Fächertraum
ihre Augen auf. »Das waren wir ganz bestimmt nicht. Großes Ehrenwort.«
»Wer dann?«
»Keine Ahnung … wieso fragst du das?«
»Vielleicht habt ihr ja jemanden gesehen, der aus dem Haus kam, bevor das Feuer losging.«
»Seid ihr auch von der Polizei?«
Die Kommissare nickten synchron: »Hmm – hmm.«
»Aber ihr habt ja gar kein Blaulicht.«
Wellmann bückte sich, griff hinter den Sitz, zog die Magnetleuchte heraus und setzte sie aufs Dach.
»Glaubt ihr uns jetzt?«
»Einschalten!«
Lindt drückte den orangefarbenen Knopf, und das Signal flammte auf. »Reicht das?«
Die beiden Jungs strahlten.
»Also, wen habt ihr gesehen?«
Keine Antwort.
»Raus mit der Sprache!«
Stille.
»Ein Mann?«
»Wir müssen jetzt heim.« Die beiden stiegen auf.
»Sollen wir eure Eltern fragen, ob ihr gestern Abend zu Hause wart?«
»Frag doch«, gab der Ältere trotzig zurück.
»Mach ich, in welchem Haus wohnt ihr denn?«
»Das musst du schon selbst rausfinden.« Schneller, als die Kommissare reagieren konnten, strampelten die beiden davon und verschwanden um die nächste Ecke.
Lindt hopste in den Wagen. »Komm, die kriegen wir noch.«
Wellmann schüttelte den Kopf: »Oskar, willst du zwei Kinder verfolgen?« Er nahm lächelnd sein Handy, suchte kurz im Speicher und drückte die Ruftaste.
»Ja, Paul hier. Ist der Kurt noch da?«
Nach kurzer Pause meldete sich der Gesuchte.
»Diese beiden kleinen Brandstifter vom Kirchfeld, kannst du mir sagen, wo die wohnen? … Nein, diesmal waren die es nicht … Aber wir glauben, dass sie was wissen … Ach so … Ja, wenn du Zeit hast …
Er kommt gleich. Bei ihm sind die beiden vielleicht gesprächiger. Uns will er allerdings nicht dabeihaben.«
»Na dann«, fügte sich Lindt, ging um den Citroën herum und begann, im Kofferraum herumzusuchen. »Wusste ich es doch.« Er griff tief in einen seiner Gummistiefel, zog eine Plastiktüte heraus, langte hinein und brachte eine viereckige Blechdose ›Navy Flake‹ zum Vorschein.
Mit seinem Taschenmesser fuhr er unter den Rand, unterbrach ›plopp‹ das Vakuum und öffnete den Deckel. Zufrieden begann er, die oberste Lage des Presstabaks zu zerkrümeln und in den Kopf seiner dunkelbraunen gebogenen Pfeife zu füllen.
Wellmann schaute ihm zu. »Der Hauptkommissar nimmt sein wichtigstes Ermittlungswerkzeug in Betrieb, also steht der Aufklärung des Falles nichts mehr im Wege.«
»Veräppeln kann ich mich selbst«, brummte Lindt.
»Gestern Abend dachte ich schon, du willst auf Rotwein als Hilfsmittel umsteigen.«
»Versuch beendet. Kein Ermittlungserfolg eingetreten.«
»Bist du wieder klar mit Carla?«
»Na ja … einigermaßen.«
Wellmann unterließ weitere Fragen, lehnte sich neben Lindt an den Wagen und betrachtete das ausgebrannte Haus.
»Wer kann zu dieser Tür reingehen, ohne aufzufallen?«
»Wann wurde der Brand denn gemeldet?«
»Muss wohl halb zehn gewesen sein«, überlegte Wellmann. »Carla war kaum eine Viertelstunde bei uns, da rückte auch schon die Feuerwehr aus.«
»Fährst du immer hinterher?«
»Ach, ich war der Meinung, es wäre besser, wenn die beiden Frauen allein …«
»Eine günstige Gelegenheit, sich zu verdrücken.«
»Sie hatte sich ja schon etwas beruhigt.«
Lindts Pfeife war ausgegangen. »Noch zu feucht, der frische Tabak.« Er riss ein Streichholz an, suchte Windschutz hinter der offenen Fahrertür, stopfte nach und musterte wieder den Eingangsbereich.
»Hatte unsere Technik eigentlich den Strom abgestellt?«
»Das war Jan, als wir das erste Mal hier waren.«
»Dann war auch die Außenleuchte tot.«
»Ohne Strom funktioniert der beste Bewegungsmelder nicht.«
»Also lag die Haustür im Dunkeln.«
»Die Hecke der Nachbarn macht zusätzlich noch Schatten.«
»Wie lange braucht ein Profi für ein normales Schloss?«
»Zwanzig Sekunden.«
»So schnell?«
»Sagt Ludwig.«
»Ob die Jungs wirklich um diese Zeit noch unterwegs waren?«
Ein Streifenwagen bog um die Ecke und hielt neben Lindts Citroën.
»Jetzt bin ich aber echt gespannt, ob er sie aufgetrieben hat.«
Der Beamte ließ die Scheibe runter.
»Keiner daheim, haben sich bestimmt irgendwo verkrümelt. Die Nachbarin wusste was von einem Elternabend gestern. Vater und Mutter mussten hin, jeder in eine andere Klasse. Da gibts wohl auch Probleme.«
»Und heute sind die Eltern schon wieder weg?«
»Arbeiten noch.«
»Das können die beiden Rabauken ja schön ausnutzen.«
»Bestimmt, so wie ich sie kenne. Gegend
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