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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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als die meisten Spiele der goldenen Ära, die wie ägyptische Wandmalereien die Action nur von der Seite zeigten, kamen bei Tempest die Gegner Günter-Netzer-artig aus der Tiefe des Raumes angeflogen. Der Legende nach hatte dieser 3D-Effekt allerdings eine üble Nebenwirkung: Testspielern wurde schwindelig und schlecht, weil sich die Röhren im Hintergrund und nicht die Waffe des Spielers bewegten. Nachdem die Programmierer den Hintergrund fixiert hatten und der Spieler seine Klaue steuerte, hatte sich das Problem angeblich erledigt. Vielleicht nutzte Polybius einen ähnlichen 3D-Trick,um die Zocker zu verwirren? Aber Nick scheint an einer weiteren Diskussion nicht interessiert zu sein, also lasse ich die Sache auf sich beruhen, und wir gleiten weiter durch das Nichts. Die meisten Touristen, die an der Westküste ankommen, haben gute Gründe, nicht bis nach New Mexico zu fahren, sondern kurz hinter dem Grand Canyon wieder umzukehren. Genau wie die Generäle, die hier die ersten Atomtests stattfinden ließen. Denn in diesem Staat konnte der Fallout schlichtweg am wenigsten Schaden anrichten. New Mexico ist das große Nichts. An sich ist das ja noch kein Problem, schließlich freut man sich gerade als Deutscher darüber, in die Ferne schauen zu können und mal kein Gewerbegebiet zu sehen. Nein, unsere Schwierigkeit mit New Mexico ist, dass die Leere hier nicht erhaben ist wie im Tal des Todes, wo wirklich nichts existiert außer Steinen und einem Death Valley Health Center - übrigens immer wieder ein Lacher. In New Mexico ist das Nichts halbherzig: Schöne Wüsten ziehen sich quer durch den Staat, allerdings sind sie ein bisschen mit Sträuchern bewachsen. Es gibt einsame Highways, aber anders als in Nevada läuft man keine Gefahr, bei einer Autopanne gleich zu verdursten. Die Städtchen riechen nach Provinzmief, sind aber urban genug, um einen Coffeeshop zu haben. Dieses allgegenwärtige Bisschen macht die Fahrt unendlich anstrengend. Mit lähmenden 60 Meilen pro Stunde zuckeln wir den Highway entlang, der sehr schön sein könnte, wenn er nicht alle zehn Minuten eine hässliche Kurve hätte. Auf Mittelwelle kreischt irgendein irrer Pfarrer vom »Devil«, die Klimaanlage brummt auf Hochtouren. Gerade als ich kurz davor bin, in die gefürchtete Highway-Hypnose zu verfallen, brüllt mir Nick ohne Vorwarnung ins Ohr.
    »Schnell, dreh mal um! «
    Ich schaue kurz in den Rückspiegel und steige auf die Bremse. Wahrscheinlich hat Nick mal wieder ein interessantes überfahrenes Tier gesichtet.
    »Fahr mal zurück«, instruiert er.
    »Warum?«, frage ich.
    »Jetzt fahr halt! «
    Ich wende unser Schiff mitten auf der Straße, und wir rollen langsam zurück. Was war denn? Das Letzte, was ich aus dem Augenwinkel registriert habe, war ein kleines Geschäft am Straßenrand, einer dieser Army-Shops, die es in der Provinz an fast jedem Highway gibt und die altes Militärzeug verkaufen - Stiefel. Jacken, Zelte und so. Nach einer halben Meile haben wir den Laden erreicht, und ich stelle den Wagen am Straßenrand ab.
    »Black Hole« steht auf dem Schild, das auf dem Dach der Baracke angebracht ist; zwischen »Black« und »Hole« steckt eine weiß angemalte Bombe, und es sieht tatsächlich aus, als ob hier vor Kurzem eine Explosion stattgefunden hätte: Der Vorplatz ist übersät mit Metallrohren, Aktenschränken und alten Staubsaugern, die nebeneinander und übereinander gestapelt sind. Nick macht immer noch keine Anstalten zu erklären, warum wir schon wieder eine Müllhalde besuchen müssen, sondern steuert zielsicher auf den Eingang zu. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als meine Menschenallergie zu überwinden und hinterherzugehen. Schon einen Schritt hinter der Schwelle wird klar, dass dieser Laden ein Geheimnis hat.
    »Hier hätte Kubrick seine Requisiten für Dr. Strangelove kaufen können«, raunt Nick.
    »Oder Crichton die Laborausrüstung für Andromeda Sirain «, spiele ich zurück. Bis unter die Decke stapeln sich Oszilloskope, Messgeräte, Schaltschränke im reinsten Sechzigerjahre-Stil. Verchromte Schalter, Kontrolllampen, mechanische Messzähler hinter polierten Paneelen, in die mächtig klingende Worte wie »Turbo Pump Operation « eingraviert sind. Wir sind umgeben von schwarz eingefassten Rundinstrumenten. wie ich sie zum letzten Mal im völlig veralteten Physiksaal unserer Schule gesehen habe. Seltsam: Obwohl auf dem Parkplatz zwischen den Staubsaugern mehrere Wagen standen, scheinen wir hier drinnen die

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