange parken, steigt die Chance, dass ein Bulle vorbeikommt und unseren Wagen bemerkt. Und weil die Datacorp sicher dafür gesorgt hat, dass er zur Fahndung ausgeschrieben ist, wäre unsere kleine Dienstreise an dieser Stelle vorbei. Deshalb haben wir beschlossen, wenn es geht, nur noch im Auto zu essen, was in diesem Nest bedeutet, beim Team von der U-Bahn einzukehren.
    »Some chips?«, erkundigt sich der Sandwich-Künstler. Ich lehne ab.
    »The same for me«, ruft Nick von der Seite rüber, während er einen kleinen Berg Vierteldollarmünzen durchzählt, den er sich zum Telefonieren zusammengerafft hatte. Der Rotschopf guckt kurz verwirrt, setzt sich dann aber langsam Richtung Brotregal in Bewegung, um Material für sein nächstes Oeuvre zu holen. Was haben wir denn da? Nachdem das Polohemd-Zelt zur Seite geweht ist, starrt uns eine Linse an. An der Wand hinter der Kasse klebt eine Kamera an der Wand, Modell Webcam aus den Neunzigern - eine Kugel aus silbernem Plastik. Dabei hatten wir uns doch extra eine Filiale ausgesucht, die nicht in einer der großen, mit Kameras gepflasterten Tanken untergebracht ist, sondern die alleine steht, auf einem Grundstück am Highway, schön mit Rasen drum herum. Ich stoße Nick in die Rippen.
    »Cam!«
    Er schaut kurz hoch und mustert die Kamera.
    »Keine Panik: Closed circuit, die hängt nicht am Netz.«
    Dann wendet er sich wieder seinen Münzen zu. Dingding-ding. Das amerikanischste aller Geräusche plärrt aus dem Fußraum: dieser Nervgong, mit dem der unmündige Fahrer in der Neuen Welt vor so ziemlich allem gewarnt wird - vom platten Reifen bis zum nicht angelegten Gurt. Da scheinen sich die Herren in Detroit echt abgesprochen zu haben, der klingt bei allen Herstellern gleich. Dingding-ding. Seit Jahren nehmen wir uns vor, mal den NF-Verstärker anzuzapfen und den Sound aufzunehmen, wofür auch immer. Im Zweifel um zu zeigen, dass es geht.
    »Floor it«, befiehlt Nick, nachdem er die Autotür zugepfeffert hat. Analyse: Zitat aus »Speed« mit Bullock, ich soll das Gaspedal bis zum Boden durchdrücken.
    »Wohin?«
    »Zurück auf den Highway. Nach Norden, Schätzchen.«
    Er ist immer noch total high von seinem Telefonat. Unseren kleinen Bruderzwist eben an der Telefonzelle hat er in seinem Kopf längst mit neuen Daten überschrieben. Darauf kann man sich verlassen: Nicks maximale Einschnappzeit liegt unter zehn Minuten, egal, wie heftig wir uns gestritten haben. Wann wird er endlich verraten, welchen Bunker oder welchen Kumpel wir da oben ansteuern? Behäbig schaukelt unser Boot über den Bordstein des Parkplatzes und rollt zurück auf den leeren Highway. Jetzt vorsichtig auf 25 Meilen pro Stunde vortasten und immer schön sachte an den Schulbushaltestellen vorbeikriechen - da verstecken sich die Cops mit ihren Radarpistolen besonders gern. Die Häuser auf der Hauptstraße haben was von Westernstadt im Freizeitpark: Von vorne sehen sie voll protzig aus, mit Erkern, Vorsprüngen und Schnörkeln, doch wenn man vorbeigefahren ist und seitlich draufguckt, merkt man, dass der hintere Teil des Hauses nur aus einem fensterlosen, einstöckigen Kasten besteht. Wie bei allen Nestern in der Gegend sind auch hier schon die besten Tage vorbei. An den meisten Häusern hat die Sonne die weiße Farbe abgeschält, sodass die dunkelroten Backsteine rausgucken. In der »J.F.K. Bar« an der Ecke wird nur noch ein »Zu vermieten«-Schild serviert, genau wie im alten J. C. Penney daneben. Gierig reißt Nick das Papier von seinem Sandwich ab und beißt ihm den Kopf ab.
    »Kennst du eigentlich John Titor?«
    »Nie gehört.«
    Sollte das der Typ sein, zu dem wir fahren?
    »Krasse Geschichte.«
    Schmatzend schiebt er sich den nächsten Inch Weizenpappe rein.
    »Also: Um die

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