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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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fassen, was einem durch den Kopf geht. Ich bin einfach nur müde. Es sollten noch ein paar Tage vergehen, bis ich diesen Erfolg richtig genießen kann. „Ich habe überlebt“, lautet die Aufschrift auf meinem Finisher-Shirt. Und das habe ich vor allem dank meiner Willenskraft und meiner mentalen Stärke geschafft.
    Dass solche Höchstleistungen wie bei der „Diagonale der Verrückten“ mit körperlichem Training möglich sind, ist für viele verständlich. Doch unser Gehirn ist ebenso trainierbar. Der am besten trainierte Körper hilft nicht weiter, wenn wir ihn nicht richtig einsetzen können. Trainieren kann jeder, aber seine Leistung im richtigen Augenblick zu erbringen, ist Kopfsache. Und unseren Kopf, unsere Gedanken und damit unser Handeln können wir aktiv steuern. Mentales Training hilft dabei und es gibt verschiedene Methoden, mit denen wir unser Denken und letztendlich unser gesamtes Leben beeinflussen können.
    Wir nutzen nur einen sehr kleinen Teil unseres geistigen Potenzials. Angeblich rufen wir im Schnitt nicht einmal zehn Prozent unserer geistigen Leistungsfähigkeit ab. Das bedeutet im Umkehrschluss: Es ist noch ein ungemein großes Potenzial vorhanden, das wir „anzapfen“ können. Was im „normalen“ Berufsleben noch in den Kinderschuhen steckt, ist im Leistungssport bereits eine Selbstverständlichkeit. Dort spielt das mentale Training die alles entscheidende Rolle. Die körperliche Grenze der Athleten ist fast erreicht, die Trainingsprogramme sind nahezu identisch und die Methoden sind optimiert und ausgereizt. Nehmen wir dazu ein Beispiel aus dem Tennis. Die ersten fünfzig der Weltrangliste verfügen alle über optimale und nahezu identische Trainingsbedingungen. Neben dem grundlegenden Talent für den Sport haben die Spieler das beste Equipment, werden von den besten Trainern betreut und werden auch außerhalb des Platzes bestens umsorgt. Die meisten haben schon als Kind mit dem Tennissport angefangen und haben über die Jahre ihr Training optimiert. Tagtäglich „feilen“ sie an einzelnen Schlägen, um sie perfekt zu beherrschen. Alle betreiben Ausdauertraining, stehen stundenlang im Kraftraum und arbeiten auch an ihrer Koordination, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Alle Komponenten der Trainingslehre werden berücksichtigt und wurden mit der Zeit perfektioniert. Was macht also den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus? Welcher Faktor bildet den Unterschied, wenn es im fünften und entscheidenden Satz in den Tie Break geht? Antwort: allein die mentale Stärke. Um beim Tennis zu bleiben – schon Boris Becker erkannte: „Das Match wird zwischen den Ohren entschieden.“
    Wie wichtig die mentale Stärke bei langen Läufen ist, wurde mir schon nach den ersten Ultramarathons bewusst. Im Jahr 2007 nahm ich zum ersten Mal beim Ultra-Trail Mont Blanc teil. Vor dem Start erzählte mir mein Lauffreund Pascal von seinen Erfahrungen aus dem Vorjahr. Pascal ist ein sehr erfahrener, ehrgeiziger und schneller Läufer. Er hat schon zahlreiche Rennen in der ganzen Welt bestritten. Pascal bereitet sich jedes Mal professionell auf einen Wettkampf vor. Lange Läufe, Laufeinheiten am Berg, Intervalltraining und Krafttraining gehören zum festen Bestandteil seines Trainingsplans. Top vorbereitet kam er also nach Chamonix zum Lauf um den Mont Blanc. In der ersten Hälfte des Rennens lief für ihn alles nach Plan. Er war sogar noch unter seiner geplanten Zielzeit. Beim nächsten größeren Verpflegungspunkt in Champex gab er dann völlig überraschend auf. Was war geschehen? Pascal hatte im weiteren Rennverlauf ein wenig an Tempo verloren, fühlte sich eigentlich aber körperlich noch relativ fit, und das nach 122 gelaufenen Kilometern. Dennoch sagte der Kopf an diesem Punkt des Rennens „Nein“, weil er nicht mehr innerhalb seiner ambitionierten gewünschten Zielzeit lag. Dabei hatte er noch viele Stunden Puffer auf das Zeitlimit. Er hätte sogar locker die verbleibenden Kilometer wandern können, um das Ziel zu erreichen. Stattdessen stieg er aus dem Rennen, weil sein Kopf an diesem Punkt des Rennens den Schalter auf „Nein“ legte. Er glaubte ganz einfach nicht mehr daran, sein Ziel zu erreichen. Über dieses Erlebnis meines Lauffreundes dachte ich lange nach. Was waren seine Gründe für die Aufgabe? Er berücksichtigte fast alle Faktoren in seiner Vorbereitung, nur nicht seinen Kopf. Und der hatte ihn bei Kilometer 122 im Stich gelassen. Meiner Meinung nach spielen sich bei einem

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