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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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auflösende Wolke von Rauch und
Ruß erzeugend. Er hatte herausgefunden, daß er durch die
richtige Anpassung des Sauerstoffstroms und indem er ihn durch eine
Düse führte, die er selbst entworfen und hergestellt hatte,
die Flammen auflodern lassen, eine dumpfe rote Glut erzeugen oder
jede Brandsituation dazwischen herbeiführen konnte.
    Er wußte, daß es dem Gehirn nicht gefiel, wenn er das
machte, aber er hatte Spaß daran, und es war beinahe das
einzige, was er tat, das es ärgerte. Außerdem hatte das
Gehirn mißmutig zugegeben, daß der dabei zustandekommende
Hitzegrad zu klein war, um jemals durch die achtzig Kilometer Eisen
zu dringen und sich dadurch an der Oberfläche von Armseligkeit
bemerkbar zu machen, und daß letzten Endes die Abfallprodukte
der Verbrennung geborgen und wiederaufbereitet wurden; deshalb
gönnte sich Gestra alle paar Monate oder so mit reinem Gewissen
diese bescheidene Wohltat.
    Das heutige Feuer speiste sich aus einigen alten
Wandbehängen, derer er überdrüssig geworden war,
außerdem einigen Gemüseresten der letzten Mahlzeiten und
winzigen Holzstückchen. Die Holzabfälle fielen bei seinem
Hobby an, das darin bestand, Modelle alter Segelschiffe im
Maßstab eins zu einhundertachtundzwanzig herzustellen.
    Er hatte das Wasser des Schwimmbeckens in seinen Gemächern
ablaufen lassen und es in eine Miniatur-Baumplantage und
Landwirtschaft verwandelt, indem er etwas von der Biomasse benutzte,
mit der das Gehirn und er ausgestattet worden waren. Es wuchsen dort
winzige Bäume, die er fällte und in kleine Planken
spaltete; auf einer Drehbank bearbeitete er das Holz zu all den
Masten, Sparren, Decks und anderen Teilen, die die seetüchtigen
Schiffe benötigten. Andere Bonsaipflanzen seines Mini-Waldes
lieferten lange Fasern, die er kämmte und drehte und zu
zwirndünnen Seilen und Fäden verzwirbelte, um daraus
Falleinen und Planen herzustellen. Aus wieder anderen Pflanzen gewann
er noch dünnere Fasern, die er auf unendlich kleinen
Webstühlen, die er ebenfalls selbst konstruiert hatte, zu Segeln
verwob. Die Eisen- und Stahlteile stellte er aus Material her, das er
von den Eisenwänden von Armseligkeit abgekratzt hatte. Er
schmolz das Metall in einem winzigen Brennofen, um die letzten Spuren
von Verunreinigung zu beseitigen, und walzte es entweder in einer
ebenso winzigen handbetriebenen Walze glatt, bevor er es unter
Benutzung von wachs- und talkähnlichen Formen goß oder es
auf mikroskopischen Drehbänken formte. In einem anderen
Brennofen schmolz er Sand – der von dem Strand stammte, der zum
Schwimmbecken gehört hatte –, um waffeldünne
Glasscheiben für Luken und Deckenlichter herzustellen. Noch mehr
von der Biomasse des Lebenserhaltungssystems benutzte er, um Pech und
Öl herzustellen, mit denen er die Schiffsrümpfe abdichtete
und die kleinen Winden, Ladebäume und andere Maschinenteile
schmierte. Sein wertvollstes Material war Messing, das er von einem
antiken Teleskop abschaben mußte, das seine Mutter ihm
geschenkt hatte (mit einer ironischen Bemerkung, an die er sich
lieber nicht erinnerte), als er seinen Entschluß kundgetan
hatte, nach Armseligkeit aufzubrechen. (Seine Mutter war jetzt
ebenfalls eingelagert; eine seiner Ur-Ur-Nichten hatte ihm das in
einem Brief mitgeteilt.)
    Er hatte zehn Jahre gebraucht, um die winzigen Maschinen
herzustellen, mit denen er wiederum die Schiffe herstellen konnte,
und die Herstellung eines einzigen Schiffes nahm wieder zwanzig Jahre
seiner Zeit in Anspruch. Bis jetzt hatte er sechs Fahrzeuge gebaut,
und jedes war ein klein wenig größer und besser
verarbeitet als das vorhergehende. Er stand kurz vor der Vollendung
eines siebten, bei dem nur noch die Segel fertiggestellt und
genäht werden mußten; die Holzabfälle, die er gerade
verbrannte, waren die letzten abgefallenen Schnipsel sowie
gepreßtes Sägemehl.
    Das kleine Feuer brannte ganz ordentlich. Er ließ es lodern
und blickte sich um. Sein Atem klang laut in seinem Anzug, als er den
Kopf hob, um sich in dem dunklen Raum umzusehen. Die vierundsechzig
Schiffe, die in dieser Halle untergebracht waren, waren Schnelle
Angriffs-Einheiten der Gangster-Klasse; schlanke, unterteilte
Zylinder, über zweihundert Meter hoch und fünfzig im
Durchmesser. Der Schein des winzigen Feuers verlor sich zwischen den
turmhohen Schiffen; er mußte die Bedienungsflächen auf dem
Unterarm des alten Raumanzugs drücken, um das auf dem
Visierbildschirm vor ihm dargebotene Bild zu verstärken.
    Die Schiffe

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