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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Schritt. Seine Brust und seine Arme waren mit Gänsehaut überzogen.
    »Er sieht echt aus«, meinte Seth. »Was, wenn er echt ist?«
    »Wie sollte ein Baby auf das Dach kommen?«
    Das Baby trottete zum Fenster und drückte eine rundliche Hand auf das Glas. Etwas glitzerte im Licht hinter ihm. Seth drehte die Taschenlampe und leuchtete zwei grünäugige Wölfe an, die sich verstohlen vom Rand des Dachs näherten. Als das Licht auf sie fiel, blieben sie stehen. Sie sahen räudig und mager aus. Einer der Wölfe fletschte die Zähne, und Schaum troff aus seinem Maul. Dem anderen fehlte ein Auge.
    »Sie wollen das Baby!«, schrie Seth.
    Der Kleine blickte zu den Wölfen hinüber, dann drehte es sich wieder zu Seth und Kendra um und heulte mit erneuter Inbrunst. Frische Tränen strömten ihm über die Wangen, und er schlug mit seinen winzigen Händen gegen die Fensterscheiben. Die Wölfe stürzten los. Der kleine Junge jammerte.
    Goldlöckchen gackerte wie wild in ihrem Käfig.
    Seth riss das Fenster auf.
    »Nein!«, rief Kendra, obwohl sie instinktiv dasselbe tun wollte.
    Sobald das Fenster geöffnet war, wehte Wind in den Raum, als hätte die Luft selbst darauf gewartet, zuzustoßen. Das Baby sprang durchs Fenster und rollte sich mit einem geschickten
Purzelbaum auf dem Boden ab. Dann verwandelte es sich auf groteske Weise, und an die Stelle des Kindes trat ein hämisch grinsender Kobold mit gelben Schlitzen als Augen, einer runzeligen Nase und einem Gesicht wie eine getrocknete Melone. Der Kopf war kahl und verschorft, umrahmt von langem, spinnennetzartigem Haar. Die krummen Arme waren schlaksig, die Hände lang und ledrig und mit Krallen bewehrt. Rippen, Schlüsselbein und Becken ragten schauerlich hervor. Überall zeichneten sich Adern unter dem braunen Fleisch ab.
    Mit übernatürlicher Schnelligkeit kamen auch die Wölfe durch das Fenster gesprungen, noch bevor Seth sich bewegen konnte, um es wieder zu schließen. Kendra stieß Seth beiseite und schlug das Fenster gerade noch rechtzeitig zu, um nicht auch noch einer in wallende, schwarze Gewänder gehüllten Frau Eintritt zu gewähren. Das dunkle Haar der kalten Schönheit wogte wie Dunst in einer Brise. Ihr bleiches Gesicht war durchschimmernd. Als Kendra in diese leeren, sengenden Augen blickte, erstarrte sie. Plapperndes Wispern erfüllte ihren Geist. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie konnte nicht schlucken.
    Seth riss die Vorhänge zu und zog Kendra zum Bett. Was immer sie vorübergehend versteinert hatte, löste sich auf. Orientierungslos rannte sie neben Seth her zum Bett und spürte nur, dass etwas sie verfolgte. Als sie auf die Matratze sprangen, flammte hinter ihnen ein grelles Licht auf, begleitet von einem Krachen wie von Sylvesterknallern.
    Kendra fuhr herum. Der Kobold stand nicht weit vom Bett und hielt sich die knochige Schulter. Das finster dreinblickende Geschöpf war ungefähr so groß wie Dale. Zögernd streckte es eine knochige Hand nach ihr aus, und ein weiterer leuchtender Blitz warf die Kreatur auf den Rücken.
    Der Kreis aus Salz! Im ersten Moment hatte sie nicht begriffen, warum Seth sie zum Bett gezerrt hatte. Wenigstens konnte einer von ihnen noch klar denken! Als Kendra auf den Boden blickte, sah sie, dass der fünf Zentimeter hohe Wall aus Salz tatsächlich die Barriere war, die der Kobold nicht überqueren konnte.
    Ein über vier Meter langer Tausendfüßler mit drei Flügelpaaren und klauenbewehrten Füßen schlängelte sich durch die Luft. Ein plumpes Ungeheuer mit deutlichem Unterbiss und Panzerplatten über dem Rücken schleuderte einen Schrank durchs Zimmer. Die Wölfe hatten ihre Tarnung also ebenfalls abgestreift.
    Der kastanienbraune Kobold hüpfte im Raum herum, stieß Bücherregale um, leerte Spielzeugtruhen aus und brach das Horn des Schaukelpferds ab. Er packte Goldlöckchens Käfig und schleuderte ihn gegen die Wand. Die zierlichen Riegel zerbrachen, und die Tür sprang auf. Das zu Tode erschreckte Huhn flatterte in einer Wolke goldener Federn unbeholfen durch die Luft.
    Goldlöckchen torkelte auf das Bett zu. Der geflügelte Tausendfüßler schlug nach der aufgeregten Henne und verfehlte sie knapp. Der braune Dämon machte einen akrobatischen Satz und packte das Huhn an beiden Beinen. Goldlöckchen gackerte und zappelte in Todesangst.
    Seth sprang vom Bett. Er hockte sich hin, griff sich zwei Hände voll von dem Salz und griff den drahtigen Kobold an. Der hohngrinsende Kobold hielt das Huhn jetzt in einer Hand und

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