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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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dagegensteuern, indem ich mich auf die positiven Elemente bei diesem Rennen konzentrierte. Das waren zum Beispiel die beeindruckenden farbenprächtigen Pflanzen, die überall am Wegesrand zu finden waren. Indem ich bewusst nur auf die Blumen fokussierte, vergaß ich meine bleischweren Beine, meine Müdigkeit und meine steinharte Oberschenkelmuskulatur. Mehr noch: Meine mentale Lage verbesserte sich wieder, weil ich durch diese Ablenkung den Gedanken „schwere Krise“ durch den Gedanken „schöne Blumen“ ersetzte.
    Nicht die äußeren Umstände beeinflussen unseren momentanen Zustand, sondern vielmehr, wie wir eine Situation interpretieren und bewerten. Die Bedeutung, die wir einem bestimmten Ereignis beimessen, beeinflusst unser Verhalten. Denken Sie daran: Wir können nur einen Gedanken zur gleichen Zeit haben. Entweder ist dieser positiv oder negativ. Wir können ein und dieselbe Situation ganz unterschiedlich interpretieren. Sie können entweder immer nur die negative Seite einer Medaille sehen oder Sie konzentrieren sich auf den positiven Aspekt der Situation. Es ist immer eine Frage der richtigen Perspektive.

Die Macht der Gedanken
    Unsere Willenskraft zählt ohne Frage zu den entscheidenden Erfolgseigenschaften. Und der Wille lässt sich genauso trainieren wie unser Körper − und zwar durch entsprechendes Denken. Denken ist ein ständiger Dialog von Frage und Antwort, der meist unbewusst im Hintergrund abläuft. Die entscheidende Frage lautet für mich: Mit welchen Gedanken reagiert man auf eine bestimme Situation? Wir können nicht alles beeinflussen, was uns im Leben passiert. Aber wir haben immer in der Hand, wie wir auf etwas reagieren. Abgesehen von den automatischen Reaktionsprozessen unseres Körpers können wir selbst bestimmen, was wir denken.
    Auf das Thema „positives Denken“ bin ich ja schon im vorherigen Kapitel eingegangen. Es kann eine ungemein wirkungsvolle Methode darstellen, wie man sich aus kritischen Situationen befreien kann. Das erlebe ich immer wieder bei meinen Rennen, so auch beim Fidelitas Nachtlauf in Karlsruhe. Bei meinem dortigen Einbruch hätte ich mir leicht Fragen stellen können wie: Warum bekomme ich ausgerechnet jetzt Magenschmerzen? Warum tue ich mir das überhaupt an? Macht es überhaupt noch Sinn weiterzulaufen? Diese Fragen hatte ich zugegebenermaßen zu Beginn im Kopf, doch sie führten zu einem negativen Denken. Alles bei diesem Lauf wurde auf einmal negativ: die Strecke, die Umgebung, die Verpflegung, mein körperlicher Zustand. Ich fing sogar kurzzeitig an, meine komplette Laufsaison infrage zu stellen. „Soll ich in diesem Jahr überhaupt noch weitere Wettkämpfe bestreiten?“, dachte ich. Weil ich mich eben in einer schlechten Stimmung befand. Ich sagte mir dann laut und klar: „Stopp! So geht es nicht weiter.“ Innerlich versuchte ich diesen Negativfilm, der gerade in mir ablief, durch einen positiven zu ersetzen, indem ich mir nur eine Frage stellte: Welchen positiven Aspekt hat diese Situation? Im ersten Moment fand ich keine Antworten auf diese Frage. Was soll auch schon positiv sein, wenn man die ganze Zeit Durchfall hat und mehr gehend als laufend die Strecke zurücklegt? Ich stellte mir die Frage noch einmal: Welchen positiven Aspekt hat diese Situation? Ich überlegte und überlegte, und auf einmal kam mir eine Antwort: „Dieses Gehtempo stellt ein gutes Training für den Jungle Marathon dar, den du in gut drei Monaten läufst. Bei diesem Rennen wirst du ebenfalls viele Passagen nicht im Lauftempo bewältigen können.“ Dadurch passierten zwei Dinge. Zum einen lenkte ich meine Gedanken weg von meinem jetzigen Rennen hin zum Jungle Marathon. Zum anderen freundete ich mich mit dem Gehtempo an. Meine Enttäuschung und mein Frust gingen zurück und ich freute mich auf den Lauf in Brasilien. Meine Stimmungslage hellte sich, durch diese Vorfreude, durch diese anderen Gedanken, wieder auf und ich schaffte es, auch die nächsten Stunden bis zum Ziel zu überstehen.
    Ich möchte aber auch davor warnen, dass man es mit dem positiven Denken nicht übertreibt. Ein paar Motivationsgurus propagieren, dass man immer und überall nur positiv denken muss, und schon löst sich das Problem von selbst. So einfach ist es nicht. Wenn ich beispielsweise laufe und es hagelt, schneit und vor lauter Schneegestöber kann ich keine zehn Meter weit mehr sehen und ich denke dann „Wow, was für wunderschöne saftig grüne Wiesen und welch ein sonniger und klarer Tag“,

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