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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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aus, die wohl ihre Sommerfrische in der schönen Kurstadt verbrachten, und wie üblich rannten am ganzen Bahnsteig Händler mit ihren Bauchläden hin und her und priesen ihre Waren an, von denen sie hoffen mochten, dass durstige und hungrige Fahrgäste an diesen Interesse fänden. Bronstein war versorgt, und so schloss er das Fenster wieder, um zu vermeiden, dass eine der marktschreierischen Gestalten ihn zu Essiggurken oderPflaumen überreden wollte. Der Tell also, der Mann mit der Armbrust, der seinen Hut nicht ziehen wollte, der Tell also sollte es sein.
    Irgendwann musste Bronstein eingenickt sein, denn als er wieder bei sich war, da hatte sich die Landschaft deutlich verändert. Der Zug wand sich keuchend und ächzend die Trasse zum Semmering hoch, von lieblicher Landschaft war nichts mehr zu erkennen. Vor dem Fenster türmten sich mächtige Bäume, die weit in den Himmel ragten, sodass Bronstein kaum etwas vom Blau des Sommertages zu erkennen vermochte. Unwillkürlich griff er nach seiner Taschenuhr, und ein schneller Blick überzeugte ihn davon, dass die Fahrt keineswegs mehr lange dauern konnte. Vermutlich lag sogar Payerbach-Reichenau schon hinter ihm, sodass es nun auch keinen Sinn mehr hatte, mit der Lektüre fortzufahren. Eilig aß Bronstein seine beiden Brote, denn es würde wohl gar zu knausrig wirken, wenn er mit Proviant in seinem Hotel eintraf. Danach trank er den letzten Rest seines Tees, um sich schließlich mit Genuss eine weitere Zigarette anzuzünden. Während er den Blick unverwandt auf die Bäume gerichtet hielt, schritt der Schaffner den Waggon ab und teilte den Fahrgästen mit, dass die Station „Semmering“ in wenigen Minuten erreicht sei. Bronstein nahm noch ein, zwei Züge von der Zigarette, dämpfte diese dann aus und erhob sich. Er zog sein Sakko wieder an und nahm seinen kleinen Koffer aus dem Gepäcksnetz. In dem kleinen Wandspiegel überprüfte er seine Erscheinung, dann trat er entschlossen aus dem Abteil und begab sich zum nächsten Ausgang. Dort musste er nicht lange warten, ehe der Zug zum Stillstand kam. Ein Bediensteter der Bahn öffnete die Tür, und Bronstein stieg auf den Bahnsteig. Er hielt auf die Schalterhalle zu, als ihm ein uniformierter Chauffeur auffiel, der sich nervös nach allen Seiten umblickte. In seinen Händen hielt er verkrampft ein Schild, auf dem „Panhans“ zu lesen stand. Bronstein trat zu ihm hinund fragte, ob der Mann zufällig auf ihn wartete. Dieser nickte freudig und griff wie selbstverständlich nach Bronsteins Koffer. Während er dies tat, bat er um Verständnis, dass er aus Gründen der Rationalität auch noch zwei weitere Hotelgäste abholen müsse. Er hoffe jedoch, der hohe Herr werde sich dadurch nicht inkommodiert fühlen. Bronstein lächelte und bedeutete dem Fahrer, derlei sei für ihn selbstverständlich kein Problem. Diese Aussage tätigte er umso leichter, als er wusste, dass die Fahrt zum „Panhans“ kaum fünf Minuten dauerte. Wenn er aber die Hoffnung gehegt hatte, eine schöne junge Dame würde ihm in dieser Zeit Gesellschaft leisten, so sah er sich arg getäuscht. Eine missmutige Alte mit ihrer Zofe watschelte auf das Automobil zu und erklärte in herrischem Ton, man möge gefälligst ihr Gepäck aus dem Zug holen. Bronstein beschloss, sich dadurch nicht die gute Laune verderben zu lassen, doch er spürte, wie seine Geduld an ein Ende kam, als die Alte an der Rezeption wie selbstverständlich den Vortritt verlangte, was umso ärgerlicher war, als sie erst nach einem wahren Privatissimum über die diversen Möglichkeiten des Semmeringgebiets abzog. Für Bronstein hatte dies immerhin den Vorteil, selbst keine Fragen mehr stellen zu müssen. Er trug sich einfach ein und nahm sodann seinen Zimmerschlüssel entgegen, der ihm freilich vom Hotelpagen gleich wieder aus der Hand genommen wurde. Der Junge eilte, den Koffer in der anderen Hand, die Treppe hinauf, sodass Bronstein Mühe hatte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Keuchend kam er in seinem Raum an, der ihm einen traumhaften Ausblick auf das Tal bot. Begeistert drückte er dem Pagen einige Groschen in die Hand und entließ ihn. Er öffnete die Balkontür und ließ die reine Luft der Voralpen auf sich wirken. Mit Wohlgefallen registrierte er, dass die Sonne bereits tief genug stand, um direkt auf sein Domizil zu scheinen, sodass er sich auf dem Liegestuhl niederließ und die Augen schloss. Ja, hier ließ es sich trefflich weilen.
    Es war eine leichte Kühle, die Bronstein

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