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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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sind sie gedacht«, antwortete Opa.
    Im Garten brach plötzlich schrilles Gelächter aus. Kendra und Seth sahen sich besorgt an. Opa setzte sich auf Kendras Bettkante.
    »Ich möchte, dass ihr heute Nacht tapfer und verantwortungsbewusst seid«, sagte er.
    Sie nickten schweigend.
    »Ihr solltet wissen«, fuhr er fort, »dass ich euch nicht einzig und allein deshalb habe herkommen lassen, um euren Eltern einen Gefallen zu tun. Eure Großmutter und ich werden langsam alt. Der Tag wird kommen, an dem andere sich um dieses Reservat kümmern sollten. Wir müssen Erben finden. Dale ist ein guter Mann, aber er hat kein Interesse daran, den Betrieb zu leiten. Ihr habt mich bisher beeindruckt. Ihr seid klug, abenteuerlustig und mutig.
    Das Leben hier hat einige unerfreuliche Seiten. Festnächte sind ein gutes Beispiel dafür. Vielleicht fragt ihr euch, warum wir die Nacht nicht einfach alle in einem Hotel verbringen; wenn wir das täten, wäre das Haus bei unserer Rückkehr nur noch eine Ruine. Unsere Anwesenheit ist von größter Wichtigkeit für die Magie, die diese Mauern schützt. Falls ihr jemals etwas mit den Aufgaben in diesem Reservat zu tun haben solltet, werdet ihr lernen müssen, mit gewissen unerfreulichen Realitäten fertigzuwerden. Betrachtet die heutige Nacht als Test. Wenn das chaotische Treiben draußen zu viel für euch ist, dann gehört ihr nicht hierher. Das ist keine Schande. Menschen, die hierhergehören, sind selten.«
    »Wir kommen schon zurecht«, meinte Seth.
    »Das glaube ich auch. Hört jetzt gut zu, wenn ich euch meine letzten Anweisungen gebe. Sobald ich die Tür hinter mir schließe, verlasst ihr nicht mehr eure Betten, ganz gleich, was ihr hört, und ganz gleich, was geschieht. Wir werden nicht vor dem Morgen zurückkommen, um nach euch zu sehen. Ihr werdet vielleicht denken, dass ihr mich oder Dale oder Lena bitten hört, hereinkommen zu dürfen. Seid gewarnt. Es wird keiner von uns sein.
    Dieser Raum ist uneinnehmbar, es sei denn, ihr öffnet ein Fenster oder eine Tür. Bleibt in euren Betten, und es wird euch nichts geschehen. Mit den Feenlaternen an euren Fenstern stehen die Chancen gut, dass sich nichts diesem Teil des Hauses nähern wird. Versucht, den Tumult der Nacht zu ignorieren, und wir werden uns morgen ein ganz besonderes Frühstück gönnen. Irgendwelche Fragen?«
    »Ich habe Angst«, sagte Kendra. »Geh nicht weg.«
    »Ihr seid ohne mich sicherer. Wir werden die ganze Nacht unten Wache halten. Alles wird gut gehen. Schlaft einfach.«
    »Schon okay, Opa«, sagte Seth. »Ich werde ein Auge auf sie haben.«
    »Hab auch eins auf dich selbst«, erwiderte Opa streng. »Du gehorchst mir heute Nacht. Das ist kein Spiel.«
    »Geht in Ordnung.«
    Draußen begann der Wind durch die Bäume zu pfeifen. Der Tag war ruhig gewesen, aber jetzt rüttelte eine heulende Böe an dem Haus. Die Schindeln über ihnen klapperten, und die Bretter knarrten.
    Opa ging zur Tür. »Eigenartige Winde heute. Ich gehe jetzt besser nach unten. Gute Nacht, schlaft schön, ich sehe euch bei Sonnenaufgang.« Er schloss die Tür. Der Wind verebbte. Goldlöckchen gackerte leise.
    »Du machst Witze, oder?«, sagte Kendra.
    »Ich weiß«, erwiderte Seth. »Ich mache praktisch ins Bett.«
    »Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht auch nur ein Auge zutun werde.«
    »Ich weiß, dass ich es nicht tun werde.«
    »Wir sollten es besser versuchen«, meinte Kendra.
    »In Ordnung.«
    Kendra steckte die Stöpsel in die Ohren. Sie schloss die Augen, zog die Beine an und kuschelte sich in ihre Decke. Jetzt brauchte sie nur noch einzuschlafen, um den erschreckenden Geräuschen der Nacht zu entkommen. Sie zwang sich, zu entspannen. Kendra ließ ihren Körper schlaff werden und versuchte, ihre Gedanken freizumachen.
    Es war schwer, nicht daran zu denken, wie es wäre, den Besitz zu erben. Niemals würde sie ihn Seth allein überlassen! Nach fünf Minuten würde alles in die Luft fliegen! Wie es wohl wäre, all die rätselhaften Geheimnisse von Fabelheim zu kennen? Es konnte beängstigend sein,
wenn sie allein war. Sie würde das Geheimnis mit ihren Eltern teilen müssen, damit sie bei ihr leben konnten.
    Nach einigen Minuten rollte sie sich auf die Seite, um in die andere Richtung zu blicken. Es fiel ihr immer schwer, einzuschlafen, wenn sie zu erpicht darauf war. Sie versuchte, an nichts zu denken, versuchte, sich auf ihren Atem zu konzentrieren. Seth sagte etwas, aber durch die Ohrenstöpsel konnte sie ihn nicht verstehen. Kendra

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