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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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fühlte Seth sich nicht mehr sicher. Den Kompass in der Hand, eilte er den schmalen Trampelpfad entlang nach Hause. Ohne Vorwarnung traf ihn etwas am Ohr, so leicht, dass er es kaum spürte. Ein Kiesel von der Größe eines Fingerhuts fiel zu seinen Füßen auf den Weg.
    Seth fuhr herum. Jemand hatte den kleinen Stein nach ihm geworfen, aber er konnte niemanden sehen. War die alte Frau ihm vielleicht doch heimlich gefolgt? Sie kannte den Wald wahrscheinlich ziemlich gut.
    Jetzt traf ihn ein weiterer kleiner Gegenstand im Nacken. Er war nicht so hart oder schwer wie ein Stein. Als er sich umdrehte, sah er eine Eichel auf sich zu sirren, und er duckte sich. Die Eicheln und der Kieselstein waren von verschiedenen Seiten des Pfads gekommen. Was ging hier vor?
    Von oben kam das Geräusch von splitterndem Holz, und ein gewaltiger Ast fiel hinter ihm auf den Weg. Einige Blätter und Zweige streiften ihn, bevor der Ast auf dem Boden aufschlug. Wenn er zwei oder drei Meter weiter hinten auf dem Pfad gestanden hätte, hätte der Ast, der dicker war als Seths Bein, ihn auf den Kopf getroffen.
    Er schaute nur einmal kurz auf den schweren Ast, dann jagte Seth den Pfad entlang, so schnell er konnte. Er glaubte, ein Rascheln aus den Gebüschen zu beiden Seiten des schmalen Weges zu hören, verlangsamte sein Tempo aber nicht, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Etwas packte ihn am Knöchel, und er fiel zu Boden.
    Seth lag der Länge nach auf dem Bauch. Eine Schnittwunde an einer Hand und Dreck im Mund, hörte er, wie etwas durch das Blätterwerk hinter ihm raschelte, und ein eigenartiges Geräusch, das entweder Gelächter war oder fließendes Wasser. Ein trockener Zweig barst mit einem Knall wie ein Schuss. Aus Furcht vor dem, was er vielleicht sehen würde, blickte Seth sich nicht um, sondern rappelte sich wieder hoch und rannte den Pfad entlang.
    Was immer ihn zu Fall gebracht hatte, war keine Wurzel gewesen, und auch kein Stein. Es hatte sich angefühlt wie ein dickes Seil, das über den Pfad gespannt worden war. Ein Stolperdraht. Zuvor war ihm keine derartige Falle aufgefallen. Aber die alte Frau konnte das unmöglich bewerkstelligt haben, selbst wenn sie in dem Moment, als er außer Sicht war, losgerannt wäre.
    Seth stürmte an der Stelle vorbei, an der sich der Pfad gabelte. Er sprintete den Weg zurück, über den er gekommen war, und hielt nach hinterlistigen Drähten oder anderen Fallen Ausschau. Sein Atem ging stoßweise, aber er wurde nicht langsamer. Die Luft fühlte sich mit einem
Mal viel heißer und feuchter an als davor. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und tropfte ihm übers Gesicht.
    Seth hielt wachsam Ausschau nach der kleinen Steinpyramide, die die Stelle markierte, an der er den Pfad verlassen sollte. Als er einen knorrigen kleinen Baum mit schwarzer Borke und dornigen Blättern erreichte, blieb er stehen. Er erinnerte sich an den Baum. Er war ihm aufgefallen, als er den Pfad gekreuzt hatte. Mit dem Baum als Orientierungspunkt fand er die Stelle, an der er die Steinpyramide aufgehäuft hatte, aber die Steine waren fort.
    Hinter ihm knirschten Blätter. Seth blickte auf seinen Kompass, um sich davon zu überzeugen, dass er nach Westen unterwegs war, und rannte in den Wald. Zuvor war er diesen Weg in einem gemächlichen Tempo gegangen und hatte dabei Giftpilze und ungewöhnliche Steine untersucht. Jetzt jagte er in vollem Tempo durch den Wald, das Unterholz kratzte ihm die Beine auf, und Zweige peitschten ihm ins Gesicht und auf die Brust.
    Endlich, als seine Panik langsam abflaute, erhaschte er zwischen den Bäumen atemlos einen Blick auf das Haus. Von seinem Verfolger war nichts mehr zu hören. Als er auf den Hof ins Sonnenlicht trat, fragte sich Seth, wie viel von dem, was er gehört hatte, tatsächlich von einem etwaigen Verfolger gekommen war und wie viel er sich in seiner aufgewühlten Fantasie nur eingebildet hatte.
     
    Kendra hielt ein blaues Buch mit goldenen Buchstaben in der Hand. Tagebuch der Geheimnisse stand darauf geschrieben. Das Buch wurde von drei kräftigen Schließen zusammengehalten, und jede davon war mit einem Schlüsselloch versehen. Der letzte Schlüssel, den Opa Sørensen ihr gegeben hatte, passte in keins davon, aber
der goldene Schlüssel, den sie in dem Puppenhausschrank gefunden hatte, passte in das unterste. Ein Schloss würde sie also schon mal aufbekommen.
    Sie hatte das Buch gefunden, als sie die Bücherregale nach einem Öffnungsmechanismus zu einem Geheimgang

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