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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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das Ganze genauer untersucht. Die modernen Ermittlungsmethoden sind schon fast Zauberei, wissen Sie?! Man kann da Dinge herausfinden, für die wir früher lange hätten ermitteln müssen.« Er sagte erneut, ganz lang gezogen: »Aber.« Und schließlich fuhr er fort: »Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Man hat die Bremsschläuche genauer untersucht. Und etwas herausgefunden, was, wie so vieles in diesem Fall, keinen Sinn ergibt.«
    »Sagen Sie es mir irgendwann?«
    »Natürlich.«
    Es folgte ein Schweigen.
    Der Polizist am Nebentisch schaute auf und grinste.
    Colin und Livia grinsten nicht zurück.
    Constable Plummer schon.
    Dann rückte er mit der Neuigkeit heraus: »Die Schläuche sind nicht angeschnitten worden, nein, sie wurden angenagt.«
    Hatte Colin sich verhört?
    »Ange/ia^i?«, fragte er.
    »Sie sagen es.«
    »Von wem?«
    »Oder von was?«
    Der Constable zuckte die Achseln. »Das weiß man nicht. Aber es kommt noch viel besser.« Er schnäuzte sich in sein Taschentuch mit den eingestickten Initialen und sagte: »Sie wurden unter Wasser angenagt.«
    Colin wusste nicht recht, was er davon zu halten hatte. »Jemand oder etwas hat sie angenagt, nachdem der Wagen in die Themse gestürzt war.«
    »Das ist doch wirklich ein Ding, oder?!« Der Constable war begeistert. »Ein richtiges Rätsel, wie man es sonst nur in einem Kriminalroman findet. Haben Sie früher Edgar Wallace gelesen? Habe ich geliebt, da war ich noch ein Kind.«
    Colin versuchte sich den Constable als Kind vorzustellen und wollte lieber nicht daran denken.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Nun ja, das hat zweierlei zu bedeuten. Zum einen sind Sie, was diese Sache angeht, teilweise aus dem Schneider. Jemand wollte es wohl gern so aussehen lassen, als wären die Schläuche angeschnitten gewesen, bevor der Wagen in die Themse stürzte, damit jedermann annehmen würde, dass der Wagen aus genau diesem Grund in die Themse gestürzt ist.«
    »Jemand wollte mir was in die Schuhe schieben?«
    »Könnte man sagen.«
    »Aber wer?«
    »Keine Ahnung. Haben Sic Feinde?«
    »Außer der Steuerfahnung? - Nein, keine.«
    Der Constable lachte nicht. »Haben Sie etwa auch noch Probleme mit den Finanzbehörden?«
    »Nein«, sagte Colin betreten.
    Jetzt lachte der Constable. »War ein Scherz, die Finanzbehörden sind mir egal.«
    »Hm.«
    Colin dachte an das London-Leben und an das, was Livia in Rio Bravo erzählt hatte. Es passte alles zusammen. Ihm schwindelte, wenn er nur daran dachte, dass dies alles wirklich wahr sein könnte. Er wünschte sich sogar förmlich, es hier mit einer Lüge zu tun zu haben.
    Eine Lüge würde alles einfacher machen.
    Die Wahrheit würde wehtun.
    Wie sie es immer tat.
    »Wollten Sie mir das mitteilen?«, fragte Colin. »Sind Sie deswegen bis zum Friedhof gefahren?«
    »Ich wollte Sie einfach nur sprechen«, sagte der Constable, »um mit Ihnen über diese Neuigkeiten zu reden. Nachdem ich zuerst in Ravenscraig und dann«, er bedachte Livia mit einem vielsagenden Blick, »drüben in Black Head war, da bin ich extra zum Galloway Graveyard hinausgefahren, um Sie dort zu treffen. Doch Sie beide sind mir entwischt, könnte man sagen.«
    »Wie kamen Sie nur zu der Annahme, dass wir dort seien?«
    »Miss Robinson vermutete, dass ich Sie beide dort antreffen könnte.«
    »Miss Robinson?« Das überraschte Colin. Woher, in aller Welt, wusste Miss Robinson davon?
    »Sie sind nur dorthin gekommen, um mir dies alles zu sagen?«
    »Ja.«
    »Aber?«
    »Kein aber, das war alles.«
    »Sie verdächtigen mich noch immer, etwas mit dem Verschwinden meiner Mutter zu tun zu haben, nicht wahr?« Colin wusste, dass ihm jetzt der schwierigste Teil bevorstand. Er wusste, dass einiges von dem abhing, was er jetzt tun würde. »Wie lange soll das denn noch so weitergehen. Geht es nicht in Ihren Kopf, dass meine Mutter verschwunden ist, als ich noch in London war?«
    »Wir machen nur unsere Arbeit, Mr. Darcy.«
    Colin äffte die Stimme des Polizisten nach: » Wir machen nur unsere Arbeit ... Erzählen Sie das doch sonst wem.« Er beugte sich über den Schreibtisch und spie das nächste Wort in Richtung des Constable aus: »Sherlock!«
    Der Polizist, der mit dem lästigen Schreibkram beschäftigt war, schaute jetzt auf, was denn auf einmal in dem Raum los war. Constable Plummer wusste nicht so recht, was er tun sollte.
    »Wissen Sie, was ich glaube, Constable?«
    Der Angesprochene schwieg.
    »Ich glaube, dass Sie schon zu lange auf eine Beförderung

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