Fächerkalt
bringen, der Staatsanwalt hat allerdings nicht mitgespielt. Der hatte Angst,
sich durch einen Freispruch zu blamieren.«
»Oskar,
jetzt kriegen wir ihn. Wenn die Geschossspuren von damals zu der Waffe passen, haben
wir ihn am Wickel. Gib uns einen halben Tag und vorher eine Mütze Schlaf, dann servieren
wir ihn dir auf dem Silbertablett.«
Lindt blieb
skeptisch. »Der Alte ist ein Fuchs und du weißt ja, das Fell des Bären kann man
erst verteilen, wenn man ihn erlegt hat.«
Willms arbeitete schnell, sehr schnell.
Ein paar Schüsse aus der Waffe, mikroskopische Vergleichsanalyse der Geschosse mit
dem Projektil und …
Lindts Handy
klingelte, als er noch zu Hause am Frühstückstisch saß.
»Jawoll!
Passt! Volltreffer!«, ertönte Willms’ jubelnde Stimme so laut aus dem Lautsprecher,
dass Carla alles mithörte. »Diese Knarre ist eindeutig die Tatwaffe. Gratulation,
du hattest wieder mal das richtige Bauchgefühl.«
»Was für
ein Diensteifer, Ludwig. Das muss ich in meinem Bericht extra erwähnen«, gab Lindt
zurück. »Und ich dachte, du wolltest noch ein wenig schlafen. Kommst du nachher
zu uns ins Büro? 10 Uhr? Ich spendiere dir einen riesigen Belohnungskaffee.«
Die Freude währte leider nur kurz,
denn zur Vernehmung hatte Eduard von Villing gleich zwei Rechtsanwälte als Unterstützung
herbestellt. Die hörten sich die neuesten kriminaltechnischen Erkenntnisse geduldig
an und konterten anschließend völlig emotionslos: »Unser Mandant wusste von dieser
Waffe. Sie ist jedoch nicht sein Eigentum. Er wusste lediglich von ihrer Existenz
und ihrem Versteck. Er wird aber keinerlei Aussage darüber machen, wie er zu dieser
Erkenntnis gelangt ist. Unser Mandant hat diese Waffe niemals in der Hand gehabt.
Es gibt keine weiteren Indizien, weder Fingerabdrücke noch Schmauchspuren. Deshalb
sehen wir einen Haftgrund als nicht gegeben und fordern Sie auf, Herrn von Villing
sofort auf freien Fuß zu setzen.«
Staatsanwalt
Conradi gab sich damit nicht zufrieden. »Ihr Mandant kann eine solche Aussage nur
verweigern, wenn er damit einen sehr nahen Verwandten belasten würde.«
»Gehen Sie
einfach davon aus, dass es so ist. Diese Person werden wir selbstverständlich nicht
benennen.« Die Anwälte standen auf. »Bitte, Herr von Villing. Sie können nicht länger
festgehalten werden.«
Conradi
hatte keine andere Wahl. Er musste den Alten gehen lassen.
Oskar Lindt war sauer, stocksauer.
Rein formal verstand er die Entscheidung des Staatsanwalts, auf den er ansonsten
große Stücke hielt. Emotional hingegen fühlte er sich wie ein Angler, dem gerade
der Fisch seines Lebens vom Haken entkommen war.
Mit einer
Miene, die zeigte, dass es besser war, ihn im Augenblick nicht anzusprechen, zog
er sich in sein Büro zurück, verbat sich für die nächsten Stunden jegliche Störung
und schloss die Tür.
Kaum hatte
er an seinem Schreibtisch Platz genommen, sprang er wieder auf, riss den Telefonhörer
vom Apparat und wählte die Nummer der Pforte. »Sind die zwei Rechtsanwälte mit dem
großen weißhaarigen Mann schon raus?«
»Kommen
gerade die Treppe herunter.«
»Unbedingt
festhalten. Zurück ins Vernehmungszimmer. Ich komm runter.«
Der diensthabende
Beamte hatte alle Mühe, konnte die Anwälte und Eduard von Villing jedoch so lange
hinhalten, bis Lindt persönlich an der Pforte eingetroffen war.
»Bitte,
es wird nicht lange dauern, aber eine wesentliche Frage müssen wir Ihnen noch stellen.«
»Können
Sie das nicht hier machen?«, fragte einer der Anwälte recht ungehalten. »Herr von
Villing ist ein freier Mann.«
»Leider
geht das nicht. Wir müssen das Gespräch protokollieren.«
Widerwillig
machten die Juristen zusammen mit ihrem Mandanten kehrt.
Auch der
kleine und ansonsten sehr nette Staatsanwalt Tilmann Conradi, den alle nur den ›Kurzen‹
nannten, war nicht sehr erfreut.
»Hätten
Sie das nicht vorhin erledigen können?«
»Entschuldigung.
Der Gedanke kam mir erst gerade eben.«
Lindt wollte nichts unversucht lassen.
Er setzte auf Überraschung und Konfrontation. »Wann haben Sie Ihren Sohn eigentlich
zum letzten Mal gesehen, Herr von Villing?«, fiel der Kommissar gleich mit der Tür
ins Haus.
Dem Alten
klappte die Kinnlade herunter. »Meinen … meinen Sohn? Woher kennen Sie ihn? Was
hat Konstantin mit dieser Sache zu tun?«
»Immerhin
hat er längere Zeit in Ihrem Haus in Knielingen gewohnt.«
Von Villing
explodierte und schoss empor. »Niemals!
»Weshalb
sind Sie sich da so
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