Facetten der Lust
festzuklammern wurde allmählich ansträngend. Sie ließ ihn los und lächelte ihn an.
In seinen Augen war ein Glanz, den sie seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.
»Ich liebe dich, Christin.«
»Ich liebe dich auch. Es tut mir leid, dass …«
Er unterbrach sie und legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.
»Schhht! Lass uns diesen unsäglichen Abend vergessen. Ich möchte mit dir neu anfangen. Die erste Änderung, nein, die Zweite wird sein, dass wir wieder Freitagabend ins Da’Daniele gehen.«
»Und was ist die Erste?«, fragte sie und konnte ihr Glück kaum fassen.
»Die Erste wird sein, dass du in Zukunft immer einen Orgasmus bekommst, wenn wir miteinander schlafen. Oder auch zwei.«
Er beugte sich bei seinen Worten zu ihr herab und saugte an der empfindlichen Haut unter ihrem Ohr. Christin seufzte wohlig.
»Ich muss dir noch was sagen, Daniel.«
»Nicht jetzt, Schatz. Jetzt will ich dich fühlen, schmecken und riechen.«
Gott, wie konnte es einem nach so vielen Jahren peinlich sein, solche Worte von seinem Mann zu hören?
Sie wollte sich seinen Zärtlichkeiten hingeben, doch wenn sie heute den Mut nicht fand, mit ihm darüber zu sprechen, tat sie es vielleicht nie.
»Daniel bitte, es wäre mir sehr wichtig, mit dir über das Thema zu reden.«
Er stützte sich auf einen Ellenbogen auf und sah sie an. Seine freie Hand spielte mit ein paar ihrer Haarsträhnen. Verstohlen sah sie zur Seite. Am liebsten hätte sie ihm den Rücken zugedreht, doch ihr war bereits klar, dass er das nicht zulassen würde.
Christin holte tief Luft und wusste nicht, wo sie beginnen sollte.
»Ich lese seit etlichen Monaten bestimmte Bücher.«
»Und?«, drängte er, als sie nicht weitersprach.
»Es sind erotische Romane. Ich mag sie sehr und würde …« Sie brach ab.
Daniel legte einen Finger auf ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu sich.
»Ich bin dein Mann, Christin. Ich liebe dich. Du kannst mir alles sagen. Worum geht es in den Büchern?«
»Um BDSM. Es sind Liebesromane, unglaublich romantisch und zärtlich, aber eben auch härter und leidenschaftlicher.« Jetzt, da sie angefangen hatte, davon zu sprechen, konnte sie nicht mehr aufhören. »Es geht um Dominanz und Unterwerfung, Hingabe, Lustschmerz, um die einzig wahre Liebe und wie die Partner damit umgehen. Es fasziniert mich, zieht mich in seinen Bann. Ich möchte das ausprobieren. Würdest du bitte die Bücher lesen, damit wir darüber reden können?«
»Nein!«
Christin stockte der Atem und ihr Herz raste noch schneller, als es vorher der Fall war. Tränen wollten in ihr aufsteigen, doch sie drängte sie zurück.
Hatte sie mit ihrem Geständnis jede Chance auf Versöhnung zerstört? Hätte sie nicht einfach den Mund halten und so weitermachen können, wie bisher? Nein, denn genau diese Unzufriedenheit hatte sie hierhergebracht. Sie wollte diese Gelüste nicht mehr leugnen.
»Bitte Daniel, denk wenigstens …«
Er legte ihr eine Hand über die Lippen und sah sie eindringlich an.
»Ich werde die Bücher nicht lesen. Ich möchte von dir, mit deinen eigenen Worten hören, was du dir wünschst.«
Adrenalin schoss durch ihre Venen.
»Heißt das, du würdest es ausprobieren wollen?«
»Ich habe nichts dagegen, unser Liebesleben etwas aufzupeppen. Vorausgesetzt, du erzählst mir, was du willst, bin ich durchaus bereit, dir deine Fantasien zu erfüllen.«
Christin traten jetzt doch Tränen in die Augen. Konnte es wirklich so perfekt sein?
Mit klopfendem Herzen stand Christin unter der Dusche und rasierte ihren Intimbereich. Sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bis ihr Herr bei ihr war.
Ein Schmunzeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Dass Daniel so dominant sein würde, hatte sie nicht erwartet. Er ging in dieser Rolle völlig auf und dachte sich jedes Mal neue Schikanen aus, um sie über ihre Grenzen zu tragen. Er war ein wunderbarer Mann.
Sobald sie an das vergangene halbe Jahr dachte, konnte sie nicht fassen, was sie alles miteinander erlebt und geteilt hatten.
»Ich will nicht wissen, was in den Büchern steht«, hatte er immer wieder gesagt, wenn sie ihm eine Szene erklären wollte, die sie besonders faszinierte.
»Ich möchte wissen, was deine Wünsche und Fantasien sind. Erzähl mir, wie du dich siehst. Sag mir haarklein, was ich mit dir machen soll.«
Allein, dass er sie zu so offenen, intimen Gesprächen zwang, war Ausdruck seiner sadistischen Ader. Er wusste genau, wie schwer es ihr fiel, eigene Bedürfnisse in Worte zu fassen. Oft
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