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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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voller Papierkram, zwei rote Telefone auf den Schreibtischen, an den Wänden hässliche Aktenschränke, dazwischen eine Tür, die zu den Zellen führte.
    »Wir haben Sie nicht gesehen«, log Colin.
    »Hm«, machte der Constable. »Ich dachte eher, Sie laufen vor mir weg.«
    »Wo hätten wir denn hinlaufen sollen?«
    »Und warum hätten wir fortlaufen sollen?«, fügte Livia hinzu.
    Die wachsamen Augen fixierten Livia und Colin. »Vielleicht habe ich mich getäuscht, und es war von vornherein niemand auf dem Friedhof. Es hat für meine alten Augen aber so ausgesehen, als sei jemand dort, jemand, der Ihnen beiden ähnlich sah.«
    Livia zuckte die Achseln. »Sie haben sich bestimmt getäuscht.«
    »Ja«, sagte der Constable, »so muss es wohl gewesen sein.«
    Der andere Polizist, der am Tisch gegenüber Schreibkram erledigte, schaute die beiden an, schwieg aber.
    »Was wollten Sic uns denn sagen?«, fragte Colin schließlich.
    Constable Plummer bedeutete den beiden, Platz zu nehmen.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte er.
    Colin und Livia setzten sich.
    »Welche Neuigkeiten?«
    Der Constable seufzte. »Ich habe Mr. Peabody aufgesucht, den Anwalt und Notar Ihrer Mutter. Und dann habe ich noch mit meinem Kollegen in London telefoniert.«
    »Und?«
    »Zuerst zu Peabody. Es gibt da etwas, was man mir bei meinem ersten Besuch dort nicht gesagt hat. Nun ja, man hatte es noch nicht gewusst.« Er schnäuzte sich in ein Taschentuch, in das jemand die Initialen C. P. gestickt hatte. »Ihre Mutter, Mr. Darcy, hat eine Ergänzung zum Testament bei ihrem Notar eingereicht.«
    Colin horchte auf. »Ach?« »Helen Darcy hat die Begünstigung im Testament völlig neu regeln lassen«, sagte er. »Die Ergänzung wurde einen Tag vor ihrem Verschwinden bei dem Notar abgegeben. Da Mr. Peabody fast die ganze Woche über in Cornwall war und es seiner Genehmigung bedurfte, die bereits vorliegenden Unterlagen zu ändern, lag die Sache auf Eis, sprich: Sie dümpelte in der Ablage der Eingangspost herum. Als ich in der Kanzlei nachfragte, wie es um die Erbschaftsverhältnisse bestimmt sei, nahm die anwesende Dame lediglich die bisherige Abschrift des Testaments zur Hand, jene Abschrift, in der noch Ihr Bruder und Sie selbst die Begünstigten sind.«
    »Wen hat Mutter jetzt eingesetzt?« Colin wusste genau, dass er entnervt klang. Es war ihm egal, wer dieses grauenhafte Haus erbte. Er wollte es gar nicht haben.
    Der Constable beobachtete Colin genau, als er sagte: »Helen Darcy will die Personen, die ihr, so schrieb sie in der Verfügung, am Ende ihres Lebens nahestanden, begünstigen. Damit meint sie Miss Anne Robinson und Mr. Jonathan Munro.«
    Colin sagte nichts.
    »Haben Sie das gewusst?«
    »Nein, woher sollte ich das wissen? Ich sagte Ihnen doch, dass der Kontakt äußerst dürftig bis nicht vorhanden war und das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir alles andere als gut. Was auch für meinen Bruder gilt.«
    Constable Plummer nickte bedächtig. »Wenn Ihr Bruder und Sie selbst keine Kenntnis davon hatten, was Sie mir ja gerade bestätigt haben«, sagte er, »dann hätten Sie also noch immer einen Grund gehabt, Ihre Mutter verschwinden zu lassen.« Er zündete sich eine Pfeife an. »Miss Robinson, so sagte sie mir zumindest, hatte keine Ahnung, dass Helen Darcy sie und Mr. Munro zu den alleinigen Erben von Ravenscraig und auch allen anderen Vermögensteilen machen wollte.«
    »Wie schade, denn sonst hätten die beiden auch ein Motiv gehabt«, sagte Livia.
    »Sie sagen es, Sie sagen es«, grummelte der Constable, und man merkte ihm an, dass er diese Möglichkeit gern in Betracht gezogen hätte, »Aber so, wie es jetzt aussieht, haben die beiden kein Motiv.«
    »Na, klasse. Wir stehen also noch immer auf der Fahndungsliste?«
    Dazu sagte er nichts. »Inspektor McGuffin rief mich heute Morgen an. Es gibt auch in London Neuigkeiten.« Er schüttelte den an manchen Stellen schon recht haarlosen Kopf, was irgendwie missbilligend aussah. »Keine Ahnung, wie die in London ermitteln, seltsam, seltsam.« Er schaute auf und seufzte. »Ich erzählte Ihnen doch, dass man die Bremsschläuche des Wagens, in dem Dr. Sedgwick gestorben ist, manipuliert hat. Und manipuliert heißt im Klartext: Jemand hat sie angeschnitten.«
    »Das sagten Sie mir schon.«
    »Die Kollegen fanden dies heraus, als sie den Wagen aus der Themse zogen.« Er hob den Finger und sagte: »Aber.« Er sah die beiden bedeutungsvoll an und sagte noch mal: »Aber.« Und dann: »Jemand hat

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