Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Alltagsthemen. Wie schafft man es, sich aus kritischen Situationen zu befreien? Auf welche Weise kann man sich für Höchstleistungen motivieren? Wie kann eine ausgewogene Ernährung aussehen? Dabei hielt ich in der einen Hand das Mikrofon und in der anderen die PC-Maus (!), um die Präsentation zu steuern. Ich erzähle das so genau, weil für mich dieser Abend einen der wichtigsten Meilensteine in meiner Karriere als Vortragsredner darstellte. Mit diesem Vortrag startete ich durch. Er markierte den ersten großen Schritt und bestätigte mich darin, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Ich bekam so viele positive Rückmeldungen an diesem Abend, die mich zusätzlich motivierten, weiterzumachen. Nach dem Vortrag fuhr ich nach Hause mit der Gewissheit, dass ich der richtigen Berufung gefolgt war.
Am 1. Juli 2008 gab ich meinen sicheren Job als Unternehmensberater auf und machte mich als Extremläufer und Vortragsredner selbstständig. Einige Freunde und Bekannte staunten über diesen Schritt. Doch ich wusste, dass es für mich die absolut richtige Entscheidung war. Ich bekam zwar von einem Monat auf den anderen kein festes Gehalt mehr, dafür erhielt ich etwas, was in meinen Augen unbezahlbar ist: Freiheit! Und die Tatsache, dass ich das machen konnte, wofür mein Herz schlägt, wofür ich mich voll und ganz begeistern konnte. In einem fremdbestimmten Job, wie als angestellter Berater, wäre ich niemals glücklich geworden. Es ist einfach nicht mein Ding, wenn andere über meine Zeit und damit über mein Leben bestimmen. Ich bin auch nicht der Typ, der brav mit Anzug und Krawatte Dienst nach Vorschrift macht, pünktlich um acht Uhr seine Arbeit aufnimmt und um Punkt 17:00 Uhr in den Feierabend geht. Ich mache keine halben Sachen. Entweder ganz oder gar nicht, lautet meine Devise. Nur achtzig oder neunzig Prozent gibt es bei mir nicht. Insofern war für mich der Schritt in die Selbstständigkeit nur folgerichtig und konsequent.
Es war ein beschwerlicher und langer Weg, bis ich endlich meiner Berufung als Extremläufer und Vortragsredner gefolgt war. Apropos Extremläufer − was ist das überhaupt? Sicherlich ist dies kein typischer „Beruf“ wie Bankkaufmann, Dachdecker oder Immobilienmakler. Es ist auch nicht immer einfach für mich, einem Außenstehenden rational zu erklären, was ich mache. Ich selbst definiere einen Extremläufer oder Extremsportler folgendermaßen: eine Person, die im sportlichen Bereich persönliche Grenzen überwindet. Grenzen körperlicher wie mentaler Art. Dabei müssen es nicht immer Rekorde, Bestzeiten oder Leistungen sein, die zuvor noch kein anderer Mensch erreicht hat. Für mich geht es einfach darum, meine eigene Grenze zu verschieben. Ich persönlich sehe einen gewaltigen Unterschied zwischen einem Grenzgänger wie Reinhold Messner und einem Extremsportler wie ich einer bin. Ich will mich nicht, und das mache ich auch nicht, mit anderen Extremsportlern, Abenteurern oder Grenzgängern vergleichen. Ich bin Norman Bücher. Reinhold Messner ist Reinhold Messner. Und ich denke, das ist gut so. Jeder Mensch hat sein eigenes Spielfeld. Für Dieter Bohlen ist es die Musik, für Angela Merkel die Politik und für Albert Einstein war es die Physik. Ein begeistertes und leidenschaftliches Leben kann sich nicht einstellen, wenn man auf dem falschen Spielfeld agiert. An dieser Stelle mag der eine oder andere Leser den berechtigten Einwand bringen: Gibt es denn auch für „normale“ Berufe und Tätigkeiten ein Spielfeld? Nicht jeder Mensch ist eben Künstler, Sportler, Physiker oder Politiker. Muss man auch nicht sein, denn jede Tätigkeit oder Aufgabe, die einem Menschen Sinn stiftet, kann ein Spielfeld sein. Für den einen ist das Töpfern das ein und alles, der andere begeistert sich für den Verkauf und für den nächsten ist das Pflegen von kranken Menschen die passende Tätigkeit. Ein guter Freund von mir will sich beispielsweise als Steuerberater selbstständig machen. Er brennt für dieses Thema und jedes Mal, wenn wir uns treffen und auf die Steuern zu sprechen kommen, spricht er ohne Punkt und Komma. Dabei leuchten seine Augen. Selbst ein so trockenes Thema wie „Steuern“ kann ein Spielfeld darstellen, wenn dieses den eigenen Stärken entspricht und man sich dafür begeistern kann.
Mut zum Ich
Begeisterung setzt voraus, dass ich eine Tätigkeit gerne mache, dass ich bei einer Tätigkeit mit mir im Reinen bin und dass ich eine Tätigkeit ein Stück weit besser beherrsche
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