Fächertraum
Bekannten gefaselt hast.«
Lindt fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Hab ich das?«
»Daran wirst du dich ja wohl noch erinnern.«
»Vielleicht …?«
»Zum Glück hast du ihr auch gesagt, dass Jan und ich mit dabei waren.«
»So ganz genau weiß ich das nicht mehr.«
Wellmann hatte jetzt Lindt an den Schultern gefasst und sah ihm geradewegs in die Augen. »Oskar, hier können wir nichts ausrichten, bevor die Brandermittler da waren. Deswegen fahre ich dich jetzt schleunigst wieder nach Hause. Unterwegs halten wir beim Bäcker, und dann frühstückst du gemeinsam mit Carla.«
»Wenn du meinst …«
»Und ob ich das meine. Blöd genug, dass du heute früh einfach so weggegangen bist.«
»Aber ich musste doch …«
»Hats was gebracht? Nein! Oskar, du bist ganz schön durcheinander.«
Wellmann schob seinen Kollegen zur Beifahrertür des Citroën, bugsierte ihn hinein, steuerte den nächsten Bäckerladen an, holte ein paar Brötchen heraus und drückte Lindt die Tüte in die Hand.
Kurz darauf bremste er in der Waldstadt. »So, hopp, raus jetzt. Lass dir Zeit.«
»Zu spät.«
»Wieso?«
»Siehst du unser Garagentor?«
»Geschlossen. Was soll damit sein?«
»Der Griff ist schräg.«
Wellmann sprang aus dem Wagen, öffnete das Tor einen Spalt, warf einen Blick in die Garage, und …
Seufzend ließ er sich wieder auf den Fahrersitz plumpsen. »Tja, Oskar, sie ist weg. Die erste Chance hast du verpasst.«
»Dann lass uns arbeiten.«
»Büro?«
Lindt bestätigte, Wellmann gab Gas.
Nach 100 Metern: »Halt, Paul. Fahr ran.« Er öffnete die Tür und schnappte sich die Bäckertüte. »Ich komme dann später nach. Duschen und umziehen. Danke!«
»Mach wieder zu. Ich weiß was Besseres. Wir beide frühstücken jetzt erst mal gemeinsam. Und zwar bei dir oben.«
11
Es wurde später Vormittag, als Lindt und Wellmann endlich im Präsidium ankamen.
»Jan, war sie da?«
»Wer? Die Eiserne? Ja, schon um acht.«
»Habs doch gespürt. Was wollte sie?«
»Soll ich wörtlich zitieren?«
»Bitte!«
»Entschuldigung, aber sie sagte: ›Diesen trägen Lindt flottmachen‹.«
»War sie enttäuscht?«
»Etwas. Unser Chef ist schon flott, hab ich gesagt. Seit dem frühen Morgen. Brand im Haus des Opfers.«
»Wie hat sie reagiert?«
»Gezischt, wie eine Schlange. Ich konnt nichts verstehen. Und weg war sie.«
»Na, wenigstens eine gute Nachricht.«
»Wieso, was …?« Dann stockte Sternberg, denn Paul Wellmann warf ihm einen warnenden Blick zu.
Lindt wandte sich um und schloss nachdrücklich die Tür seines Büros hinter sich. Gegen elf kroch er aus seinem Loch hervor, gehüllt in dichte Rauchschwaden, goss sich wortlos einen großen Milchkaffee ein und verschwand wieder.
Es war halb eins, als sich die weiß gestrichene Holztür zum zweiten Mal öffnete. Das Gesicht des Kommissars war immer noch angespannt. »Bin zum Essen weg.«
Im Hinausgehen warf er Wellmann einen schnellen Blick zu: »Mit Carla, wenn es dich beruhigt.«
Um zwei kehrte Oskar Lindt zurück. Paul schaute ihn prüfend an.
»Geht wieder.« Die Tür zum Chefbüro klappte zu.
»Lass ihn«, sagte Wellmann zu Jan. »Dauert noch.«
Gegen halb vier trat Ludwig Willms ins Büro der Mordkommission. »Heute Nachmittag wollten wir ohnehin das Haus von Guth auf den Kopf stellen. Jetzt wurden unsere weißen Overalls halt etwas rußig.« Er reichte Wellmann eine Mappe. »Vorläufig. Die Einzelheiten kommen später.«
»Spuren von Öffnungswerkzeug am Schloss der Haustür«, las Paul laut.
Willms nickte. »War voller Ruß, aber nach dem Reinigen haben wir die typischen Kratzer festgestellt.«
»Können die auch von einem Schlüsseldienst stammen?«
»Theoretisch schon, waren aber ziemlich frisch.«
»Weitere Spuren?«
»Brandbeschleuniger konnten wir in allen Stockwerken nachweisen. Wahrscheinlich Benzin. Wird noch untersucht. Der Spürhund hat gleich angeschlagen.«
Lindt war aus seinem Büro getreten und lauschte Willms’ knappem Bericht.
»Also wollte jemand Spuren vernichten.«
»Denke ich auch. Wer nur einsteigt, um etwas zu suchen, der bringt nicht gleich zwei Kanister Sprit mit.«
»So viel?«
»Mindestens 20 Liter, eher mehr.«
»Hattet Ihr beim ersten Mal schon nach Fingerabdrücken und DNA -fähigem Material gesucht?«
Willms schüttelte den Kopf: »Wir sollten uns nur mal kurz umschauen.«
»Das wird sie uns um die Ohren hauen, die Frau Oberstaatsanwältin. Grober Ermittlungsfehler, Lindt! Aber auf einmal mehr
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