Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Ausnahme noch keinen Lauf-Wettbewerb gewonnen. Doch ich gewinne trotzdem, eben auf meine Art und Weise. Der Sieg besteht für mich darin, dass ich meine eigenen Ziele erreiche, mein eigenes Leben lebe, selbstbestimmt, nach meinen Werten und Überzeugungen.
Erfolg ist also immer subjektiv und eine Frage der Betrachtungsweise. Vor Kurzem besuchte ich das Klassentreffen meiner alten Schule. Dort habe ich vor fünfzehn Jahren meine mittlere Reife gemacht. Es war sehr interessant, die Mitschüler nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich traf dort auch einen meiner damaligen Sitznachbarn wieder. Wir führten eine lange und sehr intensive Unterhaltung. Er erzählte mir, dass er immer noch in seinem Dorf wohnt, dass er immer noch im Haus seiner Eltern lebt und dass er immer noch beim selben Verein Fußball spielt. Nach der Schule ging er gleich zum Finanzamt, wo er bis heute tätig ist. Und wissen Sie was? Er scheint glücklich damit zu sein. Er ist mit seiner kleinen, überschaubaren Welt absolut zufrieden. Warum Karriere machen, wenn ich doch einen ruhigen Job habe? Warum in der Welt herumreisen, wenn es daheim am schönsten ist? Warum an die körperliche Grenze gehen, wenn auch ein „normales“ Fußballspiel Freude bringt? Auf dem Nachhauseweg dachte ich sehr lange über unser Gespräch und seinen Werdegang nach. Muss es immer höher, schneller und weiter sein? Immer extremer? Wichtig ist doch nur, dass man glücklich und zufrieden ist − mit seinem Leben. Und das stellt in meinen Augen Erfolg dar.
Nun habe ich Ihnen einiges über meine Sichtweise von Erfolg erzählt. Wie sieht es bei Ihnen aus? Wie definieren Sie Erfolg? Ein elementar wichtiger Baustein, um erfolgreich sein zu können, ist, sich selbst zu kennen beziehungsweise sich erst einmal kennenzulernen. Dies kann einen langen Prozess darstellen, der voraussetzt, dass man sich sehr intensiv mit sich selbst beschäftigt. Selbstreflexion ist das Zauberwort. Ich selbst habe diesen Prozess auch durchlaufen, bis ich schließlich meine Lebensvision, meine Berufung fand.
Beruf Extremläufer oder wie man sein Spielfeld findet
Ein wesentlicher Faktor, damit man persönlichen Erfolg erzielt, ganz gleich in welchem Lebensbereich, ist Begeisterung. Begeisterung ist für mich der Schlüssel zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben. Mit ihr ist fast alles möglich im Leben. Mit Begeisterung meine ich eine hundertprozentige Identifikation mit seiner ausgeübten Tätigkeit. Wenn man es morgens gar nicht erwarten kann, endlich aus dem Bett zu hüpfen, um endlich loslegen zu dürfen, und abends nicht schlafen gehen will, weil einem seine Aufgabe so viel Freude bereitet: Das ist für mich Begeisterung. Wer es schafft, seine Begeisterung und seine Leidenschaften zu leben, ist motiviert, engagiert und zu unglaublichen Höchstleistungen fähig. Dabei hat man nicht das Gefühl sich zu verausgaben. Natürlich gibt es auch eine Grenze (dazu später mehr) und unser Körper benötigt regelmäßig Pausen und Erholungszeiten. Das ist bei einem Extremsportler genauso wie jedem anderen Menschen. Mit Begeisterung fällt jedoch vieles leichter. Begeisterung und Leidenschaft stellen für mich eine ungemein große Energiequelle dar, mit der ich es schaffe, als Extremläufer und Unternehmer immer wieder meine persönlichen Grenzen zu verschieben. Diese Begeisterung, die ich in meinem Leben erfahre, wurde mir keinesfalls angeboren. Ich musste sie mir zunächst „erarbeiten“. Damit man ein begeistertes und auch zufriedenes Leben führen kann, ist es unerlässlich, auf dem richtigen Spielfeld zu agieren. Mit Spielfeld meine ich damit nicht den grünen Fußballplatz, sondern eine Aufgabe oder Tätigkeit, die den eigenen Werten, Interessen und Stärken entspricht. Wie ich mein eigenes Spielfeld gefunden habe, möchte ich Ihnen im Folgenden erzählen.
Zunächst hatte ich einen ganz „normalen“ Werdegang. Nach meinem Abitur und zehn Monaten bei der Bundeswehr fing ich an, Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie Karlsruhe zu studieren. Einen Höhepunkt stellte in dieser Zeit mein Auslandssemester im kanadischen Toronto dar. Dieser Aufenthalt war eines meiner Schlüsselerlebnisse, wie Sie später noch erfahren werden. Je näher das Ende meines Studiums rückte, umso nervöser wurde ich, weil ich immer noch keine genaue Vorstellung davon hatte, was ich einmal beruflich machen wollte. Ich besaß zwar sehr viele Interessen, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich diese im beruflichen Kontext
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