Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
Vom Netzwerk:
geschnittenen Krähengesicht gegen ihn einleitete, auch noch überstehen und danach … danach nur noch Dienst nach Vorschrift!
    Kämpfen? So, wie er vorhin noch gedacht hatte? Nein, einfach aussitzen! Abwarten, sich zurücklehnen und einen kompetenten Anwalt beauftragen. Der sollte das Ganze für ihn durchfechten. Wozu bezahlte er schließlich seit 30 Jahren Beiträge an eine Rechtsschutzversicherung, die er noch nie in Anspruch genommen hatte.
    Lindt grübelte. Er kannte viele Anwälte, auch ganz bissige, zupackende. So ein ›Terrier in der Robe‹ wäre genau der Richtige, um dieser resoluten Oberstaatsanwältin endlich einmal ihre Grenzen aufzuzeigen.
    Seine Stimmung begann, sich ein klein wenig aufzuhellen. Ein winziger silberner Schimmer am Horizont. Ja, so würde er es machen. Ein anderer sollte für ihn kämpfen, die Kohlen aus dem Feuer holen.
    Oft genug hatte er es erlebt, wie sich die richtig schweren Jungs vor Gericht verhielten: Schweigend, unbeweglich und mit versteinerter Miene saßen sie neben ihren Anwälten, die mit der Staatsanwaltschaft die scharf geschliffenen Klingen der Rhetorik kreuzten.
    Oft genug wurde auch er, der leitende Ermittler, in die Mangel genommen.
    Oft genug war er dabei gehörig ins Schwitzen gekommen, denn diesen Juristen fiel immer wieder etwas Neues ein, um die Ergebnisse seiner Arbeit infrage zu stellen. Längst nicht jeder Prozess war so ausgegangen, wie es dem Gerechtigkeitsempfinden des Kommissars entsprochen hatte.
    Einen solchen Anwalt wollte er beauftragen. Einen richtig harten Hund. Einen, der mit allen Wassern gewaschen war. Einen, der ihn da raushauen und es allen Neidern und missgünstigen Kollegen zeigen würde!
    Aaah, er fühlte sich schon wieder viel besser. Lindt streckte die Arme zur Seite, streckte und dehnte sich, fühlte neue Energie in sich aufsteigen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    Auaah! Ein Schlag, ein stechender Schmerz. Reflexartig fuhr seine Hand nach oben, doch zu spät. Die Eichel hoch aus der Baumkrone knallte direkt auf sein rechtes Augenlid. Er sprang auf, tastete mit den Fingern. Warm, feucht. Er versuchte, das Auge zu öffnen, sah rot, kniff es sofort wieder zu. Hektisch fasste er in die Hosentasche, riss sein Taschentuch hervor, presste es ins Gesicht.
    Stöhnend ließ er sich wieder auf die Bank sinken. Wut stieg in ihm auf und mischte sich mit dem Schmerz. Musste jetzt auch noch die Natur auf ihn einprügeln? Reichte nicht, was bisher schon passiert war? Hatte es nun auch noch der Wald auf ihn abgesehen?
    Mit geschlossenen Augen griff er in seine Jackentasche und fingerte nach dem Handy. Pauls Nummer war auf der Drei gespeichert. Schon beim ersten Klingeln meldete sich sein Kollege.
»Oskar?«
    »Paul, ich bin … kannst du …« Er legte auf. So eine Blamage! Eine Eichel, mitten aufs Auge. Nein!
Das Gerät vibrierte. Lindt zögerte. Schließlich meldete er sich doch. »Paul?«
    »Was ist denn?, Gehts dir nicht gut?«
    »Ach, Mist, heute sind alle gegen mich, sogar die Bäume.«
    »Wo bist du denn?«
    »Hardtwald, immer die Linkenheimer entlang. Nimm meinen Wagen, aber komm allein.«
     
    Der ausladende Kofferraum von Lindts französischem Dienstkombi schluckte das Fahrrad problemlos. Der Kommissar ließ sich mit einem Seufzer in das weiche Velourspolster des Beifahrersitzes sinken.
»Wie siehts denn aus?«
    Paul Wellmann öffnete die kleine Wasserflasche aus der Türablage und feuchtete ein Papiertaschentuch damit an. Vorsichtig tupfte er das Augenlid seines Kollegen ab.
    »Blutet nicht mehr, Oskar, nur ein kleiner Kratzer, aber alles leicht blau. Wie ist das denn genau passiert?«
    »Frag lieber nicht. Aber wenn ich den erwische, der die Sitzbank direkt unter der Eiche aufgestellt hat, dann …!« Drohend schüttelte Lindt die Faust.
    »Sei froh, dass es keine Kastanie war. Hats denn nicht geknackt? Das hört man doch und duckt sich automatisch.«
    Lindt schnaubte: »Paul, heute Morgen, es war noch stockdunkel, da hat es auch geknackt, und ich hab reflexartig reagiert. Und was hab ich davon? Nichts als Ärger!«
»Ach was, der Kurze regelt das schon.«
    »Von wegen, der Kurze. Wisst ihr das noch gar nicht? Die ›Eiserne‹ haben sie auf mich angesetzt.«
    Wellmann zuckte zusammen: »Scheiße, tut mir leid, das hat uns noch niemand gesagt. Die ist ja echt übel.«
    Lindt hob die Schultern: »Diesmal hats mich voll erwischt. Ein wirklich schwarzer Tag heute. Kennst du Murphys Gesetz? ›Alles, was schiefgehen kann,

Weitere Kostenlose Bücher