Fado Alexandrino
Geschirr zerbrochen, man schaut auf die Scherben und kann nichts mehr machen.
Ab ein Uhr nachts fing der Maler ausnahmslos zu trinken an: er ging barfüßig und nackt, mit den weichen Hinterbacken wackelnd, in das mit Pinseln, Bildern, Flaschen, Tuben, Tiegeln, alten Zeitungen, Staffeleien und Farbdosen vollgestopfte Zimmer, kam mit einer Flasche Wodka oder Terpentin zurück, legte sich wieder ins Bett, küßte ihn, wälzte sich, an den Flaschenhals geklammert, auf den Rücken, und kurz darauf, nach einigem Gegurgel, begann er eine ununterbrochene Jeremiade, Desiré sei ein nach amerikanischem Tabak und bedruckten Hemden süchtiger Zuhälter, ein ordinärer Schwarzer ohne Talent, dem er sich nur aus christlicher Nächstenliebe gewidmet habe und der ihn ständig gegen die rotznäsigsten Schwulen von Lissabon eintausche, gegen die heruntergekommensten Hurensöhne der Stadt, ein Menschenfresser, der den Pekinesen immer mit verbrecherischen Grillabsichten anschaue, nur Geschlechtskrankheiten, kurz gesagt, ihm habe er sieben verpaßt, und der Soldat, Und warum geben Sie ihn dann nicht auf? warum leben Sie nicht allein?, und der Maler, in Tränen aufgelöst, während ihm das Make-up über die Wangen lief, Ich kann nicht mehr ohne ihn sein, Ábílio, ich habe mich an ihn gewöhnt, was willst du, ich schwöre dir, ich kann ohne ihn nicht mehr sein, Sogar die Schwulen verlieben sich, bemerkte der Oberstleutnant aufgebracht, sogar die Schwuchteln leiden darunter, Desiré meldete sich manchmal erst nach vierzehn Tagen wieder, kein Anruf, kein Brief, kein einziges, kleines Wort, er kam wieder, als wäre nichts gewesen, steckte den Schlüssel ins Schloß, Bonjour, und ich verzeihe ihm, nehme ihn wieder auf, hänge an seiner Taille und habe schon alles vergessen, bin schwindlig vor Dankbarkeit, Freude, Glück, und dem Mistkerl ist das wurscht, Abílio, der Mistkerl lacht spöttisch, der Mistkerl saugt mir das Mark aus den Knochen, haut mich um Geld an, Lös mir die Uhr beim Pfandleiher aus, hol mir den Ring aus dem Leihhaus, ich schulde Eustáquio fünftausend Escudos, hilf mir schnell aus der
Patsche, der Soldat rückte, geschoben vom Weinatem, der die Sätze durcheinanderbrachte, zum anderen Ende des Bettes, tastete den Teppichboden auf der Suche nach seinem Hemd, seiner Unterhose ab, der Maler schwieg hin und wieder, um in die Betttücher zu schluchzen, Der kotzt mich noch voll, dachte ich, der kippt mir noch die verfaulten Überreste vom Mittagessen auf den Rücken, der vergißt noch die üblichen fünfhundert Escudos, aber nein, Herr Hauptmann, da lag der Schein auf der Kommode und bat mich, ihn in die Tasche zu stecken und abzuzwitschern, die Sätze des Kerls überstürzten sich immer mehr, man verstand die Silben, den Sinn kaum noch, die Flüssigkeit rann ihm vom Mund zum Kinn, zum Hals, während ich hastig, lautlos Hose und Jacke anzog und die Krawatte umband, Ein undankbarer Kerl, schnurrte der Maler, ein unverzeihlich undankbarer Kerl, mein liebster Undankbarer, die Räucherstäbchen brannten bereits im angesengten Fleisch der Äpfel, Wenn ich nicht sofort das Haus verlasse, ersticke ich, dachte der Soldat, das riecht gleichzeitig nach Kneipe und Kirche, ich schnappte mir den Schein, steckte ihn in die Tasche, der Maler versuchte sich auf der Matratze aufzusetzen, die Flasche rutschte ihm aus der Hand und rollte auf den Boden, Wohin gehst du, Schätzchen, fragte er mich, wohin gehst du jetzt, aber die Augen fielen ihm zu, die Arme sackten herunter, gleich wird er wie ein Tier schnarchen, er machte die Haustür langsam zu, drückte, während er den Kragen zurechtrückte, den Gürtel richtig zuzog, mit dem Hemdzipfel kämpfte, auf den Knopf vom Fahrstuhl, der Pekinese leckte ihm zum Abschied mit der plattgedrückten Schnauze die Knöchel, und draußen der Brunnen, grüne Baumschatten, die räudigen Nachtclubs der Praça da Alegria, er stieg, von den Rufen der Nutten an den Ecken in die Enge getrieben, die Conde de Redondo hinauf, die Eingangsdielen der Fickpensionen zeigten in der matten Helligkeit Wendeltreppen aus Stufen, die abgenutzt waren wie die Zähne der Toten, die Häuser beugten sich vor und wanden sich in der Dunkelheit, der Himmel war eine waagerechte Glasplatte, die düster die Klänge,
das Herzjagen, den müden Atem zurückwarf, die Steinumrandungen eines Hauses weiteten sich und zogen sich zusammen wie Kiemen im Todeskampf, saugte den kalten Nachthauch ein und spuckte ihn wieder aus, rechts, im Hospital dos
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