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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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die Hand. »Einverstanden.«
     
    »Da haben wir jemanden gewaltig
aufgescheucht«, stellte Paul Wellmann fest, als sie die Rückfahrt angetreten hatten
und im kleinsten Gang das enge und rutschige Waldsträßchen hinunterrollten.
    »Wir sollten
uns vorbereiten«, meinte Oskar Lindt und drückte die Kurzwahl von Ludwig Willms
auf der Tastatur seines Handys. Allerdings vergeblich. Erst auf der Bundesstraße
im Kinzigtal hatten sie wieder Netz.
    »Wie lange
braucht ihr dazu?«, wollte Lindt wissen.
    »Drei Stück?«,
kam Willms’ Stimme aus dem Lautsprecher der Freisprecheinrichtung.
    »Ja, müsste
reichen.«
    »Um sieben
heut Abend kann’s losgehen.«
    »Gut, ich
setz mich mit in den Wagen. Mal sehen, wer sonst noch eine freiwillige Nachtschicht
schiebt.«
    »Wenn der
Chef selbst mit gutem Beispiel vorangeht«, brummte Paul Wellmann, allerdings ohne
rechte Begeisterung, »wer kann da schon Nein sagen.«

9
     
    Um halb zwölf in der Nacht rollte
ein großer dunkelroter Citroën auf den Parkplatz beim Friedhof des Karlsruher Stadtteils
Knielingen und hielt neben einem langen schwarzen Iveco-Kastenwagen.
    Viermal
klopfte Hauptkommissar Oskar Lindt an die Hecktür. Verschlafen öffnete ihm ein Kriminaltechniker.
»Bisher alles ruhig«, meldete er.
    Paul Wellmann
erhob sich aus einem von vier bequemen Bürosesseln, rieb sich die Augen, schlüpfte
in seine Jacke und ging zur Tür. »Früher waren solche Aktionen wirklich anstrengend,
aber heute … Tolle Technik.«
    Lindt betrachtete
die Monitore. Jeder Bildschirm war in vier Quadrate unterteilt, sodass an allen
Arbeitsplätzen der gesamte Überblick gegeben war.
    »Jede Minute
ein Bild, außer, wenn sich was bewegt«, erklärte der Techniker. »Dann piept’s.«
    »Ihr habt
ja sogar vier Kameras installiert. Prima.«
    »Für dich
ist uns nichts zu teuer, lieber Oskar«, antwortete Ludwig Willms aus dem hintersten
Sessel, allerdings ohne sich aus der Liegeposition zu erheben. »Mach keinen Radau
und leg dich hin. Ich war gerade kurz davor, den Zugspitz-Berglauf zu gewinnen.«
    »Angeber,
träum weiter.« Auch Lindt machte es sich bequem und war nach wenigen Minuten friedlich
eingeschlummert.
     
    Der Alarm kam um halb drei. Ein
leiser, aber unüberhörbarer Pfeifton weckte die Mannschaft. Die Blicke hefteten
sich auf die Bildschirme.
    »Da, Kamera
vier«, meldete Willms und gleich darauf: »Mistvieh! Immer diese blöden Marder.«
    Im grünlichen
Bild der Nachtsichtoptiken war der Schleicher gestochen scharf zu erkennen. Leichtfüßig
hüpfte er, seine weichen Branten paarweise nebeneinander aufsetzend, an der Hauswand
entlang, stutzte vor dem immer noch geöffneten Loch der Güllegrube und kletterte
mühelos an der rauen Sandsteinwand empor, um in den Nachbarhof zu entschwinden.
    »Der wäre
vor dir auf der Zugspitze«, stichelte Oskar Lindt, doch Ludwig Willms konterte umgehend:
»Kann vielleicht besser klettern, aber ich halte länger durch.«
    »Da!«, rief
der Techniker. »Am Tor.«
    »Tatsächlich«,
flüsterte Lindt, als fürchtete er, gehört zu werden. »Das ist er, der Alte.«
    Eine groß
gewachsene, schmale Gestalt öffnete das schmiedeeiserne Eingangstor einen Spalt
weit, hob das polizeiliche Absperrband in die Höhe, schob sich in den Hof und zog
die Pforte hinter sich sorgfältig zu.
    Er ging
immer nur wenige Schritte, dann blieb er stehen. »Jäger auf der Pirsch«, murmelte
Oskar Lindt. Ein winziger Lichtpunkt am Kopf verriet die LED der Stirnlampe. Eindeutig
Eduard von Villing.
    »Oskar,
was will der hier mitten in der Nacht?«
    »Ich hab
keine Ahnung, Ludwig. Wenn er sich vergewissern will, ob es wirklich stimmt, dass
alles leer ist, kann er auch bei Tageslicht kommen.«
    Die Gestalt
schlich an der Wand des Wohnhauses entlang und kam nun in den eigentlichen Hofraum.
Sie zögerte erneut.
    »Der hat
das Loch gesehen«, interpretierte Willms.
    Langsam
ging von Villing weiter, blieb schließlich vor der offenen Grube stehen und beugte
sich darüber.
    Eine Minute
lang starrte er hinein, griff zwischendurch zu der Stirnlampe, um für helleres Licht
zusätzliche LEDs anzuschalten. Schließlich setzte er seine Pirsch kopfschüttelnd
fort.
    Er erreichte
die Werkstatttür, suchte in seiner Tasche herum, fand den Schlüssel und steckte
ihn ins Schloss.
    Vorsichtig
schob er die schwere Eichentür auf und schlüpfte in den Raum. Die Tür ließ er einen
Spalt breit offen.
    »Jetzt auf
Kamera eins«, meldete der Techniker. »Achtung, ich schalte sie auf

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