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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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gestecktes Ziel mit aller Kraft zu erreichen und an die persönliche Grenze zu gehen. Im Ziel schwor ich mir zunächst, nie mehr solch eine Distanz zu laufen. Doch wenn der Schmerz erst einmal vorüber ist und ein paar Tage ins Land gezogen sind, dann überwiegt der Stolz. Und ich war richtig stolz auf meinen ersten Marathon! Nach ein paar Tagen schmiedete ich bereits Pläne für meine nächsten Marathonziele. Ich war regelrecht vom Laufvirus infiziert und lief noch im selben Jahr drei weitere Marathons. Das Laufen wurde zu einem festen Bestandteil in meinem Leben. Doch ich wollte mehr. Die Marathondistanz empfand ich für mich persönlich nach einiger Zeit nicht mehr als die absolute Leistungsobergrenze. Im Sommer 2001, nur 14 Monate nach meinem ersten Marathon, lief ich dann meinen ersten Ultramarathon. Ultramarathons sind Distanzen, die über die normale Marathonstrecke von 42,195 Kilometern hinausgehen. Und ich wollte nicht irgendeinen Ultramarathon laufen. Es mussten schon die legendären 100 Kilometer von Biel sein. Dieser Lauf in der Schweiz ist ein Klassiker unter den Ultraläufen. Zum ersten Mal wurde er im Jahr 1959 mit nur einer Handvoll Läufern ausgetragen. Das Besondere bei diesem Rennen ist es, dass es erst um 22:00 Uhr abends gestartet wird. Man läuft dann durch die ganze Nacht. Bei diesen 100 Kilometern erlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Von Magenschmerzen, über muskuläre Probleme und mentale Krisen bis zu noch nie dagewesenen Glücksgefühlen erlebte ich alles bei diesem einen Lauf. Nach sage und schreibe fast 18 Stunden erreichte ich das Ziel. Danach schwor ich mir, nie mehr an solch einem Event teilzunehmen. Ich verfluchte diesen Lauf. Doch wie schon bei meinem ersten Marathon sah die Welt nach ein paar Tagen schon wieder ganz anders aus. Ich dachte bereits an meinen nächsten Ultralauf. Mit der Zeit favorisierte ich immer mehr die ultralangen Distanzen, weil ich dort meine Stärken, Ausdauer und Willenskraft, am besten ausspielen kann. Ich lief zum Beispiel den Lapland Ultra, einen landschaftlich reizvollen 100-Kilometer-Lauf in Nordschweden oder den Rennsteiglauf im Thüringer Wald, bei dem 72 Kilometer und 1.500 Höhenmeter zu überwinden sind. Der Defi, mit 72 Kilometern und 2.000 Höhenmetern ein anspruchsvoller Traillauf im Val des Travers, war ein weiterer Höhepunkt in meiner noch jungen Ultralaufkarriere. Bei einem Ultramarathon ist das Tempo nicht ganz so entscheidend wie bei Mittelstrecken oder auch bei einem Marathon. Hier kommt es vor allem auf Durchhaltevermögen, auf Leidensfähigkeit, auf mentale Stärke und eben auf die Willenskraft an. Und genau diese Eigenschaften kommen mir beim Ultralauf entgegen. Das Laufen, besonders das Langstreckenlaufen, wurde also zu meiner großen Leidenschaft. Doch wie ich diese Leidenschaft zu einem Beruf machen konnte, blieb mir zur damaligen Zeit noch verborgen beziehungsweise zog ich erst gar nicht in Erwägung. Nach Abschluss meines BWL-Studiums im Herbst 2003 ging ich zunächst für ein Jahr nach Australien, was für mich bis heute eine sehr bereichernde und lehrhafte Zeit war.
    Als ich wieder in Deutschland war, hatte ich ein großes Ziel: Ich wollte unbedingt in der Marketingabteilung bei Adidas arbeiten. Adidas war zu dieser Zeit für mich der Traumarbeitgeber und hier konnte ich meine Leidenschaft für den Sport mit meinen betriebswirtschaftlichen Kompetenzen verbinden. Ich war richtig motiviert und wollte nach der tollen Zeit in Down Under so richtig mit Vollgas ins Berufsleben starten. Ich schrieb meine Bewerbung an den Sportartikelhersteller in Herzogenaurach und wartete. Als Diplombetriebswirt mit Auslandserfahrung, kombiniert mit meiner Laufleidenschaft, rechnete ich mir gute Chancen auf einen Job aus. Doch ich bekam schließlich eine Absage und damit brach eine Welt für mich zusammen. Ich erweiterte daraufhin meinen Aktionsradius und bewarb mich bei zahlreichen anderen Sportfirmen, ohne Erfolg. Parallel nahm ich einen Gelegenheitsjob im Verkauf an, um mich finanziell über Wasser zu halten. Die Situation gestaltete sich für mich alles andere als angenehm. Ich fühlte mich stellenweise richtig deprimiert. Jemand zu sein, der voller Tatendrang ist und etwas bewegen möchte, aber nicht kann, entsprach nicht meiner Vorstellung. Ich schrieb weiter eine Bewerbung nach der anderen und erhielt Absage um Absage.
    Schließlich bekam ich ein Angebot von einem IT-Beratungsunternehmen in München. Ich nahm die Stelle als Junior

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