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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Mail entdeckt.« Colin starrte ihn an. »Die ich geschrieben habe?« Der Constable nickte. »Die Sie geschrieben haben.« »Wann?«
    »Zwei Stunden, bevor Dr. Sedgwick das Büro verlassen hat.« Was ging hier vor?
    »Ist alles in Ordnung?«, wollte Livia wissen.
    »Nein«, sagte Colin, »ich glaube, nicht.«
    »Die Mail wurde von Ihrem Computer verschickt.«
    »Das kann nicht sein. Ich bin früher losgefahren, weil ich ...« Er stockte und sagte: »Weil ich einen Termin in der City hatte.« Shila Friedman, die so schnell Vergangenheit geworden und gleichzeitig in Vergessenheit geraten war, hatte dort auf ihn gewartet.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Jemand hat aber gesehen, wie Sie in Ihrem Büro gewesen sind. Zu der Zeit, als die Mail verschickt wurde.«
    »Das kann nicht sein.« »Nein?«
    Colin schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er empört. »Wer soll das gewesen sein?«
    »Wer Sie gesehen hat?«
    »Genau!«
    »Miss Duncan, die Sekretärin.« »Rachel?«
    Er dachte nach. »Ja, ich glaube, McGuffin hat diesen Namen genannt.« Das ist doch nicht möglich.
    Colin war durcheinander. Er hatte das Gefühl, dass beide Leben, die er geführt hatte, sein Portpatrick-Leben und sein London-Leben, immer mehr kollidierten.
    Ich war um diese Zeit nicht mehr in meinem Büro, ich weiß es, ich bin mir sicher. Ich bin mit der U-Bahn in die City gefahren und habe Shila getroffen. Shila Friedman, die mir von einem Fall erzählt hat und essen gehen wollte. Ich habe nichts von dem getan, was angeblich passiert ist. Und schon gar nicht habe ich eine Mail an Arthur Sedgwick geschrieben.
    »Colin?«
    Er spürte Livias Hand, die seine ergriff, kurz drückte und dann wieder losließ.
    »Rachel hat mich gesehen?«
    »Sie hat sogar mit Ihnen gesprochen.«
    »Was habe ich denn gesagt?«
    Ich habe Rachel gegenüber erwähnt, dass ich mich mit Shila treffe und noch einige Dinge zu erledigen habe, dass ich bis zum späten Abend nicht mehr erreichbar sein würde und dass sie mich, sollten schwerwiegende Probleme in der SigmaC om-Sache auftreten, aber auch später durchaus noch anrufen könnte.
    »Sie müssten noch einige Daten überprüfen.«
    »Hm.«
    »Stattdessen haben Sie wohl die Mail an Ihren Kollegen geschrieben und das Büro dann wieder verlassen.« »Hat sie das gesagt?« »Miss Duncan?« »Wer sonst?«
    »Ja, das hat sie gesagt. Sie hat sich gewundert, weil Sie nicht mehr als zehn Minuten dort geblieben sind.« »Dann bin ich wieder gegangen?« Er nickte.
    »Worum ging es in der Mail?« Colin spürte es ganz deutlich, ja, er spürte, dass irgendjemand ihm eine Schlinge um den Hals gelegt hatte und sich die Schlinge enger und enger zog und er nicht die geringste, kleinste, winzigste Ahnung hatte, was hier los war.
    »Sie baten Dr. Sedgwick, Sie in einem Café in der Wandworth Road zu treffen, etwa in einer Stunde. Das passt dann auch zu dem Zeitpunkt, zu dem Dr. Sedgwick die Firma verlassen hat.«
    »Ich wollte ihn treffen?«
    »Sagte McGuffin. So stand es in der Mail.«
    »Weswegen?«
    Er kramte einen Zettel aus seiner Hosentasche und las: »SigmaCom, so heißt die Firma. Ja, wegen irgendetwas, was mit SigmaCom zu tun hat.« Der Constable fixierte Colin. »Das sagt Ihnen doch etwas, oder?«
    »Ja, SigmaCom ist ein wichtiger Kunde.«
    »Der einige Probleme hat?«
    Er nickte. Dem Constable das alles zu erklären würde nichts nützen.
    »Stimmt es, dass Dr. Sedgwick maßgeblich an den Projektarbeiten für SigmaCom beteiligt war?«
    Colin spürte die Schlinge an seinem Hals. »Ja, das war er.«
    »Und Sie waren Freunde?«
    »Ja.«
    »Und jetzt ist er tot.«
    Meine Güte, was sollte das denn? »Ja!«, schrie er ihn fast an.
    »Kurz vor seinem Unfall hat er sich noch mit Ihnen in dem Cafe getroffen?«
    »Nein.«
    »Dort hat man Sie aber gesehen.«
    Colin starrte ihn an.
    Was ging hier vor? Er war niemals dort gewesen. Mit aller Macht griff sein London-Leben nach dem neuen Leben, das er, ja, er gestand es sich in eben diesem Augenblick ein, hier in Portpatrick zu finden hoffte. Ein Leben mit Livia.
    »Wer hat mich gesehen?«
    »Andere Gäste.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Das sagen sie immer.«
    »Wer?«
    »Verdächtige.«
    »Wessen verdächtigt man mich?« Das konnte doch nicht wahr sein.
    »Das Cafe heißt Kennington 's Coffee. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Nein.«
    »Sie hätten sich gestritten, und dann sei Dr. Sedgwick losgefahren. Wie wir wissen, kam es dann zu dem schrecklichen Unfall.«
    Colin saß nur da, und ihm schwindelte,

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