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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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vier Minuten erreichte. Wieder, wieder und immer wieder. Bannister entwickelte mithilfe seiner Vorstellungskraft das Gefühl der Gewissheit, dass er es schaffen würde. Er ließ vor seinem inneren Auge immer wieder das Bild ablaufen, wie er den Rekord brach. Er hörte, sah und fühlte, wie er diese Hürde nahm. Bald verfügte er über so viele Referenzerlebnisse, dass er sich seines Erfolgs sicher schien. Und eines Tages setzte er diese Referenzspeicherung in die Tat um. Dieser Rekord ist für sich genommen schon einzigartig. Doch es kommt noch besser: Noch im selben Jahr erbrachten 37 Läufer die gleiche Leistung. Bannisters Erfahrung bot ihnen genügend Referenzerlebnisse, aus denen sie die Gewissheit schöpften, dass auch sie das Unmögliche erreichen konnten. Und im darauffolgenden Jahr stieg die Zahl der Rekordbrecher sogar auf 300.
    Als ich zum ersten Mal Bilder von der „Diagonale der Verrückten“ auf La Réunion sah, konnte ich es zunächst gar nicht glauben, dass man auf dieser Insel überhaupt laufen kann. Ich dachte mir: „Das sind ja alles nur Verrückte, die da mitmachen. In Deutschland dürfte man solch einen Lauf sicherlich nicht austragen.“ Ein guter Lauffreund von mir hatte den Grand Raid schon dreimal zuvor absolviert. Und er benötigte jedes Mal über sechzig Stunden für diesen Lauf. Ich dachte mir: „Sechzig Stunden am Stück laufen, das geht doch gar nicht.“ Dann wollte ich es auch wissen und meldete mich für diesen Lauf an. Einige Lauffreunde gaben mir ihre Erfahrungen von diesem Lauf weiter. Allen gemeinsam war, dass sie den technischen Anspruch des Laufs betonten. Und genau dieser technische Faktor ist es auch, der dieses Rennen vom Ultra-Trail Mont Blanc unterscheidet. Ich trainierte körperlich nicht anders als für die Mont Blanc-Umrundung. In einem Punkt unterschied sich jedoch mein Training ganz erheblich: Ich setzte in der Vorbereitungsphase verstärkt meine Vorstellungskraft ein. Erst kurz zuvor hatte ich wiederholt von der enormen Wirkung des mentalen Trainings gelesen und wollte sie nun in meine Vorbereitung auf den Grand Raid integrieren. Ich besorgte mir Bilder von der Insel, vom Lauf, von der Strecke und besonders vom Ziel. Ich entwickelte für mich ein tägliches Ritual: Jeden Morgen nach dem Aufwachen und jeden Abend vor dem Einschlafen nahm ich mir nur zehn Minuten Zeit und stellte mir diesen Lauf in allen Einzelheiten vor. Ich stellte mir zum Beispiel einzelne Streckenabschnitte vor. Oder ich dachte mir kritische Situationen aus, die ich überwinde. Und ich malte mir auch immer wieder aus, wie ich mit Tränen in den Augen über die Ziellinie laufe. In meiner Fantasie verkündete der Stadionsprecher meinen Namen. Ich sah vor mir, wie meine Angehörigen mich im Ziel empfangen und mir gratulieren würden. Diese Dinge stellte ich mir wieder und immer wieder vor. Ich machte also nichts anderes, als mein großes Ziel zu visualisieren. Dabei entwickelte ich mithilfe meiner Vorstellungskraft das Gefühl der Gewissheit, dass ich es schaffen werde. Ich ließ in meinem Kopf immer wieder das Bild ablaufen, wie ich bei diesem Rennen über die Ziellinie laufen werde. Und bald verfügte ich über so viele positiv gespeicherte Erlebnisse in meinem Kopf, dass ich mir meines Erfolges sicher war. Ich hatte ja diesen Lauf zuvor noch nie gemacht, verfügte also noch nicht über die entsprechende Erfahrung. Deshalb konstruierte ich mir diese Erfahrung mithilfe meiner Vorstellungskraft selbst.
    Warum betrieb ich dieses Ritual gerade beim Aufwachen und vor dem Einschlafen? Weil zu diesen Zeiten unser Unterbewusstsein am aufnahmefähigsten ist und wir es gut mit Gedanken beeinflussen können. Nicht selten träume ich dann auch im Schlaf von diesen Bildern und vom Lauf. Das Entscheidende dabei ist, dass unser Gehirn nicht unterscheiden kann zwischen einer Situation, die wir uns nur in aller Deutlichkeit vorstellen, und einer Situation, die wir tatsächlich erleben. Und genau diese Erkenntnis können wir uns zunutze machen. Unsere Fähigkeit zur Vorstellung ist die eigentliche Grenze im Leben. Mit der Kraft positiver Bilder können wir sie verschieben, mit negativen Bildern engen wir sie ein. Und dieser Punkt gilt im Extremsport genauso wie im Business und auch im Privatleben. Was ich mir vorstellen kann, werde ich auch erreichen. Diese Technik ist eins zu eins auch auf das Berufs- und Alltagsleben übertragbar. Auf das Beispiel mit der Kundenpräsentation übertragen, bedeutet dies, dass Sie

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