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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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Jahre Jauchebehandlung hinter sich hat.«
    Sternberg
riss die Augen auf. »Was, ein Schädelknochen? Krass!«
    »Voll krass«,
echoten Willms und Lindt wie aus einem Mund.
    »Du weißt,
was das bedeutet, Oskar?«
    »Natürlich,
Ludwig. Du brauchst einen Bagger und ich brauch’ die Salzmann noch mal.«
     
    Die Gerichtsmedizinerin traf vor
der Baufirma ein. Gemeinsam mit ihr, sämtlichen anwesenden Beamten der Kripo und
der Schutzpolizei sowie Staatsanwalt Conradi, der ebenfalls erneut angefordert worden
war und sein weißes Taschentuch griffbereit in der Hand trug, hielt Oskar Lindt
eine Lagebesprechung ab.
    »Ich nehme
an, da unten liegen noch mehr solcher Teile«, begann Conradi.
    Lindt nickte.
»Wir gehen davon aus.«
    »Das kostet
sicherlich eine Stange Geld, alles unbeschädigt hochzubringen«, gab KTU-Chef Willms
zu bedenken. »Ich sehe zwei Möglichkeiten. Die erste – billig und brutal: Wir fordern
die Kanalreinigung an. Die kommt mit ihrem Tankwagen, verdünnt den Schlick da unten
mit frischem Wasser und saugt den Dreck anschließend durch ihren Riesenschlauch
ab. Dann fahren wir zusammen zur Kläranlage, bauen dort ein paar große Siebe auf,
lassen die ganze Chose durchlaufen und schauen, was hängen bleibt.«
    »Einspruch«,
meldete sich die Gerichtsmedizinerin. »Die Methode ist mir zu grob. Wesentliche
Spuren könnten dabei unwiederbringlich zerstört werden.«
    Willms bestätigte
diese Ansicht: »Zustimmung, Frau Doktor. Deshalb Plan B.«
    »Wesentlich
teurer, nehme ich an.«
    »Zweifellos,
Herr Staatsanwalt, aber wenn es der Wahrheitsfindung dient …«
    Conradi
seufzte. »Wie erkläre ich das nur der Verwaltung?«
    In diesem
Moment hörten sie ein Motorengeräusch von der Einfahrt her. Auf schwarzen Gummiketten
rumpelte ein Minibagger in den Hof.
    »Entschuldigen
Sie, Herr Staatsanwalt, da kommt Plan B«, sagte Ludwig Willms mit einem leicht schuldbewussten
Unterton in der Stimme. »Wir waren uns sicher, dass Sie zustimmen würden.«
    »Geschenkt«,
antwortete Conradi, setzte eine säuerliche Miene auf und fixierte abwechselnd Willms
und Lindt. »Sie beide haben ja schon immer getan, was Sie für richtig hielten.«
Dann machte er auf dem Absatz kehrt.
    »Und … Oskar,
wie oft haben wir danebengelegen?«
    »Geschenkt,
Ludwig!«
     
    »Die Grube muss komplett geöffnet
werden«, wies Willms den kugelrunden, aber trotzdem immens flinken Baggerfahrer
an und beugte sich mit ihm über das schmale Einstiegsloch. »Das hier ist viel zu
klein. Aber nicht, dass irgendwelche Brocken hineinfallen. Auf den Schlamm dort
unten kommt’s uns an.«
    »Kann mir
schon denken, dass da was Appetitliches drin liegt. Aber keine Sorge, ›Vorsicht‹
ist mein zweiter Vorname. Nicht umsonst holen die immer mich, wenn an Gasleitungen
gegraben werden muss.«
    Tatsächlich
beherrschte der Maschinist sein Baggerchen virtuos und hatte in Windeseile die Sandsteinplatten
entfernt und die darunterliegende Lehmschicht abgehoben. »Holz!«, rief er aus dem
Führerhaus. Nach und nach legte er eine dicke Lage von Balken frei. »Heut’ würd’
man so ein Loch einfach mit einer Stahlbetonplatt’ abdecken, früher waren die Leut’
allerdings auch net dumm. Die habe’ sich schon zu helfe’ gewusst.«
    »Erstaunlich,
wie gut die Balken erhalten sind«, staunte Lindt.
    »Eiche,
Kernholz, Herr Kommissar, das hält ewig und drei Tag!«
    Balken um
Balken jonglierte der Fahrer aus dem Loch. Nach 27 Stück lag die Grube völlig frei.
    »Prima Arbeit«,
lobte Ludwig Willms mit einem anerkennenden Schulterklopfen. »So, das war der angenehme
Teil – ab jetzt wird’s eklig. Wenn Sie das da unten aufrühren, geh ich lieber außer
Riechweite.«
    »Ach was,
macht nix, ist doch bloß ein bissel Schlamm. Ich stink dagegen«, sprach der Baggerfahrer,
holte aus der Brusttasche seiner Latzhose eine Blechschachtel mit einer Lage dicker
Stumpen und steckte sich einen davon ins Gesicht. Bald konnte man nicht mehr genau
feststellen, ob mehr Qualm aus dem Führerhaus oder vom Auspuff des Baggerchens her
kam.
    Vorsichtig
schöpfte der Unerschrockene den Schlick vom Grund der Jauchegrube herauf und ließ
die glitschige Fracht in die Schaufel eines kleinen wendigen Radladers gleiten.
Der fuhr durch die schmale Einfahrt hinaus auf die Straße, um einen bereitgestellten
Baucontainer zu befüllen.
    »Deckel
zu und ab zur Kläranlage«, war die Order von KTU-Chef Willms.
    In einem
leeren Becken war dort mittlerweile eine dreiteilige Siebanlage aufgestellt

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