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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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jetzt, da sie ihn bemerkt hatte, unverkennbar. Kendra sah sich ängstlich um. »Ach du meine Güte«, sagte sie und ging in die Knie.
    »Was?«
    »Duck dich!«
    Seth kniete sich neben sie. Kendra wies zum Gipfel des Hügels; seitlich davon erhob sich eine dünne Rauchsäule.
    »Ja«, flüsterte er. »Vielleicht haben wir es gefunden.«
    Wieder musste Kendra sich auf die Zunge beißen. Sie hoffte, dass da nicht irgendjemand Opa kochte. »Was machen wir jetzt?«
    »Bleib hier«, sagte Seth. »Ich gehe nachsehen.«
    »Ich will nicht allein bleiben.«
    »Dann folg mir einfach, aber bleib ein bisschen hinter mir. Wir wollen nicht beide gleichzeitig gefangen werden. Und halte das Salz bereit.«
    Die letzte Anweisung wäre nicht nötig gewesen. Kendras einzige Sorge, was das Salz betraf, war die, dass es in ihren verschwitzten Händen zu Brei werden könnte.
    Mit den Büschen als Tarnung kroch Seth dicht über dem Boden weiter auf die blassen Rauchschwaden zu. Kendra ahmte seine Bewegungen nach. Sie war dankbar, dass die vielen Stunden, die er Soldat gespielt hatte, sich doch noch auszahlten. Trotzdem hatte sie die größten Bedenken bezüglich ihres Plans. Sich an die Kochstelle eines Monsters heranzupirschen, zählte zu den Aktivitäten, auf die sie verzichten konnte. Sollten sie nicht in die entgegengesetzte Richtung schleichen?
    Sie kamen der flimmernden Rauchfahne immer näher. Seth winkte sie zu sich heran. Sie kauerte sich neben ihn hinter einen Busch, der doppelt so groß war wie sie selbst, und versuchte, beim Atmen möglichst wenig Geräusche zu machen. Er legte die Lippen an ihr Ohr. »Ich werde um diesen Busch herumkriechen, damit ich sehen kann, was da drüben los ist. Wenn ich gefangen werde oder irgendetwas anderes passiert, werd ich versuchen zu schreien. Halte dich bereit!«
    Sie legte den Mund auf sein Ohr. »Wenn du mir einen Streich spielst, verspreche ich, dass ich dich umbringen werde. Ich tue es wirklich.«
    »Keine Bange. Ich hab auch Angst.«
    Er kroch vorwärts. Kendra versuchte sich zu beruhigen. Das Warten war die reinste Folter. Sie erwog den Gedanken, sich um den Busch herumzuschleichen, um etwas
sehen zu können, aber sie konnte den Mut nicht aufbringen. Die Stille war ein gutes Zeichen, oder? Wenn Seth nicht aus dem Hinterhalt mit einem Giftpfeil erschossen worden war.
    Die Pause zog sich unbarmherzig in die Länge. Dann hörte sie Seth zurückkommen; er bewegte sich weniger vorsichtig als auf dem Hinweg. Als er um den Busch herumkam, ging er aufrecht und sagte: »Komm her, das musst du sehen.«
    »Was ist da?«
    »Nichts Beängstigendes.«
    Immer noch angespannt, ging sie mit ihm um den Busch herum. Über ihr sah sie auf einer freien Fläche in der Nähe des Gipfels die Quelle des dünnen Rauchs – ein hüfthoher Zylinder aus Stein mit einer hölzernen Winde, an dem ein Eimer baumelte. »Ein Brunnen?«
    »Ja. Komm und nimm mal eine Nase.«
    Sie traten an den Brunnen. Selbst aus der Nähe betrachtet, blieb der Rauch dunstig und undeutlich. Kendra beugte sich vor und starrte in die tiefe Dunkelheit. »Riecht gut.«
    »Wie Suppe«, sagte Seth. »Fleisch, Gemüse, Gewürze.«
    »Das riecht köstlich.«
    »Find ich auch. Sollen wir etwas davon probieren?«
    »Den Eimer hinunterlassen?«, fragte Kendra skeptisch.
    »Warum nicht?«, erwiderte Seth.
    »Da unten könnten irgendwelche Kreaturen sein.«
    »Das glaub ich kaum«, erwiderte Seth.
    »Du denkst, das ist einfach ein Brunnen voller Eintopf«, meinte Kendra höhnisch.
    »Wir befinden uns immerhin in einem magischen Reservat.«
    »Soweit wir wissen, könnte die Suppe giftig sein.«
    »Es kann nicht schaden, einen Blick darauf zu werfen«, beharrte Seth. »Ich bin halb verhungert. Außerdem ist nicht alles hier schlecht. Ich wette, das ist der Ort, zu dem die Feenleute zum Abendessen gehen. Siehst du, es gibt sogar eine Kurbel.« Er begann die Winde zu drehen und ließ den Eimer in die Dunkelheit hinab.
    »Ich stehe Schmiere«, sagte Kendra.
    »Gute Idee.«
    Kendra fühlte sich schutzlos. Sie waren so weit vom Gipfel entfernt, dass sie die andere Seite des Hügels nicht einsehen konnte, und auf ihrer Seite gab es jede Menge Bäume und undurchdringliches Gebüsch. Sie selbst konnten aber gesehen werden, falls irgendwelche Augen aus dem Verborgenen sie beobachten sollten.
    Seth drehte weiter an der Kurbel und ließ den Eimer immer tiefer hinunter. Schließlich hörte er ihn auf den Grund des Brunnens platschen. Das Seil lockerte sich ein wenig.

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