Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Job. Doch genau diesen Schritt, intensiv Bewerbungen zu schreiben oder sich für das Studium zu akkreditieren, den hat er bisher nicht gemacht. Er bleibt also weiterhin in seiner Komfortzone.
Das Ausharren in der berühmten Komfortzone führt zwangsläufig zum Stillstand und Stillstand bedeutet Rückschritt. Häufig bin ich von Besitzstandswahrern umgeben, die stärker an einer Anhäufung von materiellen Gütern, Statussymbolen und Sicherheiten interessiert sind, als etwas Neues und Unbekanntes zu wagen. Besitztum, materielle Dinge und Titel sind für mich nicht wichtig. Sie stellen für mich Mittel zum Zweck dar. Mir kommt es auf das Erleben von neuen Erfahrungen, das Immer-wieder-ins-Unbekannte-aufbrechen-können und die persönliche Weiterentwicklung an. Doch wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir uns anstrengen und die persönliche Komfortzone verlassen. Ein Vortragstitel meines geschätzten Kollegen Reinhard Ematinger lautet „Arsch hoch!“, was die Aufforderung zum Verlassen der Komfortzone auf passende Art und Weise beschreibt. Genau darum geht es: seinen breiten Hintern aus der bequemen Couch zu heben und sich in ein unbekanntes, ungemütliches Terrain zu bewegen. Das kann bedeuten, zum ersten Mal vor großem Publikum zu reden oder alleine eine lange Reise anzutreten. Es kann auch bedeuten, sich beruflich neu zu orientieren oder alleine in eine andere Stadt zu ziehen. Der Sohn eines guten Bekannten von mir hat beispielsweise dieses Frühjahr sein Abitur gemacht und ist danach für sechs Monate alleine durch Neuseeland gereist. Willkommen in der Zone der Herausforderung. Ein Lauffreund von mir war bis Mitte Vierzig bei einem großen Staatskonzern angestellt. Sicherer Job. Er kündigte diesen und fing nochmals ein Studium an. Willkommen in der Zone der Herausforderung. Ein anderer Freund von mir war bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr bekennender Couch-Potatoe, trank Unmengen an Alkohol, rauchte täglich vier Zigarettenschachtel und wog über 120 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,83 Metern. Dann entdeckte er die Leidenschaft zum Sport und fing mit dem Laufen an. Heute ist er Ultramarathonläufer, hat fünfzig Kilogramm abgenommen, trinkt keinen Alkohol mehr und hat auch das Rauchen eingestellt. Willkommen in der Zone der Herausforderung. Oder denken Sie an Reinhold Messner, der als erster Mensch den Mount Everest, den höchsten Berg der Erde, ohne künstlichen Sauerstoff bestieg. „Das ist unmöglich, das geht gar nicht“, lautete die Einschätzung der Mediziner. Doch Reinhold Messner wagte es und brach in unbekanntes Terrain auf. Und er siegte.
Ich selbst habe mich im Jahr 2008 entschieden, meinen sicheren Job an den Nagel zu hängen und als Extremsportler und Vortragsredner zukünftig mein Geld zu verdienen. Das Ganze war natürlich mit einem großen Brocken Risiko behaftet, überhaupt keine Frage. In meinem Job als Unternehmensberater hatte ich jeden Monat mein sicheres und gutes Einkommen. Dieses war von einem Monat auf den anderen nun weg. Ich musste mich zu Beginn meiner Selbstständigkeit mehr als einmal fragen, wie ich den kommenden Monat finanziell überstehen und wie es überhaupt weitergehen kann. Ich musste in den Anfangsjahren auf jeden Euro achten und war über jeden einzelnen Vortrag glücklich, den ich halten durfte. Meine Laufexpeditionen waren, speziell zu Beginn meines Unternehmertums, zum Erfolg verdammt. Ein Scheitern konnte ich mir fast nicht leisten. Ich musste meine sportlichen Projekte zunächst komplett aus eigener Tasche vorfinanzieren. Finanzsponsoren, wie sie bekannte Extrembergsteiger besitzen, hatte ich nicht. Ich musste also zunächst in Vorleistung gehen und hoffen, dass die sportlichen Projekte am Ende das Geld in Form von Vorträgen und Büchern wieder hereinholen. Das hat mir mehr als nur eine schlaflose Nacht gebracht. Seinen Sport als Hobby zu betreiben, ist etwas komplett anderes, als davon vollständig seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das lernte ich sehr schnell. Doch nur, weil ich ein Risiko eingegangen bin und kurzfristig Verzicht geübt habe, bin ich mittel- bis langfristig auf den für mich richtigen Weg gekommen. Nur weil ich meine Komfortzone verlassen habe und diesen Schritt gewagt habe, führe ich heute ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.
Sie müssen kein Extremsportler oder Unternehmer werden, um die Komfortzone verlassen zu können. Es geht schon bei kleinen, alltäglichen Dingen los. Wenn morgens der Wecker klingelt, kann
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