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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Status der Leute zu
ziehen waren, wurden die winzigen Unterscheidungen, die es dennoch
gab, um so wichtiger, zumindest für jene, die darauf etwas
gaben.
    Ulvers Gefühle hinsichtlich des alten Namens ihrer Familie
waren überwiegend negativ. Zugegeben, einen alten Namen zu
besitzen, bedeutete, daß manche Leute bereit waren, einem in
verschiedenen Bereichen entgegenzukommen, wo sie vielleicht der
Ansicht waren, es stünde einem ein rechtmäßiges
Privileg zu, aber andererseits wollte Ulver um ihrer selbst willen
bewundert, angebetet und begehrt werden, nur um sie allein sollte es
gehen, nur um diese gegenwärtige Ansammlung von Zellen, die
jetzt hier war, ohne Berücksichtigung des Erbes, das diese
Zellen enthielten.
    Und welchen Sinn hatte es, mit dem gesegnet zu sein, was manchmal
beleidigenderweise als Lebensvorzüge bezeichnet wurde, wenn es
einem nicht einmal den Weg in den Kontakt ebnete? Wenn
überhaupt, so hatte man ihr angedeutet, war das ein Nachteil;
sie würde bessere Leistungen erbringen müssen als die
Durchschnittsperson; sie würde für die Kontakt-Abteilung so
absolut und augenfällig vollkommen sein müssen, daß
niemand überhaupt nur auf den Gedanken kommen konnte, daß
sie aufgenommen war, weil die Leute und Maschinen im
Zulassungsgremium den Namen Seich aus dem Geschichtsunterricht
kannten.
    Nun ja, Churt hatte recht gehabt. Dies war ihre große
Chance. Sie war unübertrefflich schön gewesen und
würde es wieder sein, sie war intelligent, charmant und
attraktiv, und sie verfügte über eine gehörige Portion
gesunden Menschenverstand, aber sie konnte nicht erwarten, dieses
Ziel in Windeseile zu erreichen, so wie sie alles andere im Leben
erreicht hatte; sie würde dafür arbeiten müssen, sie
würde lernen müssen, sie würde fleißig,
ausdauernd und emsig und all die anderen Dinge sein müssen, die
sie mit so viel Mühe versucht hatte, nicht zu sein, während
sie dafür sorgte, daß ihre
Universitätsabschlüsse ebenso strahlend ausfielen wie es
ihr gesellschaftliches Leben war.
    Vielleicht war sie eine verwöhnte Kröte gewesen;
vielleicht war sie immer noch eine verwöhnte Kröte, aber
sie war eine bis zum äußersten entschlossene
verwöhnte Kröte, und wenn diese äußerste
Entschlossenheit ihr auferlegte, daß sie das verwöhnte
Krötentum sausen ließ, dann würde damit Schluß
gemacht werden, schneller als man ›Tschüs‹ sagen
konnte.
    Ulver trocknete sich die Augen, sammelte sich – immer noch
ohne die Hilfe irgendwelcher Drüsensekrete –, dann stand
sie auf und verließ die Kabine. Sie würde sich in die
Lounge setzen, wo es mehr Platz gab, und dort würde sie alles in
Erfahrung bringen, was sie konnte, über Stuf, diesen Mann
Genar-Hofoen und alles andere, das wichtig sein konnte für die
ihr bevorstehende Aufgabe.

 
II
     
     
    Leffid Ispanteli ließ sich lässig in den Sessel neben
dem Vizekonsul der Ach-Vergiß-Es-Tendenz fallen, wobei er seine
Flügel behutsam über die Rückenlehne hakte und den
Vizekonsul anlächelte, der ihn mit der besonders freundlichen
Art von ausdruckslosem Blick betrachtete, den Leute anzunehmen
pflegten, wenn sie per Neurallitze kommunizierten.
    Leffid hielt die Hand hoch. »Es müssen Worte sein,
befürchte ich, Lellius«, sagte er. »Ich habe mir die
Litze für das Festival entfernen lassen.«
    »Außerordentlich primitiv«, sagte Vizekonsul
Lellius anerkennend, nickte ernst und wandte seine Aufmerksamkeit
wieder dem Rennen zu.
    Sie saßen in einem Karussell, das unter einem riesigen, nach
der Form eines Netzbaumes gestalteten Karbonröhren-Gebilde hing;
die Tausende von Zuschauerkarussells baumelten wie Früchte in
dem Laubwipfel und waren mannigfach verbunden durch ein zweites Netz
aus feinen, schwankenden Kabelbrücken. Der Blick nach unten und
nach beiden Seiten bot eine Reihe von großen Steinstufen,
gefleckt mit Vegetation und sich bewegenden Gestalten; es war beinahe
genauso, als ob man in ein antikes Amphitheater blickte, das aus der
Horizontale in die Vertikale gehoben worden war und bei dem jede
Sitzebene jeweils unabhängig von den anderen sich um sich selbst
drehen konnte. Die sich bewegenden Gestalten waren
Ysner-Mistretl-Kombinationen; die Ysner waren große,
zweibeinige, flugunfähige (und so gut wie gehirnlose)
Vögel, die für das Laufen zuständig waren,
während ihr Denken von den Mistretl-Jockeys besorgt wurde, die
jeder von ihnen auf dem Rücken trug. Mistreis waren winzige und
beinahe hilflose, aber mit Gehirnen

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