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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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morgen früh um sieben.«
     
    Schon um 5 Uhr am nächsten Morgen brannte Licht in Lindts Büro, und der Geruch seiner Pfeife zog durch die Gänge. Bis Paul und Jan kamen, hatte er sich bereits durch sämtliche Akten gearbeitet, die Berichte der KTU und die Vernehmungsprotokolle mehrfach gelesen.
    »Schließ mal den Beamer an und setz dich an den PC «, sagte er zu Jan Sternberg. »Du kannst am schnellsten schreiben. Wir gehen jetzt sämtliche Personen der Reihe nach durch.«
    Sie trugen alles zusammen, was bis jetzt bekannt war. Die Verkäuferin, der Fahrer, die Nachbarn, das Opfer und seine Frau, die sich von ihm getrennt hatte – für jeden wurde eine separate Seite angelegt.
    »Wir mussten ihn laufen lassen«, berichtete Paul Sternberg über den Fahrer. »Er selbst hat keinen Ton gesagt, nur den Anwalt reden lassen, aber das Alibi haben wir überprüft. Zur Tatzeit war er auf Schicht in der Raffinerie, das ist sein Hauptberuf. Sieht wirklich so aus, als hätte er keine Ahnung, was er da jeden Mittwoch ausgeliefert hat.«
    »Motorrad fährt er auch nicht«, ergänzte Jan Sternberg. »Die Verkäuferin hat noch mal ganz klar bestätigt, dass nach dem Schuss eine Maschine weggefahren ist.«
    »Die Technik konnte aber keine Spuren sichern«, warf Lindt ein. »Auch die Nachbarin von oben hat nichts gesehen. Ist diese Verkäuferin wirklich glaubwürdig?«
    Wellmann hob die Augenbrauen. »Wir haben sie zweimal befragt. Im Klinikum, nachdem sie wieder ansprechbar war, und dann noch hier im Präsidium.«
    »Privatleben durchleuchten«, diktierte Lindt. »Observation veranlassen. Vielleicht steckt sie mit dem Opfer unter einer Decke. Wir müssen sichergehen.«
    »Die Beobachtung von Guths Haus im Kirchfeld war auch ohne Ergebnis«, gab Paul zu bedenken. »Wenn du mich fragst, Oskar, hat hier die Zigarettenmafia einfach einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Weg räumen lassen. Einen, der auf eigene Rechnung Kleingeschäfte gemacht hat.«
    »Der Schrotschuss würde dafür sprechen. Bleikugeln, vier Millimeter, damit schießen die Jäger sonst auf Füchse. Bei einem einzelnen Büchsen- oder Pistolengeschoss lässt sich die Waffe identifizieren, bei Schrot kann der Schuss aus jeder beliebigen Flinte gekommen sein.«
    »Ja, ich weiß schon«, antwortete Lindt. »Das Syndikat schickt einen Profikiller, der schießt und ist ein paar Stunden später schon wieder drüben im Osten. Kann sein, kann sein … Den Fahrer lassen wir trotzdem mal observieren.«
    »Bereits beantragt«, berichtete Jan. »Ab heute Nachmittag klappt das wohl.« Er griff zum Telefon: »Und die Verkäuferin melde ich auch gleich an.«
Lindt blätterte wieder in den Akten: »Die Ehefrau des Opfers wurde noch nicht befragt?«
    »Espelkamp, da oben, bei Osnabrück. Dort wohnt sie wieder bei den Eltern. Sind alle aus Sibirien übergesiedelt. Die Kollegen haben letzten Donnerstag hier bei uns angerufen. Sie waren bei ihr, um die Todesnachricht zu überbringen.«
»Wie hat sie es aufgenommen?«
    »War nicht viel rauszubringen. Alles ging auf Russisch. Die Frau hat fast nur geweint, und das Einzige, was ihr Vater auf Deutsch sagte, war: ›Kein guter Mann, wir wollten nicht, dass er unsere Tochter heiratet.‹«
»Die müssen noch mal hin, notfalls auch mit Dolmetscher.«
    Lindt griff in eine der Laufmappen und betrachtete ein Bild des Erschossenen. »Woher habt ihr das Foto?«
    »Von ihm zu Hause, stand auf dem Fernseher«, antwortete Jan. »Haben wir bei unserem ersten Besuch gleich mitgenommen und bearbeitet. Im Original sind noch Frau und Tochter mit drauf.«
    Der Kommissar blätterte durch den Stapel von Presseartikeln auf Wellmanns Schreibtisch und las laut: »Bettenverkäufer Johann G. Unschuldiges Opfer oder Kopf der Karlsruher Zigarettenmafia?«
    »Stammt aus Inkas Feder«, kommentierte Sternberg. »Schreibt ganz flott. Woher kennen Sie die denn, Chef?«
    »Ach, alte Geschichte«, brummte der und tat so, als würde er intensiv weiterlesen. »Uralte Geschichte. Erzähl ich später mal.«
    »Jedenfalls haut sie uns nicht in die Pfanne«, stellte Paul Wellmann fest. »Polizeischelte ist doch sonst journalistischer Lieblingssport.«
    »Hat alles seinen Preis«, antwortete Lindt, ohne von den Zeitungsausschnitten aufzusehen. »Aber wenn ich den Guth so anschaue …«
»Sie meinen: ›Kein guter Mann‹, Chef?«
    »An diesen Ausspruch seines Schwiegervaters hab ich gerade gedacht. Ich finde, man sieht ihm nichts Kriminelles an. Oder?«
Jan beugte sich über das

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