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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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warten.«
    »Mr. Darcy, wie darf ich das verstehen?«
    »Sie sitzen hier in diesem Nest und spielen den wichtigen Ermittler. Hören Sie mir genau zu, lesen Sie es mir von den Lippen ab: Meine Mutter ist verschwunden, und ich sorge mich um sie, auch wenn wir kein gutes Verhältnis hatten. Ich komme den ganzen weiten Weg aus London hierher«, er sprach jetzt mit Nachdruck, »und dann muss ich mir anhören, was so ein Wald- und Wiesenpolizist aus den Rhinns dazu zu sagen hat. Es ist unglaublich.« Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter.
    Livia saß nur auf ihrem Stuhl, hatte die Hände im Schoß gefaltet und tat gar nichts.
    Sah einfach nur unschuldig aus.
    Toll!
    Constable Plummer indes wirkte völlig überrascht und überrumpelt.
    »Das ist nicht im Mindesten«, spuckte Colin ihm das nächste Wort entgegen, » professionell«
    »Mr. Darcy, ich versichere Ihnen, dass wir ...«
    »Ach, hören Sie doch auf damit.« Colin sprang auf und griff in eine der Ablagen. »Dieser ganze Papierkram hier«, schrie er den Constable an, »das ist doch das, woran ihr Schreibtisch-Bobbies glaubt.« Mit einem Ruck warf Colin den Inhalt der Ablage durch die Luft. Ein Regen aus Papier fiel auf die beiden Schreibtische. »Das ist doch alles Mist!«
    »Bitte, beruhigen Sie sich.«
    Der andere Polizist, der eine Gelegenheit witterte, den überaus lästigen Papierkram für einen Moment beiseitezulegen, sprang von seinem Platz auf und näherte sich Colin.
    »Bleiben Sie mir bloß vom Leib«, schrie der und ergriff den Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hatte.
    Wie ein Dompteuer im Zirkus hielt er den Stuhl schützend vor sich und stieß mit den Stuhlbeinen drohend in die Richtung, aus der sich der Polizist langsam näherte.
    »Mr. Darcy, beruhigen Sie sich«, sagte der Polizist.
    »Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir.«
    »Mr. Darcy.«
    »Tun Sie das nicht!«
    »Das sind die Nerven«, sagte Livia, die sich nicht von der Stelle rührte.
    »Sagen Sie doch was zu ihm«, forderte sie der Constable auf. »Sie sind ein Paar.«
    »Er hört nicht auf mich, wenn er so ist. Außerdem ist er noch nie so gewesen. Ich kenne ihn gar nicht, wenn er so »Ah, jetzt bist du auf deren Seite?!«, fuhr Colin sie an.
    Constable Plummer saß noch immer wie versteinert auf seinem Platz.
    »Ich bin es leid, dass mir dauernd jemand sagen will, was ich zu tun habe.« Colin ging einen Schritt zurück. Neben ihm klingelte ein Telefon, und Colin hielt es für angemessen, das Gerät mitsamt Kabel durch den Raum zu werfen. »Was zu viel ist«, schrie er, »ist einfach zu viel. Er reicht, es reicht, es reicht, es reicht!«
    »Nur seine Nerven«, wiederholte Livia.
    Constable Plummer nickte ihr zu, war offenbar der gleichen Meinung.
    »Beruhigen Sie sich, Mr. ...«
    »Dann kommen Sie mir auch noch mit der blöden Einanzbehörde, so eine Scheiße! Dabei habe ich nur EINEN WITZ gemacht. Verstehen Sie, es war NICHT ERNST gemeint!«
    »Mr. Darcy!«
    Colin warf den Stuhl angewidert in die Ecke. »Ihr habt kein Recht, so mit mir umzuspringen«, schrie er alle an, die außer ihm noch in dem kleinen Raum waren.
    Hinter ihm öffnete sich eine Tür.
    Ruckartig drehte er sich um und wurde von einem dritten Polizisten zu Boden geworfen.
    Wieselflink war Polizist Nummer zwei zur Stelle, packte mit kräftigem Griff zu, und gemeinsam und immer noch beruhigend auf ihn einredend, hielten sie Colin Darcy am Boden fest.
    Livia stand mittlerweile mit dem Rücken zur Wand und sah dem seltsam anmutenden Schauspiel zu, als habe sie gar nichts, aber auch wirklich gar nichts damit zu tun.
    »Er ist sonst ganz anders«, flüsterte sie und sah immer noch verdammt hemmungslos unschuldig aus.
    Constable Plummer trat neben sie und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, »Vielleicht sind es wirklich nur die Nerven«, sagte er. »Es war immerhin seine Mutter.«
    Livia nickte und presste ein trauriges »Ja« hervor.
    Und Colin, am Boden liegend, schrie so laut er konnte: »LASSEN SIE MICH DOCH ENDLICH MIT MEINER MUTTER ZUFRIEDEN!« Was nicht einmal gelogen war.
    Constable Plummer ging zu Colin hin, kniete sich neben ihn und sah ihn ernst an. »So geht das nicht, Mr. Darcy, so nicht.« Und freundlich und irgendwie väterlich fügte er hinzu: »Ich glaube, Sie sollten erst einmal hierbleiben.«
    »Das können Sie nicht machen«, zischte Colin. »Ich habe Rechte.«
    »Das stimmt.«
    »Also?«
    »Nur so lange«, sagte der Constable, »bis Sie sich wieder besser fühlen.«
    Keine zehn Minuten später

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