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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Wände der Schlucht wurden immer steiler und felsiger, je weiter sie kamen, und sie sahen noch mehr von den berauschenden Lotosblüten.
    »Wo ist Nero?«, fragte Kendra.
    Oma ließ den Blick über die Wand der Schlucht gleiten. »Es ist nicht mehr weit. Er lebt oben auf einem Felsvorsprung.«
    »Wir müssen zu ihm hinaufklettern?«
    »Stan hat gesagt, Nero würde eine Strickleiter herunterlassen.«
    »Was ist das?«, fragte Seth und deutete nach vorn.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Oma. Ein gutes Stück vor ihnen führten ungefähr zwanzig senkrecht stehende Baumstämme wie eine Treppe vom Flussufer zur Felswand hinüber. Neben dem höchsten Baumstamm war ein Felsvorsprung in der Wand zu erkennen. »Das könnte unser Ziel sein. Aber es sieht anders aus, als Stan es beschrieben hat.«
    Sie erreichten die Baumstämme. Der niedrigste war etwa einen Meter hoch, der nächste zwei Meter, dann drei Meter, und so ging es weiter bis ganz nach oben. Die Stämme waren jeweils einen knappen Meter voneinander entfernt und etwa einen halben Meter dick. Oben waren sie gerade abgeschnitten.
    Oma formte mit den Händen einen Trichter um den Mund und rief zu dem Felsvorsprung hinauf: »Nero! Wir hätten gerne eine Unterredung mit dir!«
    »Kein guter Tag«, antwortete eine tiefe, seidenweiche Stimme. »Versucht es nächste Woche nochmal.« Sie konnten den Sprecher nicht sehen.
    »Wir müssen uns heute treffen oder nie«, beharrte Oma.
    »Wer hat etwas so Dringendes zu besprechen?«, erkundigte sich die Stimme.
    »Ruth Sørensen und ihre Enkelkinder.«
    »Ruth Sørensen? Was ist dein Anliegen?«
    »Wir müssen Stan finden.«
    »Den Verwalter? Ja, ich denke, ich könnte seinen Aufenthaltsort ermitteln. Kommt die Treppe hinauf, und wir werden über die Bedingungen sprechen.«
    Oma sah sich um. »Du meinst doch nicht diese Baumstämme?« , rief sie.
    »Und ob ich die meine.«
    »Stan hat gesagt, du hättest eine Leiter.«
    »Das war, bevor ich diese Baumstämme aufgestellt habe. Kein kleines Unterfangen.«
    »Es sieht gefährlich aus.«
    »Betrachte es als einen Test«, sagte Nero. »Eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass jene, die meine Dienste suchen, es ernst meinen.«
    »Dann müssen wir also über die Baumstämme hinaufkommen für das Privileg, mit dir zu sprechen? Wie wär’s, wenn wir uns von hier unten unterhalten würden?«
    »Inakzeptabel.«
    »Deine Treppe ist genauso inakzeptabel«, erklärte Oma entschieden.
    »Wenn euer Anliegen dringend ist, werdet ihr sie überwinden«, entgegnete der Troll.
    »Was hast du mit der Leiter gemacht?«
    »Ich habe sie noch.«
    »Dürften wir sie bitte benutzen? Ich bin nicht für ein Hindernisrennen gekleidet. Es würde sich auch für dich lohnen.«
    »Wie wäre es mit einem Kompromiss? Einer von euch kommt über die Baumstämme hinauf. Dann werde ich für die beiden anderen die Leiter herunterlassen. Mein letztes Angebot. Nehmt es an, oder holt euch eure Informationen woanders.«
    »Ich mach es«, sagte Seth.
    Oma sah ihn an. »Wenn irgendjemand über diese Baumstämme hinaufgeht, dann werde ich das sein. Ich bin größer und komme besser von einem Stamm zum nächsten.«
    »Und ich habe kleinere Füße, also fühlen sich die Baumstämme für mich größer an, und das macht es für mich leichter, das Gleichgewicht zu halten.«
    »Tut mir leid, Seth. Das ist etwas, das ich tun muss.«
    Seth flitzte zu dem ersten Baumstamm, erklomm ihn ohne große Mühe, machte einen Satz wie beim Bockspringen und landete sitzend auf dem zweiten Baumstamm. Oma eilte zu ihm hinüber. »Komm da runter!«
    Seth stand zittrig auf. Dann beugte er sich vor und legte die Hände auf den dritten Baumstamm. Er reichte ihm fast bis an die Brust. Ein weiterer Sprung, und er saß auf dem drei Meter hohen Baumstamm. »Ich schaff das schon«, sagte er.
    »Wenn du höher kommst, wird es nicht mehr so einfach sein«, warnte Oma. »Komm herunter, und lass mich es tun.«
    »Auf keinen Fall. Ich hab schon eine tote Großmutter.« Kendra beobachtete das Ganze schweigend. Seth brachte beide Knie unter seinen Körper und erhob sich unsicher. Dann sprang er auf den nächsten Baumstamm und war für Oma nicht mehr zu erreichen. Kendra war insgeheim froh, dass Seth diese Aufgabe übernommen hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Oma es geschafft hätte, noch dazu in Bademantel und Pantoffeln. Und wenn sie daran dachte, wo sich Oma überall Splitter einziehen konnte! Außerdem konnte sie sich Oma Sørensen deutlich als

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