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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Seth.
    »Ich bin ihm nie begegnet. Euer Großvater hatte einmal mit ihm zu tun. Es wird gefährlich werden, aber im Augenblick ist das die beste Alternative. Wir sollten uns beeilen. Ich werde euch unterwegs mehr erzählen.«

KAPITEL 14
Omas Trollerei
    H abt ihr jemals ein Gespräch mit angehört, während ihr eingeschlafen seid?«, fragte Oma. »Die Worte kommen wie aus weiter Ferne, und man begreift nur mit Mühe ihre Bedeutung.«
    »Das ist mir einmal in einem Motel passiert, als wir auf Reisen waren«, antwortete Kendra. »Mom und Dad haben sich unterhalten. Ich bin eingeschlafen, und ihr Gespräch verwandelte sich in einen Traum.«
    »Dann kannst du bis zu einem gewissen Grad meinen Geisteszustand als Huhn nachvollziehen. Ihr sagt, es ist Juni. Meine letzten klaren Erinnerungen sind von Februar, als ich verzaubert wurde. Während der ersten paar Tage war mein Geist noch recht wach. Aber im Laufe der Zeit verfiel ich in eine Art Dämmerzustand, ich konnte nicht mehr klar denken und nahm meine Umgebung nicht mehr so wahr, wie ein Mensch es tun würde.«
    »Unheimlich«, sagte Seth.
    »Ich habe euch erkannt, als ihr angekommen seid, aber es war, wie wenn man von der verkehrten Seite durch ein Fernrohr schaut. Mein Geist ist erst wieder erwacht, als diese Kreaturen durchs Fenster kamen. Der Schock hat mich aus meiner Benommenheit gerissen. Es war sehr schwierig, mein wiedererwachtes Bewusstsein festzuhalten. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel Konzentration es mich gekostet hat, diese Botschaft an euch zu schreiben. Mein Geist wollte entschlüpfen, sich entspannen.
Ich wollte die köstlichen Körner essen, statt sie zu seltsamen Mustern zu arrangieren.«
    Sie gingen über einen breiten Schotterweg. Statt zum Haus zurückzukehren, waren sie dem Pfad hinter dem Efeuschuppen gefolgt und hatten sich tiefer in den Wald hineinbegeben. Danach waren sie an eine Gabelung gekommen und schließlich zu dem Schotterweg, den sie jetzt entlanggingen. Die Sonne brannte auf sie herab, die Luft war schwer und feucht, und der Wald um sie herum blieb unnatürlich still.
    Kendra und Seth hatten eine Jeans mitgebracht, aber wie sich herausstellte, stammte sie aus Omas schlankeren Tagen und passte nicht einmal ansatzweise. Die Tennisschuhe gehörten Opa und waren mehrere Nummern zu groß. Also trug Oma jetzt einen Badeanzug unter ihrem Morgenmantel, und ihre Füße steckten nach wie vor in Pantoffeln.
    Oma hob die Hände, öffnete und schloss sie immer wieder und starrte sie dabei unentwegt an. »Eigenartig, wieder richtige Finger zu haben«, murmelte sie.
    »Wie bist du überhaupt ein Huhn geworden?«, fragte Seth.
    »Mein Stolz hat mich unvorsichtig gemacht«, antwortete Oma. »Eine ernüchternde Erinnerung daran, dass keiner von uns gegen die Gefahren dieses Reservats gefeit ist, selbst wenn wir glauben, wir hätten die Oberhand. Sparen wir uns die Einzelheiten für ein andermal.«
    »Warum hat Opa dich nicht zurückverwandelt?«, wollte Kendra wissen.
    Omas Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Wahrscheinlich, weil ich ihm Frühstückseier gelegt habe. Ich will fast meinen, dass ich, wenn er mich gleich zu Muriel gebracht hätte, all diesen Unsinn hätte verhindern können.
Aber ich nehme an, er hat nach einer anderen Lösung gesucht, um mich wieder zurückzuverwandeln.«
    »Nach einer anderen Möglichkeit als der, Muriel zu fragen?« , meinte Seth.
    »Genau.«
    »Warum hat er dann mich von Muriel verwandeln lassen?«
    »Er wusste, dass eure Eltern bald zurückkommen würden, deshalb blieb nicht genug Zeit, um lange nach einer anderen Möglichkeit zu suchen.«
    »Wusstest du, dass Seth zu einem Walross mutiert war und von Muriel zurückverwandelt wurde?«, fragte Kendra.
    »Das alles habe ich nicht mitbekommen«, sagte Oma. »Als Henne sind mir die meisten Einzelheiten entgangen. Als ich euch gedrängt habe, mich zu Muriel zu bringen, habe ich angenommen, dass sie noch immer zwei Knoten übrig hat. Erst als ich aufblickte und den einzelnen Knoten sah, wurde mir das ganze Dilemma bewusst. Aber da war es bereits zu spät. Übrigens, wie bist du eigentlich zum Walross geworden?«
    Seth und Kendra erzählten, wie Seth ungewollt eine Fee in einen Kobold verwandelt hatte, und von der Vergeltung, die ihn daraufhin ereilte. Oma hörte zu und fragte bei einigen Punkten genauer nach.
    Als der Weg um ein hohes Dickicht bog, kam vor ihnen eine überdachte Brücke in Sicht. Sie war aus dunklem Holz gemacht und führte über eine Schlucht.

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