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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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werde ich später das Leben schwermachen, darauf kannst du Gift nehmen. Der Soldat ging vorsichtig die Betonrampe hinunter, rutschte auf Ölflecken und Wasserpfützen aus, hievte sich ins Führerhaus, startete den Motor, da waren noch zwei Kleinlaster und ein Mercedes, der bereits so verrottet war, daß er sich im Halbdunkel in Rost auflöste, einmal abgesehen von dem Durcheinander des üblichen Mobiliars, das Oberlicht oben am Dachfirst und Staub und Spinnweben überall, die Reifen tanzten auf dem nassen Boden, er fuhr etwas um, das laut zerschellte, bis er die Auffahrt zu fassen bekam, der Onkel, vor Zorn rot angelaufen, hängte ein Pappschild KOMME GLEICH WIEDER an die Bürotür, In die Unterstadt, brüllte der Alte, und paß auf, daß du mir die Scheißkiste nicht zu Schrott fährst, denn die Versicherung ist letzten Monat abgelaufen, irgendwann trafen sie auf Infanterie an den Ecken, leichte Panzer, Militärs mit Helm und Bazooka über der Schulter, es fuhr kaum ein Auto in den Straßen, ein junger Leutnant ließ sie anhalten, Für den Verkehr gesperrt, Freunde, Ich habe eine dringende Lieferung zum Chiado, entgegnete der Onkel, unser Laster wird euch schon nicht stören, doch der andere hatte ihnen bereits den Rücken zugewandt
und entzifferte ein Papier, das ihm ein erschöpfter Gefreiter, der mit unordentlich aufgesetztem Barett angerannt kam, überreichte, sie fuhren zurück, machten eine Wende und fuhren über Entreposto, Rato, an der Escola Politécnica vorbei, der Soldat stellte das Radio an, und die Märsche und die Lieder zur Gitarre dröhnten im Fahrerhaus, in dem alles wie kurz vor einer Katastrophenexplosion lose schlotterte und vibrierte, die Musik brach ab, die Sprecherstimme begann erneut, Schalte diesen Mist ab, du Idiot, knurrte der Onkel erbittert, während er die Asthmapumpe in der Jacke abtastete, würdige Gebäude, Antiquare, glitzernd der Príncipe-Real-Park, und fast gleich darauf ein Panzer quer auf dem Straßenbelag, Männer in Uniform, Mörser, Militärwagen, und jetzt kam äußerst aufgebracht ein Unteroffizier heran, Verschwindet von hier, bevor ich auf euch schieße, Wir bekamen einen Schreck, Herr Hauptmann, wir hatten uns nie Kriegszustände auf den Straßen Lissabons vorgestellt, Senhor Ilídio kriegte vor Verblüffung nicht einmal den Mund auf, ein paar Leute in Kampfanzug, die im Haufen auf einer Bank hockten, hörten mit zusammengesteckten Köpfen den Kriegshymnen des Senders zu, der Unteroffizier, der wie eine Kasperlpuppe auf dem Jahrmarkt das Kinn auf der Höhe der Tür hatte, schaute uns mit den winzig kleinen, starren Pupillen eines Vogels an, ich drehte am Lenkrad, während sich das Gehänge am Rückspiegel im Wechselfieber schüttelte, legte den ersten, den Rückwärtsgang, dann wieder den ersten ein, die Sohlen hatten auf den Pedalen keinen Griff, die Räder gehorchten nicht richtig, der Unteroffizier starrte uns mit vehementem Argwohn an, Nun mach schon, nun mach schon, zischelte Senhor Ilídio erschrocken, und zehn Minuten später fuhren sie ruckelnd ins Lager, der Kasten des Lasters noch immer voller Möbel, die aneinanderstießen und ineinandergerieten, als sie den Bordstein des Bürgersteigs hinauffuhren, der zum Tor führte. Ein Taubenschwarm, der sich auf dem Mäuerchen vor dem Haus niedergelassen hatte, flog auf und durchschnitt diagonal die Bäume einer Art Grünanlage, verschwand auf den Dächern des Laboratoriums,
die Buchhalterin, die mit Besitzergehabe am Schreibtisch saß und Rechnungen sortierte, winkte dem Onkel über eine Vase mit Gladiolen freundschaftlich zu (Du versteckst dich schon nicht einmal mehr, du Zicke, dachte der Soldat fuchsteufelswild), der Alte, der Stumme, der Mulatte Isidoro und ein anderer, den sie den Späher nannten, weil er schielte, bewegten sich wie tumbe Fledermäuse zwischen den Bidets und den Pianos herum, der Mulatte Isidoro hielt ein mikroskopisches Radio gezückt, informierte die anderen schreiend, Die haben alles unter Kontrolle, haben den Präsidenten und die Minister am Largo do Carmo umzingelt, aber Senhor Ilídio nahm ihm umgehend mürrisch die Freude, Mich interessiert dieser ganze Scheiß nicht, die Drückeberger, die heute nicht da waren, arbeiten nicht länger hier.
    Um elf Uhr erschien Carmindo mit dem Mofa, ein Schnurrbärtiger, der seit März auf Probe arbeitete und mit der Patentochter der Buchhalterin zusammenlebte, er nahm den Helm ab, und die Haare stellten sich ihm auf, Das war vielleicht ein Wahnsinn, daß

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