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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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weißt
du.«
    Leffid erinnerte sich, daß es eher den Anschein gehabt
hatte, als ob Lellius auf der Homomdanischen Party mit dem Bugseil
von etwas kämpfte, das aussah wie ein kleines Luftschiff.
»Am schrecklichsten muß es für den betroffenen
Bewohner des Anzugs selbst sein, vermute ich.«
    »Ha, in der Tat.« Lellius schmunzelte, nickte und
röchelte. »Darf ich dir eine Erfrischung
bestellen?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Sehr gut; ich habe nämlich beschlossen, für die
Dauer des Festivals auf Erregungsnahrung und -getränke zu
verzichten und würde nur neidisch werden.« Er
schüttelte den Kopf. »Ich hatte gedacht, Primitive
hätten angeblich mehr Spaß, doch alles, was mir an
Veränderungen eingefallen ist, um dem Geist des Festivals
gerecht zu werden, macht das Leben anscheinend weniger
spaßig«, sagte er und schnalzte dann mißbilligend
mit der Zunge wegen irgend etwas, das sich auf dem Rennparcours
abspielte.
    Leffid wandte den Blick dorthin und sah, wie ein
Ysner-Mistretl-Paar einen Sprung verfehlte, auf die Rampe aufschlug
und in eine andere Ebene hinunterfiel. Sie rappelten sich auf und
rannten weiter, aber sie mußten schon sehr stark vom Glück
begünstigt sein, um jetzt noch zu gewinnen. Lellius
schüttelte den Kopf und benutzte das flache Ende eines
Schreibstiftes, um eine Zahl von der holzeingefaßten Wachstafel
zu streichen, die er in der breiten roten Hand hielt.
    »Gewinnst du?« fragte Leffid ihn.
    Lellius schüttelte den Kopf und machte ein trauriges
Gesicht.
    Leffid lächelte und betrachtete dann mit großem Getue
die Rennbahn und die wettstreitenden Ysner-Mistretl-Paare. »Sie
sehen für meinen Geschmack nicht besonders festlich aus«,
sagte er. »Ich hätte etwas… nun, Festlicheres
erwartet«, schloß er lahm.
    »Ich glaube, die Rennbehörden betrachten die
Feierlichkeiten mit den gleichen übellaunigen Zweifeln wie
ich«, erklärte Lellius. »Das Fest ist jetzt – wie
– zwei Tage alt?«
    Leffid nickte.
    »Und ich habe es jetzt schon satt«, gestand Lellius und
kratzte sich mit dem Schreibstift der Wachstafel hinter einem seiner
drei Ohren. »Ich hatte eigentlich vor, während seiner Dauer
Urlaub zu machen, aber natürlich wird von mir erwartet,
daß ich hier bin. Einen Monat lang anmaßend
aufwühlende Kunst und hemmungslos erzwungener Spaß.«
Lellius schüttelte heftig den Kopf. »Was für
Aussichten!«
    Leffid stützte das Kinn in die gewölbte Hand. »Du
warst noch nie so richtig angetan von der
Ach-Vergiß-Es-Tendenz, oder, Lellius?«
    »Ich habe mich ihr in der Hoffnung angeschlossen, daß
sie mich etwas…« – Lellius blickte nachdenklich zu der
breit ausgefächerten Baumskulptur hinauf, die über ihnen
hing – »… kapriolengeneigter machen würde«,
sagte er und nickte. »Ich wollte meine Neigung fördern,
über die Stränge zu schlagen, deshalb schloß ich mich
der Tendenz an, in der Hoffnung, daß der natürliche
Hedonismus von Leuten wie deiner geschätzten Person meine eigene
schwerfällige, phlegmatische Seele irgendwie anstecken
würde.« Er seufzte. »Ich lebe immer noch in der
Hoffnung.«
    Leffid lachte leicht, dann sah er sich langsam um. »Bist du
allein hier, Lellius?«
    Lellius sah gedankenverloren aus. »Mein unvergleichlich
leistungsfähiger Klerikalassistent Nummer Drei besucht den
Abtritt, glaube ich«, röchelte er lachend. »Mein
mißratener Sohn versucht wahrscheinlich gerade, sich etwas
Neues auszudenken, um mich in Verlegenheit zu bringen, meine
Gefährtin ist eine halbe Galaxis entfernt – was nah genug
ist –, und meine gegenwärtige Geliebte ist zu Hause
geblieben, da sie sich unpäßlich fühlt. Oder vielmehr
paßt es ihr nicht, zu etwas mitzugehen, das ihren Worten nach
ein langweiliges Vögel-und-Affen-Rennen ist.« Er nickte
bedächtig. »Man könnte also mit Fug und Recht
behaupten, daß ich allein bin, nehme ich an. Warum fragst
du?«
    Leffid rückte näher zu ihm hin, die Arme auf den kleinen
Tisch des Karussells gelegt. »Hab gestern nacht etwas Seltsames
gesehen«, sagte er.
    »Dieses junge Ding mit den vier Armen?« fragte Lellius
und blinzelte mit mindestens einem Auge. »Ich habe mich in der
Tat gefragt, ob bei ihr noch andere anatomische Einzelheiten
womöglich doppelt vorhanden sein könnten.«
    »Deine Geilheit schmeichelt mir«, sagte Leffid.
»Wenn du sie nett darum bittest, wird sie dir wahrscheinlich die
Kopie einer Aufzeichnung zukommen lassen, die beweist, daß die
entsprechenden Teile bei uns beiden ganz einzigartig

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