Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
Vom Netzwerk:
Damebrett, der Schnurrbart des Schwarzen schwitzte wie die Fliesen in der Dusche nach einem heißen Bad, die eingefallenen Schläfen glänzten, sie bekamen den Dreiradwagen, die Hälfte der wurmstichigen Möbel im Lager, das Geschirr und das Besteck und den wackligen Hausrat aus dem Zimmer des Onkels, Melissa, die Göttin des Striptease, die auf der Liege eingerollt lag wie eine Schlange im Todeskampf, teilte sich den Wundalkohol mit dem Oberstleutnant, Es wird bald Tag werden, dachte der Soldat, es wird bald Tag werden. Der Neger telefonierte unter heftigem
unverständlichem Gekreisch vom Büro aus, und ein paar Stunden später quoll eine Menge unzähliger, extravagant gekleideter Nigger aus einem Lieferwagen, der noch klappriger war als unserer, sie lachten, stießen sich in die Seite, redeten jaulend in einer bunten Sprache, verschwanden gierig im Dunkel des Lagers wie emsige Ameisen im Gras, fügten zum üblichen Geknister der Mäuse das Geknister von Gemurmel, Turnschuhen und Pfiffen hinzu, die wurmstichigen Kommoden ächzten und schwankten wie Sträucher im Busch, die dampfende laue Wärme von Mosambik drückte uns den Hals mit nassen Fingern ab, eine leichte Gewitterbrise wehte vom rostigen Hügel des Lieferwagens dort unten heran, Sie werden auf uns schießen, dachte ich, während ich im Schutz des Schreibtisches im Büro hockte, sie werden uns beide töten, Kumpel: das Aufblitzen von Mörsern, Bazookas, Rufe, Schüsse, Proteste. Der Stumme setzte gedankenverloren Steine auf dem Damebrett, und seine von einem Granatenfrühling verwundete Brust öffnete sich wie eine kohlköpfige Blume aus Knochen und Blut, der Hubschrauber mit dem Arzt (oder nur ein Düsenflugzeug, das auf dem Flughafen der Stadt landete) streifte die Baumwipfel in den Oberlichtern des Daches, die Lampensonne wächst übermäßig und kreist und dreht sich und oszilliert wie eine Schallplatte, die Ameisen stapeln Schränke über Schränke im uralten Laster, demontieren schnell den Dreiradwagen mit Kuhfüßen, Engländern und Hammerschlägen, ich packte eine Bleistiftpistole und kniete mich hinter das Regal mit den Rechnungen, wo sich die leeren Rotweinflaschen des Stummen häuften, auf den zerschlissenen Boden voller Seile, Holzstückchen, Eisenhaken, Müll, Alle aus derselben Scheiße gemacht, knurrte die Großmutter, du, deine Schwester, deine Mutter, dein Onkel, aus meiner miesen Fotze ist nur Müll gekommen, Otília und der magere Neger stiegen schließlich in das Führerhaus des Lasters, die Ameisen drängelten sich auf einer Pyramide aus Schubladen, entfalteten unendliche Zahnakkordeons, eines der Kinder hielt eine zerquetschte Maus am Schwanz, der Motor knallte, vibrierte,
verstummte, knallte wieder, und kein Schuß, kein Verwundeter, keine vom Lärm der Explosion zerstörte Wand, keine Mine schoß aus dem Boden hoch wie ein Geysir, kein Sanitäter kam mit Infusionsballons, Tourniquets, Kompressen, Morphiuminjektionen zu uns getrabt, Du weißt nicht, ob die Schlampe in Lissabon wohnt? fragte die Concierge, mach dir keine Sorgen, nächste Woche werde ich es dir sagen, die Räder des Lasters begannen rheumatisch die Gasse hinaufzufahren, als wären sie quadratisch oder fünf- oder sechseckig, Was für dreckiges Haar, was für einen zerknitterten Rock du hast, dachte der Soldat, als er von der Tür aus das matte Profil seiner Schwester betrachtete, die über das Fehlen der Möbel verblüfften Mäuse tasteten ängstlich die leere Dunkelheit ab, und ein paar Monate später las ich in der Zeitung, daß der magere Neger dir zwölf Messerstiche in den Bauchnabel verpaßt und die Polizei dich in der Küche des Hauses in Buraca aufgefunden hat (dein unscharfes Bild ließ Bleipollen auf meinen Fingern zurück), mit gespreizten Schenkeln und ausgebreiteten Armen, wie du mit zerschlagenen Zähnen in die Fliesen beißt.
    – Das mußte so enden, grunzte die Großmutter, indem sie über seine Schulter hinweg die Nachricht entzifferte. Wer kein Zeug zur Hure hat, mein Junge, der hält die Beine zusammen und geht in Rente.
    – Deine Frau wohnt mit einem mickrigen Zwerg in Cova da Piedade, informierte ihn die Concierge und steckte ihm das Papier mit der Adresse in die Tasche. Du gehst da hin, sagst, daß du heiraten willst, bittest um die Scheidung, und das war’s.
    Ich bin nicht zur Beerdigung gegangen. Ich bin nicht zur Polizei gegangen. Ich bin nicht zum Haus in Buraca gegangen, und wenn ich dort zufällig mit dem Stummen vorbeifahren muß, Herr

Weitere Kostenlose Bücher