Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
mir nur durch eigene Erfahrungen, durch Neugierde, durch Offenheit für neue Dinge, durch meine Reisen, durch meine sportlichen Abenteuer und immer wieder durch den Sprung ins kalte Wasser angeeignet. Wenn ich den „normalen“ Karriereweg nach meinem Studium gegangen wäre, dann würde ich jetzt als Unternehmensberater in irgendeinem Unternehmen sitzen und Kunden bei der Implementierung von IT-Softwarelösungen zur Seite stehen. Nur weil ich den Schritt in das berufliche Abenteuer „Extremsport“ gewagt habe, führe ich heute ein Leben nach meinen Bedürfnissen und Werten. Das Bemerkenswerte daran ist: Die Entscheidung lag und liegt immer bei mir. Wenn ich heute unzufrieden mit meinem Job bin, kann ich diesen kündigen und mir einen neuen suchen. Wenn ich mit meinem Partner nicht mehr glücklich bin, kann ich diese Beziehung so weiterführen oder sie beenden. Die Entscheidung liegt immer bei Ihnen. Sie entscheiden, ob Sie dazulernen wollen oder nicht. Sie bestimmen, ob Sie morgens im Bett liegen bleiben oder ob Sie zur Arbeit gehen. Es liegt ganz bei Ihnen, ob Sie lieber aktiv Fußball spielen oder ob Sie daheim auf der Fernsehcouch anderen beim Fußballspielen zuschauen. Es liegt nur an Ihnen und an Ihrer Einstellung. Sie sind für alle Ihrer Entscheidungen selbst verantwortlich. Wenn ich beispielsweise nicht, wie vereinbart, meinen Vortrag bei einem Kunden halte, dann kann ich dies tun. Es ist meine eigene Entscheidung. Ich müsste allerdings auch mit den Konsequenzen leben. Doch anstatt Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, suchen viele Menschen die Schuld bei anderen. Dann ist lieber der böse Chef schuld an der eigenen unbefriedigenden beruflichen Situation. Das ist schließlich auch einfacher, als selbst eine Entscheidung zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Auch das ist eine Frage der richtigen Einstellung.
Durch meine Reise nach Indien und Nepal habe ich mich nicht nur sportlich weiterentwickelt, sondern durch die Begegnungen mit den Menschen konnte ich einiges von ihnen lernen. Schon bei meiner Ankunft in Kathmandu hatte ich das erste Schlüsselerlebnis. Der Flughafen in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, präsentiert sich seinen Besuchern durch einfache, leere und heruntergekommene Fabrikhallen. Nach einem langen Flug und einem längeren Zwischenstopp in Delhi wollte ich so schnell wie möglich in mein Hotel. Der Aufenthalt und die Einreise nach Indien waren zuvor durch einen unfreundlichen, lauten und abweisenden Ton gekennzeichnet gewesen. Mein erster Eindruck von Indien war zumindest nicht allzu positiv. Ich rechnete hier in Nepal mit einem ähnlich schroffen Umgangston. Doch kaum hatte ich die Eingangshalle des Flughafens betreten, kamen zwei junge Nepalesen auf mich zu und fragten mich, ob sie mir beim Ausfüllen meines Visumsantrages behilflich sein dürften. Sie sprachen gutes Englisch und halfen mir nicht nur bei den Formalitäten, sondern begleiteten mich auch durch den Zoll bis zum Ausgang. Auch die Beamten am Zoll und das Flughafenpersonal waren sehr freundlich und scherzten mit mir und den anderen Reisenden. Es herrschte eine angenehme und entspannte Atmosphäre und ich fühlte mich nicht wie in einem der ärmsten Länder der Erde. Auf solch entgegenkommende Art und Weise wurde ich selten zuvor in einem anderen Land empfangen.
Die Lebensbedingungen in Nepal und Indien sind teilweise erschreckend. Ich traf in Delhi auf viele bettelnde Kinder, die mich mit traurigen Augen verfolgten und auf Hilfe hofften. Ich war bestürzt über verwahrloste Menschen, die oft regungslos in den Straßen lagen und zählte Unmengen an abgemagerten, herrenlosen Hunden auf der Suche nach Essensresten. Oft bot sich mir ein erschütterndes Bild, das mich immer wieder zu dem Gedanken führte, wie unglaublich gut es uns in der westlichen Welt doch geht. Doch trotz unseres materiellen Wohlstands in Deutschland jammern und klagen viele Menschen über ihre scheinbar miserable Lage. Verglichen mit den Menschen in Indien ist das jedoch nur Jammern auf hohem Niveau. Das sollten wir uns immer wieder vor Augen halten. Was ich von den Menschen in Indien und Nepal gelernt habe, ist, dass die meisten trotz größter Armut und bescheidenster Verhältnisse eine positive Einstellung zu ihrem Leben haben. Sie waren offen und aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen, sie waren neugierig und versuchten, einfach das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen. Eine bewundernswerte Einstellung, die auch wir uns zu
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