Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
der den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, tagein, tagaus immer die gleiche Tätigkeit ausübt, immer die gleichen Kollegen um sich hat und das schon seit vielen Jahren. Wird dieser Mensch glücklich, wenn seine zentralen Motive körperliche Aktivität und Neugier darstellen? Wohl kaum.
Als ich noch als Unternehmensberater tätig war, hatte ich einen Kollegen, der fachlich und menschlich ein sehr angenehmer Mensch war. Er investierte sehr viel Zeit und Energie in seinen Job, arbeitete manchmal achtzig Stunden die Woche und war ständig in der Welt unterwegs. Er bekam ein sehr gutes Gehalt und durfte einen teuren Firmenwagen sein Eigentum nennen. In der Firma genoss er hohes Ansehen und war bei den Kollegen sehr beliebt. Viele Menschen wären an seiner Stelle glücklich gewesen. Doch er war es nicht. Mit der Zeit bemerkte ich, wie er immer mehr über seine persönliche Situation jammerte. Er beklagte sich über die vielen Geschäftsreisen, das hohe Arbeitspensum und dass er für private Dinge keine Zeit mehr finde. Als wir uns einmal intensiver unterhielten, stellte sich heraus, dass er glücklich verheiratet, zweifacher Familienvater ist und seine Familie über alles liebt. Doch leider hatte er durch seinen Job kaum Zeit für sie. Er erzählte mir, dass er von den Aktivitäten seiner beiden Jungs fast nichts mehr mitbekomme und sie nur selten sehe. Wenn er am Wochenende einmal zu Hause ist, dann sei er so müde, dass er auch nichts mehr mit seiner Familie unternehmen wolle. Er würde aber so gerne mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, wenn er nur könnte. Ein starkes Motiv von ihm stellt sicherlich die Familie dar. Doch in seinem Job als Unternehmensberater konnte er dieses Motiv nicht ausleben. Als Folge stellte sich Unzufriedenheit ein.
Der Grund, warum viele Menschen unzufrieden mit ihrem Leben sind, ist für mich, dass sie ihre wahren Motive nicht kennen und nicht nach ihnen leben. Doch wie will man motiviert sein, wenn man nach Motiven lebt, die der eigenen Person nicht entsprechen? Nach Motiven handelt, die gar nicht die eigenen sind? Oder erst gar nicht weiß, nach welchen Motiven man lebt? Die Basis und Voraussetzung für ein motiviertes Leben stellen Motive dar. Und zwar ausschließlich die eigenen. Seine eigenen Motive zunächst zu erkennen, sich diese dann immer wieder bewusst zu machen und nach ihnen zu leben, ist die Grundlage für Selbstmotivation.
Willkommen in der Zone der Herausforderung
„Nur wer etwas riskiert, ist wirklich frei“ − dieses Zitat eines unbekannten Autors definiere ich folgendermaßen um: „Nur wer etwas riskiert, kann auch persönlich wachsen.“
Ein Grundbedürfnis von uns Menschen ist das Wachstum. Damit meine ich die persönliche Reife, die Weiterentwicklung, das Dazulernen. Doch ich kann nur wachsen, wenn ich meine persönliche Komfortzone verlasse und bereit bin, neue Erfahrungen zu sammeln und ausgetretene Pfade zu verlassen. Oder wie ich es nenne: die Zone der Herausforderung zu betreten. Um das geht es mir, wenn ich von „break your limits“, meinem Lebensmotto, spreche. Doch ich habe das Gefühl, dass unsere Gesellschaft einfach zu bequem, zu satt und zu unbeweglich geworden ist. Die meisten Menschen wollen einfach in ihrer Komfortzone bleiben. In diesem persönlichen Sicherheitsbereich ist es ja auch gemütlich und man muss sich nicht anstrengen. Da wird dann zum Beispiel über dreißig Jahre ein und derselbe Job ausgeübt oder man fährt seit Jahren immer zum gleichen Urlaubsort. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, solange die Menschen damit zufrieden sind. Wenn diese Menschen jedoch anfangen zu jammern und ihre Unzufriedenheit an ihrer Umgebung auszulassen, habe ich etwas dagegen. Von Reinhold Messner habe ich einmal folgendes Zitat gelesen: „Der Mensch kann fast alles, was er will. Aber ein normaler Mensch will nur, was er kann.“ Besonders der zweite Satz spricht mir aus der Seele. Sobald es anstrengend wird, hören viele Menschen auf und ziehen sich in ihre Komfortzone zurück. Das Neue, das Unbekannte, das Ungewisse wird gescheut und man bevorzugt lieber den alten, bekannten und bequemen Weg. Ein guter Freund von mir ist schon seit über zehn Jahren bei demselben Arbeitgeber. Tagaus und tagein macht er den gleichen Job. Seit zwei Jahren beklagt er sich immer wieder über seine berufliche Situation. Auf der einen Seite schaut er sich nach neuen Alternativen um und erzählt mir, was er alles gerne machen würde: ein neues Studium oder einen anderen
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