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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Landschaft
verborgenen Projektion hergestellt wurde. Das Schiff war insgeheim
stolz auf den Rauch.
    Selbst der Umstand, daß die Szene noch nicht ganz vollkommen
war – viele der Soldaten hatten bei näherer Betrachtung
weibliche und/oder ausländische oder gar fremdweltliche Zuge,
und selbst die männlichen Wesen von passender und genetisch
nicht allzu gemischter Abstammung waren zu groß und ganz
allgemein zu gesund für die damalige Zeit – störte das
Schiff nicht besonders. Die richtige Darstellung der Leute war nicht
das Schwierigste gewesen, aber sie waren der wichtigste Bestandteil
der Szene; sie waren der Grund für das Ganze.

    Alles hatte vor acht Jahren angefangen, in sehr kleinem
Maßstab.
    Jedes Kultur-Habitat – ob eine Orbitalstation oder ein
anderes großes Gebilde, ein Schiff, ein Fels oder ein Planet
– verfügte über Einlagerungs-Einrichtungen. Ein
Einlagerungs-Speicher war der Ort, wo die Leute hinkamen, wenn sie
ein bestimmtes Alter erreicht hatten oder wenn sie einfach des Lebens
überdrüssig waren. Das war eine der Möglichkeiten,
unter denen die Kultur-Menschen am Ende ihres künstlich
verlängerten Lebens, das zwischen dreieinhalb und vier
Jahrhunderten dauerte, auswählen konnten. Sie konnten sich
für eine Verjüngung und/oder vollständige
Unsterblichkeit entscheiden, sie konnten Teil einer Gruppenseele
werden, sie konnten schlicht und einfach sterben, wenn die Zeit
gekommen war, sie konnten ganz und gar aus der Kultur ausscheiden und
tapfer eines der ungewissen, im wesentlichen unerforschten Angebote,
die von bestimmten Ahnen-Zivilisationen hinterlassen worden waren,
annehmen, sie konnten sich einlagern lassen, und zwar mit jedem
beliebigen Wiedergeburts-Kriterium.
    Einige Leute schliefen – sagen wir mal – hundert Jahre
am Stück und lebten dann einen einzigen Tag, um wieder in ihren
traumlosen, alterungslosen Schlummer zu versinken; einige wollten in
bestimmten vorgegebenen Zeitabständen wiedererweckt werden, um
zu sehen, was sich im Laufe ihrer Abwesenheit verändert hatte,
andere wollten nur zurückkommen, wenn sich etwas ganz besonders
Interessantes zutragen würde (wobei sie sich zufrieden auf das
Urteil anderer verließen), und wieder andere wollten erst dann
zurückgeholt werden, wenn die Kultur endlich ihrerseits zu den
Ahnen gehören würde.
    Das war eine Entscheidung, die die Kultur seit vielen
Jahrtausenden hinausschob; theoretisch hätte es alles, das bis
zu zehntausend Jahre zurücklag, in den Zustand der Erhabenheit
erheben können, aber – während Einzelwesen und
kleinere Gruppen von Seelen und Gehirnen andauernd die Erhabenheit
wählten und andere Teile der Gesellschaft sich ausgeklinkt und
abgesondert hatten, um in dieser Hinsicht ihre eigenen Wege zu gehen
– der Großteil der Kultur hatte sich dafür
entschieden, das nicht zu tun, und war statt dessen entschlossen, in
Reih und Glied über die sich ständig brechenden Wogen der
galaktischen Lebensfortsetzung zu surfen.
    Zum Teil war das eine Art von Neugier, die jeder Erhabenen Spezies
zweifellos kindisch erscheinen mußte; ein Gefühl,
daß es in der Basisrealität immer noch etwas zu entdecken
gab, obwohl deren Gesetze und Regeln bis ins letzte bekannt waren.
(Und außerdem, was war mit anderen Galaxien, anderen Universen?
Hatten die Ahnen Zugang zu diesen, doch hatte es keiner von ihnen
bisher über sich gebracht, den Nichterhabenen die Wahrheit zu
eröffnen? Oder wurden all diese Betrachtungen nach Erreichen der
Erhabenheit, im post-erhabenen Zustand, schlichtweg unwichtig?)
    Zum Teil war das Ausdruck der extrovertiert-besorgten Moral der
Kultur; die Erhabenen Ahnen, die zu Göttern für alle
Absichten und Zwecke geworden waren, vernachlässigten
anscheinend ihre Pflichten, die die einfältigeren und weniger
entwickelten Gesellschaftsformen, die sie zurückließen,
solchen Wesenheiten zuschrieben. Mit einigen sehr begrenzten
Ausnahmen, scherten sich die Ahnenspezies folglich um kaum etwas, das
mit dem Rest des Lebens in der Galaxis zu tun hatte, deren physische
Fallen sie ohne Unterschied hinterließen; Tyrannen kamen
ungestraft davon, Hegemonien blieben ohne Herausforderung,
Völkermorde wurden nicht verhindert, und ganze im Entstehen
begriffene Zivilisationen wurden weggepustet, nur weil ihr Planet von
einem Kometen getroffen wurde oder zufällig einer Supernova zu
nahe kam, obwohl diese Ereignisse sich unter den metaphorischen Nasen
der Erhabenen abspielten.
    Der Schluß lag nahe, daß der

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