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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Schulter wie ein verblüffter Kopf, er näherte sich den von den Schiffsleuchten auf den Kopf gestellten Reflexen, die glitzerten und sich wie Würmer in einer Art schweigender, ruhiger dunkler Ebene bewegten, eine ätzende Brise zerzauste ihm das Haar, zerzauste ihm das Gefieder, Onanieren Sie, brüllte Professor Rdwkvsmky, und er zog sich zitternd auf der Sitzstange einer Mole in sich zurück, der Libanese und die Schielende kamen die Gangway eines schwedischen Passagierschiffes herunter und drehten um ihn herum an Thermostaten und Voltmessern, die Assistentin des Zauberers entstieg langsam wie ein U-Boot dem Boden und warf den gelben Papierball der Lampe aus dem Fenster hinaus zum zögernden Morgen auf der Straße, Sind Sie daraufhin noch lange in Brasilien geblieben, Herr Leutnant? fragte der Soldat, indem auch er ihm mit einem Stock oder einem Haken oder einem Angelhaken oder einem Draht in den Bauch stach, die Musik der Laboratoriumsglocken wurde immer lauter, bis sie zu einem unerträglichen, wirren Klangbrei geworden war, riesige Plakate von Kirchtürmen tauchten vor seinen blinden Augen auf und verschwanden wieder, Nehmen
Sie noch einen Whisky, und hören Sie damit auf, Ihren Hosenstall zu reiben, riet der Oberstleutnant, wenn Sie noch einen Whisky nehmen, treibt der Ihnen Ihre Geilheit restlos aus, das garantiere ich Ihnen, Ich werde es nicht schaffen, dachte der Leutnant, während er auf dem schlappen Lumpen seines Schwanzes herumdrückte, ich werde nicht mal eine sichtbare Erektion zustande bringen, eine Reihe kleiner stotternder Furze entfleuchte meinem Arsch, eine mächtige, wirbelnde, unbekannte, salzige Schwellung stieg in Volutenfolgen vom Bauch herauf, ich stützte mich, so gut ich konnte, auf das Bücherbord, stellte die Beine auseinander, öffnete den Mund, streckte den Hals vor und fing an, das Meer zu erbrechen.

5
    – Genau besehen habe ich im Leben nie etwas Rechtes zustande gebracht, Herr Hauptmann, sagte der Soldat. Sogar bei der Arbeit nicht, Scheiße: mein verstorbener Onkel setzte mich an die Spitze des Umzugsunternehmens, und wenn heutzutage in einer Woche ein Auftrag hereinkommt, kann ich von Glück sagen.
    – Im erstbesten Flugzeug, das ich ein oder zwei Wochen später genommen habe, antwortete der Leutnant. Die Geliebte meiner Frau war über meine Abreise so glücklich, daß sie mir gleich das Geld für das Ticket vorgestreckt hat.
    – Heute, nach Lissabon, Jorge? fragte die Dame mit dem lila Haar. Aber selbstverständlich kann ich es Ihnen leihen, ich habe immer mein Scheckbuch in der Handtasche dabei. Ja, ich sage Inês Bescheid, ja, ich gebe Mariana einen Kuß, machen Sie sich keine Sorgen, ich vergesse es nicht.
    – Ich habe jetzt nur noch einen Laster, der so verrottet ist, daß er auseinanderfällt, und einen vergrippten Dreiradwagen, der im Lager zu Rost zerbröselt, sagte der Soldat. Und als Angestellte sind nur noch ich und der Stumme geblieben, die wir, ganze Nachmittage im Büro Dame spielend, allmählich älter werden.
    – Manchmal, wenn ich nachts aufwache, ist meine Bettdecke von Fischkuttern bevölkert, höre ich die Schiffe im Hafen und die Wasserspülung der Pension, erzählte der Leutnant. Manchmal wache ich nachts noch immer davon auf, daß ich Uhus und Eulen mit den Armen verscheuche, und entdecke unter meinen Hinterbacken, wenn ich mich im Bett aufsetze, Federn und gelbe Exkremente auf dem Bettuch.
    – Ich überlege mir ständig, ob ich die ganze Scheiße für einen Apfel und ein Ei an jemanden verkaufen soll, sagte der Soldat.
Aber irgendwann ist das Moos alle, und wovon werde ich dann was zu essen kaufen, Herr Hauptmann?
    – Hart gewordene Exkremente, die an die Krusten von Wunden erinnern, wie jene, die die Tauben auf den Dächern zurücklassen, erklärte der Leutnant. Man zerbröselt sie mit den Fingernägeln, und sie riechen nach nichts, wiegen nichts, schmecken nach nichts: etwas Eigenartiges, so was wie kristallisierte Spucke, so was wie Staub, verstehen Sie? Manchmal denke ich nachts, daß ich noch immer ein Vogel bin, Herr Hauptmann.
    – Bist du auch wie der andere? fragte die Concierge mißtrauisch. Willst du mich auch einfach so wieder verlassen?
    Er besuchte sie ein- oder zweimal in der Woche, mittwochs und samstags, er brachte einen Kuchen oder ein Päckchen Bonbons oder ein Blechauto für den Jungen mit, aß mit ihr fast wortlos zu Abend, die Augen auf den Teller gerichtet, ging vor dem Morgengrauen wieder, von Kälte durchdrungen, und

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