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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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sicher?«
    »Das hätte
ich gewusst, wenn er bei Irene …«
    »Er hat
Sie in der Vergangenheit mehrfach sehr enttäuscht, Ihr Sohn«, stellte Lindt fest.
    »Das kann
man wohl sagen«, schnaubte der Alte. »Er hatte alle Möglichkeiten.«
    »Trotz seines
erstklassigen Studiums in den Staaten hat er Ihre Spitzenranch an die Wand gefahren.«
    Von Villing
wurde rot. »Ich hab ihm verziehen. Der Börsencrash hat ihn voll erwischt – so wie
viele andere auch.«
    »Dann haben
Sie ihm noch eine Chance gegeben.«
    »Ja, aber
es war falsch, an ihn zu glauben. Er ist ein völliger Versager, eine echte Null.
Wenn er das alleinige Sagen über die Geschäftspolitik des Stahlwerks gehabt hätte,
stünden wir heute vor dem Aus. Zum Glück habe ich es rechtzeitig bemerkt und ihn
schnellstens abgelöst.«
    »Seither
ist Funkstille zwischen Ihnen.«
    »Sie können
sich vorstellen, dass so etwas – gelinde gesagt – nicht besonders harmonisch verläuft.«
    »Sie hatten
also einen Riesenkrach.«
    Der Alte
nickte. »Dabei habe ich ihm sämtliche Tantiemen gestrichen. War ja nur logisch.
Ich habe von ihm verlangt, ab sofort finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.«
    »Hat er
gearbeitet oder hatte er Rücklagen?«
    Von Villings
Gesicht wurde dunkel, besonders auffällig im Kontrast zu seinem weißen Vollbart.
»Ich hab’ ihm alles gelassen, was er aus dem Geschäftsbetrieb abgezweigt hatte.
Alles, die ganzen 250.000 Euro.«
    »Wer hat
das aufgedeckt?«
    »In der
Buchhaltung sitzen zwei Mitarbeiter, die schon sehr lange für die Firma arbeiten.
Die kamen nach zwei Jahren dahinter, dass kontinuierlich größere Beträge auf ein
privates Konto umgeleitet worden sind.«
    »Haben Sie
Anzeige erstattet?«
    Der Alte
schüttelte den Kopf. »Kam für mich nie infrage.« Er sah Lindt geradewegs in die
Augen. »Oder würden Sie Ihren einzigen Sohn ans Messer liefern?«
    »Ich habe
drei Töchter und soweit ich weiß, sind die bisher nicht auf Abwege geraten«, antwortete
Lindt. Irgendetwas an von Villings Antwort störte ihn. War es ein winziges Detail
seines Gesichtsausdrucks? Lindt wusste es nicht – noch nicht. Er schloss die Augen
und drückte die Hände an die Schläfen. Konnte das sein? Ein spontaner Gedanke hatte
sich irgendwo in seinen grauen Zellen festgesetzt. Er versuchte, den Einfall zu
verdrängen, jedoch war dieser unerwartet hartnäckig.
    Einer der
Anwälte wurde ungeduldig. »Sind Sie endlich fertig? Was sollen denn diese ganzen
Fragen über das Verhältnis unseres Mandanten zu seinem Sohn? Wir sehen überhaupt
keinen Grund, länger hierzubleiben.«
    »Bitte,
ein paar Minuten Geduld«, bat Lindt. »Ich lasse Ihnen in der Zwischenzeit etwas
zu trinken bringen.«
    Die Anwälte
wollten widersprechen, doch von Villing gebot: »Wir bleiben!«
    Lindt stand
auf und ging zur Tür. »Es dauert wirklich nicht lang. Bin gleich zurück.«
    Paul Wellmann,
der gemeinsam mit Staatsanwalt Conradi hinter der Spiegelscheibe gestanden hatte,
trug eine Flasche Wasser und drei Gläser in den Vernehmungsraum.
    »Der Gedanke
lässt mich nicht los«, sagte Lindt und begann, Conradi und Wellmann seine Hypothese
zu erläutern. »Vielleicht ist es völlig absurd, absolut daneben, aber möglicherweise
haben wir damit das Motiv gefunden; das Motiv für die Tat von vor zehn Jahren.«
    »Schon ziemlich
abstrus, was Sie sich da zusammenreimen«, meinte Conradi. »Wirklich sehr weit hergeholt.«
    Paul Wellmann
hingegen unterstützte seinen Kollegen: »Wir konnten bisher kein realistisches Motiv
herausarbeiten, wieso er damals seine getrennt lebende Frau hätte umbringen sollen.
Ich finde, dieser Gedanke wäre es zumindest wert, ihm nachzugehen.«
    Der Kurze
gab auf: »Gut, zwei gegen einen. Wenn Sie beide dieser Meinung sind, dann ordne
ich die Untersuchung an.«
    »Danke,
jetzt müssen wir nur noch warten, bis er …« Lindt warf einen Blick durch die Scheibe.
»Nicht mehr nötig.« Er betrat den Raum wieder. »Es kann sein, dass wir Sie in den
nächsten Tagen ein weiteres Mal befragen müssen. Würden Sie sich bitte zu unserer
Verfügung halten?«
    Der Alte
knurrte: »Sie wissen, wo sie mich finden. Hier in der Stadt werde ich jedenfalls
nicht bleiben.«
    Lindt öffnete
die Tür. »Bitte, Sie können gehen.«
    Er winkte
Jan Sternberg heran und wandte sich an Eduard von Villing: »Dürfen wir Sie bitten,
Ihre Schwester zu identifizieren? Unser junger Kollege wird Sie begleiten.«
     
    »Wir müssen ihm Zeit geben, Fehler
zu machen«, sagte der Kommissar zum

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