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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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haben wir hier nur Eins-a-Zuchtpilze! Ist doch sonnenklar! Oder?«
    Sie schüttelte nur den Kopf, nahm Knoblauch und Zwiebel wieder zu sich, begann zu schälen und zu hacken.
    In bestem Olivenöl knusprig gebraten und dann mit heißer Pasta vermischt, gehörten Pilze bisher zu den absoluten Favoriten in der Küche von Carla und Oskar. An diesem Abend schoben sie sich aber gleichzeitig und gegenseitig die ersten Gabeln voll in den Mund …
     
    Schwer verdaulich, diese Champignons – das Gericht lag vor allem Oskar schwer im Magen. Erst konnte er nicht in den Schlaf finden, dann träumte er völlig wirr:
    Zwei weiße Elefanten, ein großer und ein kleiner, schwebten durch die Luft. Sie segelten völlig mühelos mit riesigen flatternden Ohren. Direkt über ihm. Auf und ab. Mal näher unten – er sah langes zotteliges Fell –, mal weiter oben, in einem dunkelgrauen, unfreundlichen Herbsthimmel. Plötzlich waren sie verschwunden, gelandet. Oben auf einem dicken Baum? Weg, einfach so! Er sah sie nicht mehr, aber der Baum wuchs und wuchs. Eine Kiefer? Nein, dieses Mal eher eine knorrige alte Eiche. Direkt vor ihm schob sie sich Meter für Meter aus der Erde. Erst langsam, dann immer schneller. Mit weit zurückgebogenem Kopf sah er ihr nach. So lange, bis sie mit ihrer breiten Krone oben am bleifarbenen Himmel anstieß. Das gab eine richtige Erschütterung. Der Boden bebte unter seinen Füßen.
    Er blickte nach unten, dann wieder hinauf, doch zu spät. Die Elefanten fielen herunter, rasend schnell, direkt in seine Richtung. Im Fallen drehten sie sich. Jetzt ragten die Beine nach oben, zwei weiße runde Rücken mit wuscheligem Zottelfell – seit wann haben Elefanten ein solches Fell?
    Sie kamen geradewegs auf ihn zu. Er konnte sich nicht rühren, stand fest verwurzelt. Seine Beine versanken wie in Treibsand. Tief und immer tiefer. Die Elefanten würden ihn erdrücken, zerquetschen.
    Plötzlich waren es keine Elefanten mehr, sondern weiße Pilze, ein ganzer Korb voll mit riesigen Champignons, die auf ihn herunterprasselten. Kurz vor dem Aufprall schreckte er schweißgebadet hoch.
    Geistesgegenwärtig nahm er das dünne Schulheft vom Nachttisch. Der Schein des Dreiviertelmondes reichte zum Schreiben.
    »Sie hatten Knollen, grüne, unten, alle!«, erzählte er später Carla am Frühstückstisch.
     
    Lindt trug das schmale Schulheft ständig bei sich. In der rechten Gesäßtasche seiner schwarzen Jeans steckte die Geldbörse, links das Heft. Für dienstliche Notizen nutzte er den kleinen Spiralblock irgendwo zwischen Tabakdose und Pfeifen in einer der ausgebeulten Taschen seiner Cordjacke. Dort riss er auch oft ein Blatt heraus, um einen Auftrag darauf zu notieren.
    Das Traumheft dagegen durfte nicht verändert werden. Keine Seite sollte fehlen. Alles, was er einmal mit bewusst sorgfältiger Schrift hineingeschrieben hatte, besaß für ihn einen ganz besonderen Wert.
     
    Häufig kam er schon ganz früh ins Präsidium, um die morgendliche Stille zu nutzen. An diesem Tag war er allerdings eher spät dran.
    Erst lange nach dem Albtraum hatte er wieder Ruhe gefunden, und Carla ließ ihn schlafen. Ihr war es recht, dass er nicht wie sonst schon in aller Herrgottsfrühe durch die Wohnung geisterte.
    Vielsagend schaute Jan Sternberg zur großen Wanduhr, als der Erste Hauptkommissar das Büro betrat. Lindt ignorierte den Blick, brummte nur: »Was Neues?«, und bevor Sternberg antworten konnte, setzte er nach: »Aber keine Pilze und keine Elefanten, bitte!«
    »Keine was?«
    »Ach, vergiss es!«
    »Es gibt wirklich Neuigkeiten, Chef.« Sternberg hielt ihm eine Meldung hin. »Nichts mit Tieren oder Pflanzen, aber in der Natur hat sich das trotzdem abgespielt.«
    Aufmerksam las der Kommissar die Meldung der französischen Gendarmerie und fixierte dann seine beiden Mitarbeiter: »Können wir das Wrack kriegen?«
»Wieso denn das, Oskar? Misstraust du unseren Kollegen?«
    »Natürlich, die kennen doch die Zusammenhänge gar nicht. Diese Karre muss hierher, nach Karlsruhe, in unsere Fahrzeughalle. Ich möchte sie sehen, und Ludwig soll sie untersuchen. Jan, dein Französisch ist am besten, ruf bitte in Colmar an.«
    »Und wie soll ich das begründen?«
    »Na, wie wohl? Beweismittel in einem Tötungsdelikt!«
    »Wie … wieso … ich war der Meinung …«
    »Sei doch nicht so begriffsstutzig. Suizid, Unfall, Totschlag, Mord – was wissen wir denn schon? Bis jetzt noch herzlich wenig. Also los, ans Telefon! Einen Abschleppwagen kannst du

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