Fado Alexandrino
verstrubbelter junger Mann im karierten Hemd eines Amateurschauspielers, grimmige Männer trotteten mit Pflastersteinen in der Hand hierhin und dorthin, Offiziere diskutierten bei der Statue, keine einzige Taube befand sich mehr auf dem Platz, eine Abteilung Marineinfanteristen marschierte zur Kaserne der Geheimpolizei, angeführt von einem Oberleutnant mit entschlossenen Bewegungen, der sich an sein Pistolenhalfter klammerte. Tötet die Schweine, schlug der junge Mann vor, tötet die Mistkerle, eine wirre Horde riß ihn bis vor ein großes Gebäude mit (und der Fluß und der Himmel grau dort im Hintergrund), das von einer Menge umringt war, die schrie, fluchte, Flaschen und Steine gegen die Fenster warf, die Infanteristen näherten sich vorsichtig dem Tor, und in dem Augenblick kam ein Mann mittleren Alters mit erhobenen Armen herausgelaufen,
und sogleich stürzte sich eine Menschentraube auf ihn und schlug ihn mit Fäusten, mit den Schuhen, mit Holzbrettern, zerriß ihm die Kleider, brachte ihn der Länge nach auf dem Teerbelag zu Fall, die Nase, das Kinn, der Mund, die Augenbrauen des Mannes bluteten, bis ihn der Oberleutnant am zerrissenen Ärmel festhielt (noch ein Fußtritt, noch zwei Fußtritte, noch ein Hieb in den Rücken) und ihn einem Unteroffzier übergab, Verwahr ihn im Jeep mit den anderen, jemand schoß aus dem Gebäude heraus, ein Körper rutschte an der Mauer vor dem Haus herunter, bis er mit einem Ausdruck des Schreckens im Gesicht sitzend in sich zusammenfiel, die Marinesoldaten drangen mit gezücktem Gewehr ins Gebäude ein, ein Militärlastwagen machte sich hupend den Weg zur Fassade des benachbarten Kinos frei, Schüsse, die wie unbedeutende Blasen zerplatzten, Jammern, Proteste, Schimpfworte, Stecken wir doch diesen ganzen Mist an, stecken wir doch diese Hurensöhne an wie die Mäuse, ein Seemann mit Tressen (Ein Kapitän zur See oder so, ich bringe die Posten bei der Marine immer durcheinander) erschien an der Fensterbrüstung des zweiten Stockes und empfahl den Leuten, sich zu beruhigen, indem er mit den Armen auf- und abwedelte wie ein Vogel, der vergessen hatte, wie man fliegt, und kurz darauf kamen, von den Infanteristen eskortiert, ein paar Dutzend Typen heraus, wurden von den Leute beschimpft, bespuckt, die sie anzugreifen versuchten, wurden zum Laster geführt, der ständig hupend losfuhr, am Ende der Straße rechts abbog und verschwand, wir drängelten uns ins Haus hinein, kümmerten uns nicht um den Zorn und die Proteste der Fähnriche und trafen auf etwas, das mir wie eine ganz normale Amtsstube vorkam, haargenau wie die anderen, Schreibtische, Stühle, Akten an den Wänden, das ewige Foto des schweinsgesichtigen Admirals in weißer Uniform, blauer Schärpe und unendlich vielen Medaillen auf dem Bauch, Schreibmaschinen, Strohkörbchen, ungeordnete Papiere, leere Jacketts, die an den Garderoben schaukelten.
– War das alles? fragte der Späher, während er einen geschnitzten
Kerzenleuchter nach einer riesigen Ratte warf. Willst du mich glauben machen, daß die Pide nichts als das war?
Nein, natürlich nicht, dachte der Soldat, aber letztlich wenig mehr: Karteikästen, Radios, Fotoapparate, Zimmer ohne Möbel mit unglaublich dicken Türen und mit kleinen Lämpchen hinter Glasplatten oben an der Decke (Dort haben sie gefoltert, erklärte der Stumme, dort zwirbeln sie einem die Eier mit einer Art Zange), und kein einziger spindeldürrer Gefangener, keine Gerippe in den Ecken, auch keine Folterkeller wie in den Filmen im Odeon, glühende Eisen, Bratroste, Bleikugeln, fürchterliche Werkzeuge. Die Leute holten die Fotos des Admirals von den Wänden und ließen hellere Rechtecke auf dem Putz zurück, stritten sich grimmig um lächerliche Erinnerungsstücke (Kugelschreiber, Radiergummis, Stempel, Blöcke mit Briefkopf), sie warfen Tische um, zertrümmerten Regale, verstopften Kloschüsseln mit Pfropfen aus Löschpapier und Müll, hin und wieder hörte man aus irgendeinem Zimmer das blutrünstige Geheul, Der ist von der Pide der ist von der Pide, und dann wurden gerundete Rücken durchgewalkt, die protestierten, jaulten, zu fliehen versuchten und am Ende weinend bäuchlings auf den Boden fielen, bis noch mehr Matrosen mit gezückten Gewehrkolben unter Sohlengetrappel ankamen und uns alle auf die Straße jagten, der energische Oberleutnant erklärte mit tiefer Stimme, Laßt uns das hier säubern, laßt uns unsere Arbeit ordentlich machen, die Leute verstreuten sich widerwillig und trugen
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