Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
eigen machen sollten. Denn unsere Alltäglichkeiten sind eigentlich absolute Privilegien: Wir können Bücher lesen, dürfen jederzeit ins Internet und können uns in jede denkbare Richtung weiterentwickeln. Wir müssen unsere Möglichkeiten nur nutzen und das liegt nur an uns und unserer Einstellung.
Die Frage nach dem Warum
Wie schaffe ich es denn, mich immer wieder zu motivieren? Diese Frage wird mir bei Vorträgen fast immer gestellt. Ich kann mich selbst, die meiste Zeit zumindest, für meine sportlichen und auch unternehmerischen Aktivitäten motivieren. Aber ich selbst kann Sie und andere Menschen nicht motivieren. Das geht nicht. Kein Motivationstrainer auf dieser Welt kann Sie motivieren. Was ich Ihnen jedoch anbieten kann, sind Impulse, Anregungen und mögliche Wege, durch die Sie sich selbst motivieren können. Aus meiner zehnjährigen Erfahrung als Extremsportler kann ich Ihnen beispielsweise zwei Möglichkeiten aufzeigen, durch die Sie sich immer wieder selbst motivieren können:
1. Ziele
2. Motive
Dem ersten Punkt Ziele habe ich das nachfolgende Kapitel „Die Magie von Zielen“ gewidmet. In Motivation steckt ein wichtiges Wort: Motiv. Um dauerhaft motiviert zu sein, benötigen wir ein starkes Motiv. Motivation basiert auf Motiven. Die Kunst der Selbstmotivation liegt darin zu wissen, warum wir etwas tun. Die Frage nach dem Warum zählt zu den wichtigsten im Leben. Nur wenn ich meine Motive, meine Beweggründe kenne, bin ich motiviert und werde auch handeln. Also denken Sie einmal darüber nach. Vielleicht haben Sie sich das schon länger nicht mehr gefragt: Warum üben Sie Ihren derzeitigen Job aus? Warum gehen Sie Ihrem Hobby nach? Warum sind Sie mit Ihrem derzeitigen Partner zusammen? Warum haben Sie sich gerade dieses Buch gekauft und lesen es?
Diese Frage nach unseren Motiven illustriert folgende Erfahrung von mir, die ich wieder in Australien gemacht habe. Ich hielt mich während meiner einjährigen Reise sehr lange im Norden des Landes auf, weil mich die unendlich erscheinende Weite des Outbacks, die vielseitige Landschaft, der Artenreichtum an Tieren und das extreme Klima dort ungemein beeindruckten. Für mich steht das Northern Territory für das wahre Australien. Deshalb verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit dort. Ich hatte das Glück, kurzfristig für ein paar Wochen auf einer riesigen Farm wohnen und auch arbeiten zu dürfen. Einem Grundstück so groß wie hundert Fußballfelder. Um mich herum war nichts, nur die unendliche Weite des Outbacks umgab mich. Der nächste Supermarkt lag gut 250 Kilometer entfernt. 35 Grad waren es teilweise im Schatten. Und dann waren da noch gut 2.000 Salzwasserkrokodile. Ich befand mich nämlich auf einer riesigen Krokodilfarm. Diese Farm wurde von Bluey, einem Südafrikaner, der vor zwanzig Jahren nach Australien ausgewandert war, und seiner Frau Janelle bewirtschaftet. Zwei liebenswerte Menschen, die mich an ihrem Leben teilhaben ließen. WWOOFing – so lautete das Zauberwort, durch das ich auf diese Farm kam. WWOOFing steht für Willing Workers On Organic Farms und ist ein Programm, das von Backpackern gerne genutzt wird. Es beinhaltet, dass man auf einer Farm Unterkunft und Essen bekommt und sich im Gegenzug verpflichtet, pro Tag ein paar Stunden zu arbeiten, wobei Arbeit in meinen Augen immer eine Definitionssache ist. Mit 2.000 Krokodilen zu arbeiten, stellte für mich keine Arbeit dar, sondern bedeutete eine neue, aufregende und sicherlich auch extreme Erfahrung. Wenn man in ein Gehege mit zwanzig Krokodilen geht, die jeden Moment nach dir schnappen können, ist das eine Grenzerfahrung. Okay, bei den Tieren handelte es sich noch um Jungtiere, doch ein Biss hätte auch bei ihnen schmerzhafte Folgen haben können. Mir hüpfte jedes Mal das Herz in die Hose, wenn sich ein Krokodil bewegte und auf mich zukam. Es gab noch eine weitere Person auf dieser riesigen Farm: Ray, den einzigen ständigen Mitarbeiter des Familienbetriebes. Ray ist ein typischer Australier, so wie man ihn sich vorstellt: braungebrannt, lange Haare, verschwitztes Shirt und natürlich seine Flip-Flops, die er ständig trug. Mit Ray durfte ich zusammenarbeiten und das bereitete mir große Freude, denn Ray war die meiste Zeit richtig locker drauf. Obwohl er ganz alleine, ohne Familie und Angehörige auf dieser Farm lebte, schienen ihm der Job und das Leben hier zu gefallen. Morgens nach dem Frühstück stand immer das Waschen der Krokodilgehege auf dem Programm. Wir gingen
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