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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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glauben, wer ich bin, Kommandant, aber
wovon ich rede, ist etwas mit dem Namen Genozid, und der Beweis
dafür.
    Wir haben getan, was getan werden mußte!
    : Danke, das hatten wir alles schon. Deine Selbstrechtfertigungen
wurden zur Kenntnis genommen.
    Ich habe an das geglaubt, was ich tat!
    : Ich weiß. Du besaßest den Rest von Anstand, es
gelegentlich in Frage zu stellen, aber letzten Endes glaubtest du
wirklich an das, was du tatest. Das ist keine Entschuldigung, aber es
ist ein Gesichtspunkt.
    Wer bist du? Was gibt dir das Recht, in meinem Gehirn
herumzuspuken?
    : Mein Name würde in deiner Sprache in etwa Grauzone lauten. Was mir das Recht gibt, in deinem Gehirn herumzuspuken,
ist dasselbe, was dir das Recht gegeben hat, jenen, die du ermordet
hast, das anzutun, was du tatest: Macht. Überlegene Macht. Weitreichende, überlegene Macht, in meinem Fall.
Trotzdem, ich bin gerufen worden, und ich muß dich jetzt
verlassen, aber ich komme in ein paar Monaten wieder, und dann werde
ich meine Untersuchungen fortsetzen. Es sind noch genügend von
euch übrig, um einen eher… trigonometrischen Fall zu
konstruieren.
    Wie bitte, dachte er und versuchte, die Augen zu öffnen.
    : Kommandant, ich kann dir nichts Schlimmeres wünschen, als
das zu sein, was du bereits bist; vielleicht hast du Lust,
darüber nachzudenken, solange ich weg bin.
    Sofort war er wieder in seinem Traum.
    Er fiel durch das Bett, das einzige eisweiße Tuch riß
unter ihm und ließ ihn in einen bodenlosen Kessel von Blut
trudeln; er fiel durch ihn hindurch zum Licht und zu der Wüste
und dem Schienenstrang durch den Sand; er fiel in einen der
Züge, in einen der Lastwagen, und dort lag er mit seinem
gebrochenen Bein inmitten der stinkenden Toten und der
stöhnenden Lebenden, eingeklemmt zwischen den mit Exkrementen
beschmierten Körpern mit den weinenden Verwundeten und dem
Summen der Fliegen und dem sengendheißen Toben des Durstes in
ihm selbst.
    Er starb in dem Viehtransporter, nach unendlichen Qualen. Er hatte
Zeit für einen flüchtigen Blick auf sein Zimmer in dem
Altenwohnheim. Selbst in seinem immer noch von Entsetzen
geprägten und von Schmerzen irren Zustand blieb ihm die Zeit und
die Geistesgegenwart zu denken, daß, obwohl er das Gefühl
hatte, mindestens ein Tag sei während seines Untertauchens in
den Schreckenstraum vergangen, in dem Schlafzimmer alles noch genauso
aussah wie zuvor. Dann wurde er wieder in die Tiefe gezogen.
    Er wachte auf, im Innern des Gletschers eingegraben, vor
Kälte sterbend. Man hatte ihn in den Kopf geschossen, aber das
hatte ihn nur gelähmt. Wieder eine unendliche Qual.
    Er hatte einen zweiten Eindruck von dem Altenheim; die Sonne fiel
immer noch im gleichen Winkel herab. Er hätte sich niemals
vorstellen können, daß es möglich war, soviel Schmerz
zu empfinden, weder in einer so kurzen Zeit, noch in einem ganzen
Leben, auch nicht in hundert Lebensspannen. Er fand gerade genug
Zeit, um seinen Körper zu strecken und sich einen Fingerbreit
auf dem Bett zu bewegen, bevor der Traum wieder Besitz von ihm
ergriff.
    Dann befand er sich im Laderaum eines Schiffs, zusammengepfercht
mit Tausenden anderer Menschen in der Dunkelheit, wieder einmal
umgeben von Gestank und Schmutz und Schreien und Schmerz. Zwei Tage
später war er bereits halbtot, als sich die Ventile
öffneten, Meerwasser hereinströmte und die noch Lebenden
nach und nach ertranken.
    Die Putzfrau fand den alten Kommandanten im Ruhestand am
nächsten Morgen zu einer Kugel zusammengekrümmt nicht weit
von der Tür des Apartments entfernt. Seine Herzen hatten
versagt.
    Der Ausdruck in seinem Gesicht war derart, daß der
Altenpfleger beinahe ohnmächtig geworden wäre und sich
schnell hinsetzen mußte, aber der Arzt erklärte, daß
das Ende wahrscheinlich recht schnell eingetreten sei.

 
V
     
     
    [Dichtstrahl, M16.4, Tra. @ n4.28.858.8893]
    x AKE Grauzone
    o ASF Ehrlicher Fehler
    Da. Ich bin unterwegs.
    00
    x ASF Ehrlicher Fehler
    o AKE Grauzone
    Es wird auch höchste Zeit.
    00
    Ich hatte noch etwas zu erledigen.
    00
    Gab es wieder mal Tiergehirne zu erforschen?
    00
    Geschichte ans Tageslicht zu bringen. Wahrheit zu
ergründen.
    00
    Ich hätte gedacht, daß einer der letzten Orte, an
dem man irgendeinen Reiseplan hinsichtlich der Suche nach Wahrheit zu
finden erwarten könnte, im Innern der Gehirne schlichter Tiere
sei.
    00
    Wenn die betreffenden schlichten Tiere sowohl die
erfolgreichsten und wirkungsvollsten Aktionen zur Vernichtung eines
bedeutenden

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