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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Enthüllungsbericht, der ihm mächtigen Ärger einbrachte. ›Sie haben Dienstgeheimnisse preisgegeben und das Ansehen der Polizei beschädigt!‹ Klappe halten wäre besser gewesen. Heute würde er ganz anders vorgehen. Oder? Vielleicht auch nicht. Kreative Ermittlung brauchte gelegentlich schon Umwege zum Erfolg.
    Seine Personalakte füllte sich damals mit mehreren unschönen Seiten. Zudem hatte man ihm nahegelegt, sich bald um eine Versetzung aus Konstanz zu bewerben … Als Rache rief er einige Zeitungsredakteure an. Inka bekam dort keine Aufträge mehr.
    Warum war sie jetzt nach Karlsruhe gekommen? Plante sie doch noch eine späte Retourkutsche?
    Lindt grübelte darüber, während er auf der Rintheimer Querallee weiterging. Die Dunkelheit hüllte ihn ein, schirmte ihn ab und bewahrte seine Gedanken vor dem Abgleiten.
    ›Faire Zusammenarbeit‹, ›Kein Auge um Auge‹, hatte sie gesagt. Konnte er es wirklich glauben? Sein Bauch sagte ja, sein Kopf zögerte.
    Der Preis waren ein paar exklusive Informationen der aktuellen Fälle. Keine Interna, das war klar, andererseits hatte er so eine unbürokratische Möglichkeit, Presseberichte zu steuern. Das konnte sehr nützlich sein, gerade wenn die Öffentlichkeit immer kritischer wurde. Mit der Pressestelle würde er schon klarkommen. ›Ermittlungstaktische Gründe‹, dieses Argument zog immer, um gelegentliche Eigenmächtigkeiten zu rechtfertigen.
    Je weiter er ging, desto sicherer wurde er, dass es richtig war, auf die Stimme aus seinem Bauch zu hören. Die Zeit hatte Inkas Wunden geheilt, und auch er selbst spürte keinen Groll mehr wegen dieser alten Sache. Auch, wenn er damals eigentlich gerne am Bodensee geblieben wäre … Zusammen mit ihr?
    Ob sich auch Carlas Ärger gelegt hatte? Er griff nach dem Handy. 6:50 zeigte das Display. Anrufen und erklären? Er steckte das kleine Telefon wieder weg. Zu früh. Zeit lassen. Besser jetzt noch nicht.
    Eine weitere Viertelstunde spazierte er in Gedanken, dann sah er die ersten Lichter der Kirchfeldsiedlung. Wenige Minuten später erreichte er das ausgebrannte Reihenhaus.
    Der Dachstuhl stand noch, die Nachbarhäuser schienen unbeschädigt, aber anstelle der Fenster klafften nur schwarze Löcher, und dunkle Rußschatten lagen über der Putzfassade.
    Ein Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Neureut war mit fünf Mann als Brandwache zurückgeblieben.
    Lindt wies sich aus. »Die Ursache?« Achselzucken bei der Feuerwehr. »Wahrscheinlich hats im Keller angefangen. Die Nachbarn haben was von Stichflammen erzählt.«
    »Gas?«
    »Dann wär die Bude bestimmt zusammengekracht.«
    »Waren Sie drin?«
    Die Männer verneinten. »Wir nicht, nur die Kollegen von der Berufsfeuerwehr. Zum Glück war niemand daheim. Aber wenn Sie von der Kripo sind, dann wissen Sie ja selbst, wem das Haus gehört hat.«
»Spricht sich rum, so was.«
    »Klar, hier kennt doch jeder jeden, und wenn einer totg’schossen wird, weiß man das sowieso.«
    Lindt nahm sein Handy, um Paul Wellmann zu informieren.
    »Im Haus vom Guth hats gebrannt.«
    »Habs mitbekommen, die Sirenen waren ja nicht zu überhören«, antwortete der. »Aber gestern Abend wollte ich nicht mehr bei dir anrufen.«
    Lindt zögerte kurz. »Warst du hier?«
    »Klar, sind ja nur fünf Minuten. Soll ich dich daheim abholen?«
    »Bin schon an der Brandstelle.«
    »Ohne Auto?«
    »Zu Fuß!«
    »Dann ist der rote Italiener wohl wieder draußen.«
    Lindt legte auf. An alle Einzelheiten des Pizzeria-Abends konnte er sich nicht mehr erinnern.
    »Hab ich mich danebenbenommen?«, fragte er, als Paul eingetroffen war.
    »Gestern? Nicht direkt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Na, die alten Zeiten halt.«
    »Inka? Hab ich ihr zu viel erzählt?«
    »Mach dir keine Sorgen, wir waren ja dabei.« Wellmann betrachtete das ausgebrannte Haus. »Aber nicht, dass bei dir ein altes Feuer wieder aufflammt.«
    »Hats den Anschein gemacht?«
    »Auf mich nicht, aber bei deiner Frau bin ich mir nicht so sicher.«
    »Carla? Wieso? Woher weißt du …?«
    Paul schwieg.
    Ungeduldig packte Lindt ihn an den Schultern: »Hat sie dich angerufen?«
    Wellmann schüttelte den Kopf. »Wo war deine Frau denn gestern Abend? Bei dir zu Hause ja wohl nicht.«
    »Bei euch?«
    »Oskar, wie lange kennen wir beide uns schon?«
    »Fast 30 Jahre.«
    »Und unsere Frauen?«
    »Grad so lange.«
    »Eben. Deswegen kam sie als Erstes zu uns. Keine Viertelstunde, nachdem ich daheim war. Weil du was von einem gemeinsamen Abend mit einer alten

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