Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
Vom Netzwerk:
den Tisch fallen, weil es uns mit jedem Jahr ein bisschen peinlicher wird, was wir damals für eine Kinderkacke veranstaltet haben. We was young and we was dumb - leider allzu wahr, 2PAC, du alter Ghetto-Heintje. Aber es waren halt die Löschblattjahre, da ging es darum, möglichst alles aufzusaugen: das Leben, Mädchen, Assembler. Wenn es sein musste -und das musste es - dann haben wir halt auch mal acht Stunden am Stück Elite gezockt, was kein Problem war, denn die fühlten sich ohnehin nur wie zehn Minuten an. Heute schaut man beim Code-Schreiben schon nach zehn Minuten auf die Uhr, weil sie einem wie acht Stunden vorkommen. Sachte lasse ich das Boot ausrollen, bis der letzte Wagen der Schlange nur noch eine Motorhaube entfernt ist: ein roter Toyota Pick-up, dessen Besitzer im allerfeinsten Neunziger-Stil den eingeprägten TOYOTA -Schriftzug auf der Heckklappe bis auf ein schwarzes YO in Wagenfarbe nachlackiert hat. D.U.I. - Driving under the Influence, Fahren unter dem Einfluss von was auch immer. So sehen die Checkpoints also aus, vor denen alle amerikanischen Teenager zittern. Die Highway Patrol hat den Mittelstreifen mit Hütchen abgesteckt und hinten, am Ende der Autoschlange, wo kontrolliert wird, ein mobiles Stoppschild aufgestellt. Jetzt ist auch klar, warum der Cop eben in dem Waldweg auf der Lauer lag. Der ist dafür da, sich alle Schlaumeier zu krallen, die die Kontrolle sehen und noch schnell umdrehen wollen. Man kann schon erkennen, wie hinten die Taschenlampen der Cops durchs Halbdunkel tanzen, es scheinen zwei zu sein. Dieser Sorte sind wir als Teutonen natürlich schon öfter begegnet, immer wenn wir überm Tempolimit erwischt wurden. Die meisten Bullen haben absolut professionell das Bußgeld von uns kassiert, nur einer hat mal 'nen Witz rausgedrückt: »Guys, this is not the Autobahn!«
    Die Herren in Schwarz werden sich also wieder etwas unterkühlt vorstellen und nach den Wagenpapieren fragen. Wir werden galant »It's arental« kundtun, woraufhin sie den Vertrag verlangen. Nick reicht ihn rüber und grinst dabei etwas verlegen, weil der Wisch schon so zerknittert ist. Der Cop wird es ignorieren und mit dem Papier zum Streifenwagen rübergehen, um das Nummernschild in seinen Rechner einzutippen. Irgendwas Ungewöhnliches wird auf dem Display erscheinen, irgendwas, das den Bullen dazu bringt, vorsichtig den Druckknopf zu öffnen, mit dem sein Revolver im Holster fixiert ist. Wir sitzen in der Falle, und bis zum Stoppschild sind es noch fünf Autos. Wie kann Nick nur so ruhig bleiben? Fast nachdenklich legt er den Kopf zur Seite und stöhnt angenervt, so als hätte er sich den Fingernagel aus Versehen abgebrochen. Schade, dass wir keine Zeit haben, die Szenerie zu genießen. Dabei brechen gerade die wunderbaren zehn Minuten an, in denen von Osten her eine dunkelblaue Wand über den Himmel zieht, als ob jemand ein Tintenfass umgeworfen hätte. Das Tal breitet sich wie ein großes, schwarzes U hinter dem Highway aus. Am Horizont flackern schwach ein paar Lichter in der letzten heißen Luft. Von da müssen die Bullen gekommen sein. Fast alle Fahrer vor uns haben in vorauseilendem Gehorsam ihren Motor abgestellt. Nick beugt sich vor, um unter seinen Sitz zu greifen. Widerwillig zieht er das Tape raus und hält es mir unter die Nase.
    »Okay?«
    Ich verstehe nichts.
    »Was ist okay?«
    »Na, wenn ich das Tape rauswerfe. Jetzt sind wir noch weit genug weg. Wenn wir erst da vorne stehen, kriegen die Bullen das mit.«
    Ist er völlig durchgeknallt?
    »Bist du bescheuert? Warum denn das?«
    Nick tut so, als wolle er das Band wieder zurücklegen.
    »Von mir aus - wenn du damit erwischt werden willst ...«
    Er scheint sich ja mal wieder eine ziemlich umfassende Theorie zusammengebaut zu haben.
    »Was ist denn so verdammt gefährlich an dem Tape? Was passiert, wenn uns die Cops damit erwischen?«
    »Was passiert? Was passiert?«, explodiert Nick und rutscht vor lauter Aufregung in die Kopfstimme.
    »Warum, glaubst du, haben Shaun und die anderen Wichser in der Company den armen John ausgeschaltet? Weil hier der Source Code für Visicalc drauf ist?«
    Er schüttelt das Tape, als wolle er so die Daten rauskriegen.
    »Alter, ich garantiere dir, dass diese Informationen uns in den Scheiß-Knast bringen. Und da warten ein paar sehr böse Herren nur darauf, dass ihnen anschmiegsame weiße Jungs wie wir die Seife aufheben. Ich weiß ja nicht, was mit dir ist, aber ich hab da keinen Bock drauf!«
    Er winkelt den Arm

Weitere Kostenlose Bücher