Fado Alexandrino
Kolonne von Panzerfahrzeugen bildete sich auf dem Kasernenhof, und der Oberstleutnant dachte ärgerlich, Ricardo hat recht, die Typen vom Ministerium haben recht, das hier ist wirklich eine Revolte, als er die bewaffneten, unerwartet kriegerischen Soldaten sah, wie sie zu den Wagen ausschwärmten, Befehle, Gegenbefehle, Schreie, Durcheinander, aufgeregte, schweflige Fiebrigkeit in der Luft.
– Gehen Sie da rein, befahl ohne jeglichen Respekt Leutnant Baptista, indem er ihn, die Pistole in seine Rippen drückend, schubste. Es mochte fast sechs Uhr sein, ein dreckiger, weißlicher, von Kälte klebriger Lichtschein begann die Bäume zu aquarellieren, die Umrisse der Wände, die weite Leere des Flughafens in der Ferne, Mauern, Hütten, keine Tauben, Schornsteine. Fast sechs Uhr, dachte er, die Stadt erhebt sich undeutlich aus der Dunkelheit, langsam wie ein Soufflé aus seiner Glasform, weit aufgerissene Fenster klapperten, eine seltsame Betriebsamkeit in der Offiziersmesse: Bin ich wirklich hier, oder träume ich das nur, Ricardos Anruf, seine ängstliche Eile, die blödsinnige Bedrohung durch einen Militärputsch, den er erfunden hatte, er stieg die breiten Steintreppen vor Leutnant Baptista hinauf, der ihn auf Nierenhöhe heftig anatmete, und im Büro des zweiten Kommandeurs, das von einem Gefreiten mit Maschinenpistole bewacht wurde, traf er auf einige Offiziere mit verlorenem Blick, die schweigend, mit großen Sorgenfalten auf der zerknautschten Stirn rauchten. Der Kaplan, der an den Fensterrahmen gelehnt
stand, beobachtete, den Rosenkranz gezückt, die Manöver der grauen Lastwagen dort unten, die behelmten, mit Mörsern und Bazookas bewaffneten Trupps, die wie Insekten in den Mercedes kletterten, ein Kerl stellte auf dem Kies kniend einen tragbaren Sender ein, während der Morgen in übereinanderliegenden Wolkenschichten dämmerte, die Bäume wurden zu richtigen Bäumen, und die Umrisse wurden zu Menschen, die Geräusche erhielten ihr übliches heiseres Timbre, Leutnant Baptista drehte von außen den Schlüssel im Schloß, und da waren wir, festgenommen, die Konterrevolutionäre, die Faschisten, die Bourgeois, die Nazis, ich, zwei Majore, der Kaplan mit dem Rosenkranz und seinen weichen Näherinnenhänden, ein halbes Dutzend Hauptleute und verschreckte Subalterne, einige in Uniform, andere in Zivil, andere sogar in einer merkwürdigen Mischung aus friedlicher und kriegerischer Kleidung, als würden wir auf das Schnellverfahren auf dem Hof hinter den Kasernen warten, das von einem brüllenden, bärtigen Linken geführt wurde, der ständig seine anklagende Faust hob. Die Mercedes fuhren, auf dem Kies schaukelnd, in einer Reihe hintereinander ab, gefolgt von zwei oder drei uralten rostfarbenen Jeeps, deren Motoren wie die Herzen alter Leute aussetzten, und eine erste, diffuse, scheue, herkunftslose Sonne breitete mit der ätzenden, traurigen Sternenhelligkeit von Aquarien fächerförmig die gespreizten Finger über den Beeten aus. Der Oberstleutnant setzte sich auf den Stuhl des zweiten Kommandeurs, während ihn die Majore und Hauptleute hoffnungsvoll ansahen, als würden sie etwas von ihm erwarten, einen Befehl, ein Lächeln, einen Ruf, eine endgültige Erklärung, er stützte, indem er die Akten wegschob, die Ellenbogen auf den Schreibtisch und begann bereits einzuschlafen, sich in die Larve aus klebrigem Gewebe einzuwickeln, in dem sich alles dehnte und verblaßte, in weichen, höhligen Flusen zu versinken, die seinen Gesten die Grate und Stacheln nahmen, als der Schlüssel sich schmerzlich im Schloß drehte (Oder in seinem Schädel?), eilige Schritte über den Teppich kullerten, er hörte aus weiter Ferne die Stimme von
Hauptmann Mendes, öffnete die Augenlider mühsam wie eine eingeklemmte Auster und erkannte drei oder vier Männer in Kampfanzug und Gewehr, deren Stiefel reglos in den Teppichsaum gepflanzt standen, während die Gefangenen sich schräg, langsam und schlafwandelnd näherten wie zum Tode Verurteilte: Das kann nicht sein, dachte er durch einen wogenden Nebelvorhang, durch einen unüberwindlichen dicken Tüll aus Verzicht und Müdigkeit, ich verstehe überhaupt nichts, irgend etwas stimmt hier nicht, das ist ganz bestimmt alles ein Irrtum.
– Wie Sie höchstwahrscheinlich wissen, warnte Hauptmann Mendes unvermittelt herrisch, autoritär, indem er den Lauf der Waffe unter die Achsel klemmte wie ein Thermometer, hat die Bewegung der Streitkräfte vor ein paar Stunden eine Reihe patriotischer
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