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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Sätze, die Armbänder, das Gehabe des Kerls widerten ihn an, Sei willkommen, mein kleiner Schelm, Zu dumm, klagte der Funker, daß es keine Pillen gegen das Sodbrennen der Seele gibt.
    – Das Sodbrennen der Seele, Herr Oberleutnant, fragte der Soldat, ist das der Wunsch, sich aufzuhängen?
    Odete mochte weder die Vampirfilme im Condes noch die argentinischen Dramen im Odeon und schleppte ihn, dem das
gar nicht gefiel, in die Kinos der Avenidas Novas, wo sie äußerst komplizierte, unverständliche italienische oder polnische oder französische Geschichten zeigten, die in ihm stets eine bleierne Müdigkeit und den Wunsch zu schlafen auslösten: doch ich war ganz entrückt von der reglosen Gegenwart deines Körpers neben mir, dem Ellenbogen, der hin und wieder absichtlich oder unabsichtlich meinen Ärmel streifte, dem aufmerksamen Profil des Mädchens, das von einem Lichtkegel beleuchtet wurde, der aus einem Fensterchen im zweiten Rang kam, Was würde wohl passieren, wenn ich mein Bein an dein Bein lehnen würde, doch ihm fehlte der Schneid, ihm fehlte der Mut, er schleppte sich mit schläfrigen Augenlidern in die Pause, lehnte sich mit ihr zu den Schaufenstern mit Kinderkleidung, Autozubehör, Uhren, lutschte ein verzweifeltes Eis, warf den Stiel in einen Metallaschenbecher mit einem Rest Wasser am Grund, und sobald er die Finger zur Tasche mit den Zigaretten ausstreckte, begaben sich die Leute in einer Schlange, beerdigungsmäßig zu ihren Plätzen, erhoben sich, setzten sich, erhoben sich, baten, Mit Verlaub, husteten, dösten im Dunkeln, und auf der Leinwand nahm die unverständliche, komplizierte Geschichte ihre langwierigen Schicksalswendungen wieder auf, die Schauspieler redeten ununterbrochen, die Untertitel kamen und gingen, ohne daß es mir je gelang, sie zu lesen, er bewegte sich ständig auf seinem Sitz, schniefte, hielt Furze zurück, suchte nach einer bequemen Stellung für endlose Siestas, Odete beugte sich zu ihm herüber und flüsterte, Phantastisch, nicht? Na klar, dachte er, na klar, sagte er, ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen, Desiré ist nicht da, erklärte der Maler, er hat sich in einen italienischen Akkordeonspieler verliebt, seine Kleider, seine Skulpturen hiergelassen und ist gegangen, und die Finger knöpften mein Hemd auf, und die Zähne bissen in meine Brust, Wie kann man bloß so einen Quatsch schön finden, wunderte sich der Soldat, bei dem nur endlos geredet wird, ohne Pistolen, ohne Prügelszenen, ohne scharfe Frauen, ohne einen einzigen Vorzeige-Indio, Lassen Sie nur, der Neger
kommt schon wieder zurück, tröstete ihn der Soldat, der Menschenfresser mag doch nur Sie, und der Alte trieb ihn ins Schlafzimmer, zog die Vorhänge zu, machte die kleine rote Lampe an, zündete noch mehr Räucherstäbchen, bunte Kerzen an, Mich interessiert der Desiré überhaupt nicht, du interessierst mich, mein dralles Turteltäubchen, deine Haut, dein glattes Haar, dein dicker Schwengel, ich verließ das Kino immer gähnend, mich reckend und streckend, und Odete empört, Du bist wirklich ein Blödmann, eine Dumpfbacke, dich begeistert nur wilder Kram, der nicht einen Heller wert ist, ich habe noch nie jemanden mit weniger Sensibilität als dich kennengelernt, verdammt, wir gingen zu Fuß bis zur U-Bahn-Station hinunter und plötzlich, es war noch hell, nur ein kaum merklicher Schatten verdunkelte die Häuser, zack, alle Straßenlaternen auf einmal, zack, alle Neonreklamen auf einmal, wir aßen Beefsteak mit Spiegelei und Fritten im Bierlokal, spuckten die Lupinenkernschalen in die verblüffte Handfläche, als wären es Vorderzähne nach einem Fausthieb, deine Gesten wurden leicht und sanft, die Locken auf deinem Kopf fielen über den Kragen, und ich hatte Lust, dich anzufassen, dich zu liebkosen, dich an mich zu drücken, und anstatt zu tun, was ich wirklich wollte, fragte ich, Möchtest du Salz? möchtest du Pfeffer? ist das Fleisch gut? und so einen Blödsinn, Sie wissen ja, wie das ist, um mich von meinem Begehren für dich abzulenken, eine Bekloppten-, eine Verrücktenunterhaltung, und du sahst mich beinahe mitleidleidig, beinahe barmherzig lächelnd an, spöttisch über den vom Wollpullover platt gedrückten Brüsten, Zieh weder Strümpfe noch Schuhe aus, bat der Maler, Schuhe machen mich an, und sein Körper an meinen geklebt, Herr Hauptmann, traurige Arschbacken, die sich auf meinem Bauch rieben, ich legte mich rücklings auf den weißen Teppich, biß die Zähne zusammen, zog die

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